Wien, 3.9.2004
Die derzeitige Geiselnahme zweier französischer Journalisten im Irak ist sicherlich kontraproduktiv für den arabisch-islamischen Widerstandskampf gegen das imperialistische Massaker. Daher verurteilen sowohl die antiimperialistischen Kräfte in der arabischen und islamischen Welt als auch die islamische Gemeinde in Frankreich die Geiselnahme und fordern eine sofortige und bedingungslose Freilassung der Franzosen.
Nur jene Regime sollen zur Verantwortung gezogen werden, die tatsächlich auf der Seite der USA die jüngste Aggression gegen den Irak verübt haben und die weiterhin die Besatzung unterstützen. Jene Länder, die nicht direkt in dem Angriff involviert waren sollten von Vergeltungsschlägen in diesem assymetrischen, defensiven antiimperialistischen Krieg ausgenommen sein.
Nur so werden die armen und unterdrückten Volksmassen der Welt, inklusive dieser Schichten in den imperialistischen Zentren (die mehrheitlich nicht dem islamischen Glauben angehören) den irakischen Befreiungskampf unterstützen – eine Unterstützung die auf lange Sicht nötig für den Sieg sein wird. Dieser heroische Kampf kann und darf nicht in Geiselhaft obskurer Kräfte genommen werden, die damit den universalistischen und vereinigenden Charakter gegen das US-Imperium zerstören.
Dennoch kann niemand bestreiten, dass der permanente und präemptive Krieg des US-Imperiums auch als ein Kreuzzug gegen den Islam gemäß der Doktrin des Kampfes der Kulturen geführt wird. Und es gibt nicht nur die amerikanisch-protestantische fundamentalistische Ausgabe dieses Kreuzzuges, sondern auch eine französisch-säkularistische fundamentalistische. Mit dem Ausschluß von Mädchen die ein Kopftuch tragen von öffentlichen Schulen beweißt der französische Staat, dass er nicht weniger undemokratisch ist als sein amerikanisches Ebenbild.
Anstatt in eine kollektive chauvinistische Hysterie zu verfallen, sollte die französische Gesellschaft angesichts dieser dramatischen Ereignisse innehalten und ihren chauvinistischen und diktatorischen Schritt vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Versuche, die Welt in ein Guantanamo Gefängnislager für all jene, die dem westlichen imperialistischen Kapitalismus widerstehen, zu verwandeln, überdenken. Zumindest jene, welche behaupten demokratische Interessen aller Völker dieser Erde zu verteidigen, sollten dies tun.
Die Tatsache allein, dass nun selbst französische moslemische Führer dazu gezwungen sind, vom Kampf gegen das antidemokratische Verbot Abstand zu nehmen, zeigt die politische Kontraproduktivität der Geiselnahme. Nicht alle politischen Probleme können mit bloßer Gewalt gelöst werden, manche benötigen langfristige politische Anstrengungen um Leute zu überzeugen. Der irakische Widerstandskampf sollte nicht mißbraucht werden, um auf die Unterdrückung der französischen islamischen Gemeinschaft hinzuweisen. Dafür gibt es andere Mittel.
Freiheit für die französischen Geiseln!
Für eine Aufhebung des französischen antidemokratischen Verbots des Hijab!
Für ein Ende der Besatzung in Irak und Palästina – Unterstützt den Widerstand!