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Von allem ein bisschen

31. Januar 2005

Erster Bericht aus Porto Alegre

Das Weltsozialforum findet in einer aufgelassenen Industriezone in der Nähe des Meeres statt. Dort befinden sich verschiedene Hallen, von denen jede einen anderen thematischen Sektor beherbergt. Der Bezugspunkt für alle ist der Gasometer, das heißt ein alter Schornstein, der mit ein bisschen Grün umgeben ist. Dort steht auch ein riesiges, sechsstöckiges Gebäude, in dem die verschiedenen Servicestellen des Sozialforums, etwa der Internet Point, das Pressezentrum, die Cafeteria, das Kino, verschiedene Laboratorien etc. untergebracht sind. Rund um den alten Schornstein herum wurde ein richtig gehender Bazar eingerichtet, Stände mit politischem Material, aber vor allem mit politisch verpackten Verkaufsartikeln und Handwerksprodukten. Es gibt auch jede Menge improvisierter Verkaufsbuden, die Getränke und Eis anbieten. Porto Alegre ist kein Touristenzentrum und daher versucht der ärmste Teil der Bevölkerung von der Gelegenheit zu profitieren und ein bisschen Geld einzustreifen. In der Nähe des Schornsteins ist das Jugendcamp gelegen: Zelte und Stände, die Lebensmittel und Speisen verkaufen, Getränke und Kunsthandwerk. Sehr dünn gestreut sind die tatsächlich politischen Stände. Aber die Jugendlichen sind sehr zahlreich, man vermeint ein wenig die Atmosphäre von Woodstock zu spüren. Die Spiele wurden offiziell am 26. Januar eröffnet, mit einer Demonstration, die am Nachmittag ins Zentrum der Stadt zog. Es nahmen nicht mehr als 20.000 Menschen teil. Die Demonstration zeichnete sich durch das Fehlen eines dominierenden Themas aus, abgesehen vom obligatorischen Slogan „Eine andere Welt ist möglich“. Es gab von allem ein bisschen. Transparente, die zur Unterstützung der Intifada und des Widerstandes der unterdrückten Völker aufriefen, fehlten nicht. Der irakische Widerstand wurde allerdings nicht erwähnt. Es gab wirklich alles und davon noch mehr, sogar eine Gruppe von Demonstranten der jüdischen Gemeinde Brasiliens, die alle blau-weiß angezogen und mit israelischen Fahnen ausgestattet waren. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Israel für den Frieden, Palästina ist Gefangener seines eigenen Terrorismus“. In Italien, in Europa, wäre so etwas auf einer solchen Demonstration nicht möglich gewesen, doch hier ist diese Provokation nicht einmal verstanden worden.

Campo Antiimperialista,
28. Januar 2005

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