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Ein Tag nach dem „Waffenstillstand“ von Sharm el Scheich

11. Februar 2005

Der Alltag der Besatzung in Palästina geht weiter

Gleiche einen Tag nach dem Gipfeltreffen in Scharm el Scheich, an dem Abbas, Sharon, der ägyptische Präsident Mubarak und der jordanische König ein „Ende der Gewalt“ verkündeten, setzten die israelische Armee ihre Übergriffe in den palästinensischen Gebieten fort. In verschiedenen Orten gab es sechs verletzte Palästinenser. Die internationalen Medien berichteten nur über das Gipfeltreffen, das als „Licht am Ende des Tunnels“ bezeichnet wurde.

In Westjordanland schloss die Armee die Militärsperren von Houarra und Beth-Iba (die beiden Eingänge von Nablus) und riegelte die Stadt hermetisch ab. Die Durchfahrt wurde auch Rettungswagen verweigert. In der Umgebung von Jenin wurden die Gebiete bis zum Jordantal unter strikte militärische Abriegelung gestellt und die Checkpoints bei Tayasier und Alhamra für die arabische Zivilbevölkerung geschlossen.
Bei Tulkarem wurde das Dorf Qiffien unter Einwurf von Lärmbomben gestürmt. Es wurden mehrere Häuser durchsucht und verwüstet. Der 24-jährige Rabi` Yussuf Ammar wurde verhaftet.
In Balaa bei Nablus wurde der 23-jährige Ahmad Kittanah bei einer Militärsperre am Dorfeingang verhaftet. An der selben Sperre mussten Dutzende Autos stundenlang warten und es wurden mehrere Personen gezwungen, im Regen zu stehen.
In Qalqilya verlangsamten die Besatzungstruppen die Bewegung an den Militärsperren. Die Straßen von Wadi Qana und Jensafut blieben den zweiten Tag versperrt. In Hebron griffen die Siedler das Haus von Yussuf Sharbati an. Die Hausmauer wurden nieder gerissen und die Möbel zerstört bzw. gestohlen. Bei Bethlehem stürmte die Armee die Dörfer Sawahra und Khadra. Es wurden mehrere Häuser gestürmt und mehrere Personen verhaftet. Das Gymnasium von Khadra wurde gestürmt und die Schüler von den Soldaten angegriffen.
Am Jordan-Grenzübergang wurde dem Jerusalemer politischen Aktivisten der Anti-Mauer-Kampagne, Said Yaqin, die Ausreise verweigert. Am Grenzübergang von Rafah wurde einer Lehrerdelegation die Ausreise nach Ägypten verboten. Die Delegierten waren auf der Reise zu einer pädagogischen Konferenz in Kairo.

Die Gefangenen

Während die Medien die Freilassung von hunderten palästinensischen Gefangenen verkündeten, wurde die Administrativhaft* von 16 palästinensischen Gefangenen auf weitere sechs Monate verlängert. Die Anwälte zeigen sich über die gesundheitliche Lage einiger Gefangener besorgt, denen die Verwaltung der Gefängnisse die Behandlung in den Spitälern verweigert. Unter ihnen Nidal Sayel, der sich wegen Folter beim Verhör in einem kritischen Zustand befindet.

Der Landraub geht weiter

Die Militärbehörde gab den Befehlt, weitere zwei Donum** in der Umgebung von Yatta östlich von Hebron zu konfiszieren. Der Militärbefehl Nr. T-16-5 stellt den Besitzern eine Frist von zehn Tagen, um Einspruch zu erheben. Erwähnenswert ist, dass dort eine Gruppe radikalzionistischer Siedler ihr Lager aufgeschlagen hatte, um den Kern einer neuen Siedlung zu schaffen. Im Januar 2005 wurden bisher 1550 Donum im Westjordanland konfisziert.

Der Mauerbau geht weiter

Ein israelischer Gerichtshof gab den Einwohnern des Dorfes Nuuman bei Jerusalem eine Frist von einer Woche, um eine Vereinbarung mit den Behörden zu erreichen. Die Mauer soll östlich des Dorfes verlaufen, was die Annektierung durch „Israel“ bedeutet. Laut Radio Israel leben im Dorf 25 Familien. Israel behauptet, das Dorf liege im Verwaltungsgebiet „Westjerusalem“, aber Radio Israel gibt bekannt, dass die arabischen Einwohner keine israelischen Ausweise tragen.

9. Februar 2005

*Administrativhaft: Eine administrative Strafe, durch welche ein Palästinenser ohne Gerichtsurteil und nur durch eine Militärverfügung sechs Monate im Gefängnis bleiben kann. Die Strafe ist ohne Beschränkung verlängerbar.
** Donum: Eine Messeinheit für Land. Ein Donum = 1000 Quadratmeter

Quelle: www.palestine-info.info

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