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Häftling in CIA-Gefängnis erfroren

6. März 2005

Afghanistan

aus:
SPIEGEL ONLINE – 03. März 2005, 18:04
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,344590,00.html

Sie zogen ihm seine Kleider vom Leib und ketteten ihn nackt auf den Betonboden. Es war Winter, es war kalt. Am nächsten Morgen war der Häftling eines geheimen CIA-Gefängnisses in Afghanistan erfroren.

Washington – Der Gefangene habe die Nacht ohne Decken auf dem Boden verbracht, zitiert die „Washington Post“ Aussagen von vier US-Regierungsvertretern, die den Fall kennen. Ein Offizier des US-Geheimdienstes CIA soll diese Aktion im November 2002 gegenüber afghanischen Wärtern eines geheimen Gefängnisses nördlich von Kabul angeordnet haben – als Strafe für den fehlenden Kooperationswillen des Häftlings, berichtet das Blatt.

Ein CIA-Mediziner stellte laut dem Bericht in einer Autopsie Unterkühlung als Todesursache fest. Der Leichnam wurde auf einem nicht näher bezeichneten Friedhof begraben, auf dem afghanische Soldaten liegen, heißt es. Die Familie des Toten wurde nie benachrichtigt, der Tote steht auf keiner Häftlingsliste. „Er ist einfach verschwunden“, sagte ein US-Regierungsvertreter dem Blatt. Bis zu seinem Tod habe man dem Mann keine Verbindung zur Terrororganisation al-Qaida nachweisen können. Er sei in Pakistan festgenommen worden. „Möglicherweise hatte er Verbindungen zu Leuten, die Verbindungen zu al-Qaida hatten“, sagte ein Regierungsvertreter der „Washington Post“. Der CIA-Offizier wurde nach Angaben zweier Regierungsvertreter befördert. Der US-Geheimdienst untersucht den Fall.

Die Wärter, die vom CIA bezahlt und beaufsichtigt wurden, arbeiteten in einem leer stehenden Lagerhaus mit dem Codenamen „Salzgrube“. Nach Informationen der „Washington Post“ begannen die Amerikaner das Gelände nördlich von Kabul kurz nach ihrem Einmarsch in Afghanistan im Oktober 2001 zu nutzen. Sie finanzierten den Betrieb der Anlage, setzten afghanische Wärter ein und entschieden über die Inhaftierungen. „Wir gaben das Geld, aber es war eine afghanische Angelegenheit“, sagte ein US-Geheimdienstoffizier.

Die Tatsache, dass der Fall mehr als zwei Jahr lang geheim geblieben ist, verdeutliche, wie wenig über die Methoden der Gefangenenbehandlung des CIA bekannt sei, schreibt die „Washington Post“.

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