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Hebron – eine besetzte Stadt

29. September 2005

Hebron macht die israelische Siedlungspolitik deutlich, welche die Präsenz radikaler jüdischer Fundamentlisten mit einer starken anti-arabischen Ideologie inmitten einer palästinensischen Stadt unterstützt und fördert.
Hebron ist seit Juni 1967 unter israelischer Besatzung. Israels erste Siedlung in der Westbank, Kiryat Arba´, wurde an die Grenze Hebrons gebaut. Nach dem Abkommen vom Jänner 1997 über den Rückzug der israelischen Armee wurde Hebron in zwei Sektoren geteilt. Sektor H1 (80% der Gemeinde) steht unter palästinensischer Autonomiehoheit, der Sektor H2 (20%) befindet sich unter israelischer Kontrolle. Sektor H2 umfasst Teile der Altstadt, auch die al-Ibrahimi-Moschee, und das in ihr befindliche Grabmahl der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, ein Heiligtum für Moslems und Juden(Foto). In Sektor H2 leben 40 000 Palästinenser und ungefähr 500 Siedler, die meisten von ihnen kommen aus den Vereinigten Staaten. Die Präsenz der Siedler und der 4000 Soldaten (laut Christian Peacemakers Team – CPT), die diese beschützen, erklärt die Spannung in der Stadt. Belästigungen, Vandalismus und Gewaltakte gegen die dort wohnende palästinensische Bevölkerung stehen an der Tagesordnung. Der „Settler Violence Report 82“ von Ahmad Jaradat spricht im Zeitraum 15.7. – 15.8. 2005 von 14 Gewaltakten gegen Palästinenser und deren Eigentum, ausgehend von Siedlern und unterstützt durch die israelische Armee: Geschäftszerstörungen, Überfälle mit Körperverletzungen, Landenteignungen usw.
werden hier angeführt. In den letzten Jahren wurden hunderte Palästinenser gezwungen ihre Geschäfte zu schließen. Grund dafür sind Provokationen und Einschüchterungen von Siedlern und Soldaten, die Straßen mit Zementblocks absperren und die palästinensischen Autofahrer daran hindern die Stadt zu erreichen. Der bekannte Markt, der alte Souk, ist teilweise wie ausgestorben. (Foto) Siedler besetzten die oberen Stockwerke der Gebäude und werfen nun ihren Mist in das Marktareal. (Foto) Viele Häuser wurden vom israelischen Militär okkupiert und zu Militärstützpunkten, Checkpoints oder zu Wachtürmen umfunktioniert. (Foto) Palästinenser müssen eine Drehtüre und einen Checkpoint passieren, wollen sie in die al–Ibrahimi – Moschee beten gehen. (Foto)Willkürakte der israelischen Soldaten an den Checkpoints gehören zum Alltagsleben der Palästinenser. All diese Aktionen machen das Leben der Palästinenser unerträglich.

Hebron zeigt sehr deutlich, welche geopolitischen und strategischen Ziele die israelische Politik verfolgt, nämlich ihre eigene Bevölkerung in besetzten palästinensischen Gebiete anzusiedeln. Dabei existieren Allianzen zwischen dem Staat Israel und extremistischen Siedlergruppen, wie Gush Emunim. Das erklärt einmal mehr, warum die israelische Armee keine Anstalten dazu macht, die palästinensische Bevölkerung vor Gewalttaten der Siedler zu beschützen.
Offensichtlich verfolgt die israelische Regierung gemeinsam mit der Siedlergemeinde in Hebron und deren Unterstützern in Israel den Plan, Hebrons arabische Altstadt in eine jüdische Stadt um zu transformieren. Ziel ist die Ausdehnung der Siedlung in Hebron und deren Verbindung mit Kiryat Arba´.

Natascha Zotter

Natascha Zotter ist Aktivistin der Antiimperialistischen Koordination in Wien. Sie nahm an der Solidaritätsreise nach Palästina „Risse in der Mauer“ teil.

Quelle: Occupation in Hebron; Patrick Mueller 2004, a publication of The Alternative Information Center

Das Massaker in der al-Ibrahimi Moschee

Am Morgen des 25. Februar 1994, in dem für Muslime heiligen Monat Ramadan waren Hunderte von Palästinenser in der Haram al-Ibrahimi Moschee versammelt um zu beten. Plötzlich betrat Dr. Baruch Goldstein, ein Siedler aus Kiryat Arba´ und Mitglied der Karch- Partei in Militäruniform die Moschee und schoss in die nach Mekka gerichtete, betende Menschenmenge, erschoss dabei 29 Männer und Jugendliche und verwundete nahezu zweihundert schwer. Die Einschusslöcher kann man heute noch dort sehen. (Foto)
Nach diesem Massaker an betenden Palästinensern fanden im Westjordanland und im Gazastreifen Demonstrationen statt. Dabei tötete die israelische Armee zwölf weitere Palästinenser in der Nähe des Krankenhauses in Hebron. Eine Ausgangssperre wurde über Hebron verhängt, die Gegend um die Moschee wurde zur „Sicherheitszone“ erklärt. Neun Monate war es den muslimischen Palästinensern untersagt, die Moschee zu besuchen. Jüdische Siedler hingegen durften sich weiterhin frei bewegen. Goldsteins Witwe versuchte die Überlebenden des Massakers zu beschuldigen, ihren Mann umgebracht zu haben. Heute ist sein Grab eine zentrale Pilgerstätte für ultrarechte Anhänger des verstorbenen Meir Kahane, meistens Siedler der radikalen Siedlungen im Westjordanland.

Quelle: Palestine guidebook; Alternative Tourism Group

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