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Praktische Solidarität

29. September 2005

Mitarbeit in Olivengärten, die von Enteignung bedroht sind

Abed Alfatah Nimer Abed Rabou lebt heute im Flüchtlingslager Deheisheh (Bethlehem). Seiner Familie gehörte ein ganzes Tal in der Nähe von Beit Jala, bevor es für die illegalen Siedlungen in diesem Raum von Israel konfisziert wurde (siehe Kasten: Landraub um Beit Jala). Heute bepflanzt Abed einen Teil des kargen Bodens, der der Siedlungspolitik der Israelis zur Schaffung eines jüdischen Großjerusalem und eines Ghettos Groß-Bethlehem noch zum Opfer fallen soll. Es ist Teil seiner Art Widerstand zu leisten. Immer wieder tauchen israelische Soldaten auf, die ihm und den Leuten, die mit ihm arbeiten, mit Verhaftung drohen, wenn sie nicht verschwinden, oder selbstherrlich die Dokumente verlangen, die den Besitz des Landes bestätigen. Abed lässt sich nicht einschüchtern und bringt mit seiner Standhaftigkeit und ruhigen Anwesenheit das elementare Recht der Palästinenser auf ihr Land zum Ausdruck.

Wir können drei Tage lang bei der Kultivierung des Bodens mithelfen. Die schmale Straße zu den Hängen ist wegen der „roadblocks“ nur zu Fuß oder für den Esel passierbar, das heißt, dass das Wasser für die jungen Bäumchen in Kanistern hingetragen werden muss. Jedes von ihnen wird sorgsam gegossen, denn das Wasser ist rar und muss mühsam hergeschleppt werden. In der Siedlung Har Gilo am gegenüberliegenden Hügel oder in der riesigen Siedlung Gilo ist das Grün nicht zu übersehen. Dort gibt es Wasser aus dem Wasserhahn im Überfluss.
Wir bauen um die jungen Bäume Hügel aus Steinen, damit das Wasser um die Wurzeln besser gespeichert wird und in der Hitze nicht so rasch verdunstet. Weiters roden wir ein paar Terrassen von Gestrüpp um den Kulturpflanzen mehr Luft und Raum zu geben.

Am letzten Nachmittag will uns Abed noch zeigen, was es für Schätze in diesem Landstrich gibt. Es sind sprudelnde Quellen in dieser kargen Landschaft, die zum Baden einladen, und der mit ca.5000 Jahren älteste Olivenbaum Palästinas. Als wir in die Nähe der Quellen kommen, werden wir von israelischen Soldaten (oder Polizisten?) und einem Siedler aufgehalten. Es vergnügen sich Siedler im kühlen Nass! Die Quellen haben sie sich zwar noch nicht einverleibt, aber sie nehmen sie in Besitz, wann immer sie es wollen. Im Sinne der Apartheidpolitik wird auch uns, den Ausländern in Begleitung eines palästinensischen Bauern, der Zugang zu den Quellen verwehrt. Die Demütigung unseres Freundes ist auch für uns schmerzlich spürbar.

LANDRAUB UM BEIT JALA

Beit Jala, eine der drei Städte, die Groß-Bethlehem bilden, hatte früher ein landwirtschaftlich höchst ertragreiches Umland – Olivenhaine, Obstgärten und Weingärten. Ein großer Teil dieses Landes fiel der israelischen Kolonisierung zum Opfer. Die illegalen Siedlungen Gilo, Har Gilo und Giv´at Hamatos sowie zwei großzügige Siedlerstraßen und zwei Tunnels wurden darauf gebaut. Gilo entstand zwischen 1971 und 1979, hat heute an die 30 000 Siedler und trennt Bethlehem von Jerusalem. Har Gilo liegt im Westen von Beit Jala auf 350 Dunum gestohlenem Land und schließt Beit Jala im Westen ab. Dem Bau der Apartheidmauer in diesem Gebiet fällt weiterer palästinensischer Boden zum Opfer. Die Siedlung Giv´at Hamatos wurde 1991 auf 310 Dunum konfiszierten Landes errichtet und soll jetzt um 3600 Hauseinheiten vergrößert werden. Damit wird dann Bethlehem vollständig von Jerusalem getrennt und der Würgegriff um den Großraum Bethlehem ist lückenlos – mit den Siedlungen, der Mauer und drei Checkpoints. Notfalls dienen die Siedlungen auch als Militärstützpunkte. Während der al-Aqsa Intifada wurde von Gilo aus – wie von einer Festung – Beit Jala beschossen und teilweise zerstört.

Elisabeth Lindner-Riegler

Elisabeth Lindern-Riegler ist Aktivistin der Antiimperialistischen Koordination in Wien. Sie nahm an der internationalen Solidaritätsdelegation nach Palästina „Risse in der Mauer“ teil.

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