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Sogar von einem Brief verängstigt

10. November 2005

Italiens zukünftiger Premierminister Prodi verweigert die Entgegennahme des Briefs der irakischen Opposition


Als OrganisatiorInnen der internationalen Konferenz „Für einen gerechten Frieden – mit dem irakischen Widerstand“ haben wir das Mandat, einen Brief an Romano Prodi, Anführer der italienischen Opposition, zu übergeben, der von 26 irakischen Organisationen und Personen geschrieben wurde, die die Kräfte gegen die Besatzung vertreten.

Die UnterzeichnerInnen des Briefes richten sich direkt an Prodi als zukünftigen Premierminister um „einen konstruktiven und fundamentalen Dialog innerhalb der politischen Elite über die moralische Verantwortung ihres Landes zu beginnen, die die anhaltende irakische Tragödie als eine Konsequenz der amerikanischen Besatzung mit sich bringt“.

Wir wollten mit dem Brief den Weg für ein Treffen zwischen Prodi und einer repräsentativen Delegation der irakischen Opposition, die den Brief unterzeichnet hat, ebnen. Über zwei Monate versuchten wir einen formalen Weg zu finden um diesen Brief zu übergeben. Aber Prodi tat sein bestes sich zuerst zu verstecken und uns schließlich wissen zu lassen, daß er das für „unangebracht“ hält.

Inoffiziell verweist er auf interne Probleme innerhalb der „Union“, der von Prodi angeführten Mitte-Links-Koalition, die Berlusconi herausfordert. Diese Tatsache zeigt, wie stark die Pro-US-Kräfte selbst innerhalb der offiziellen Linken sind.

Wir wiederholen: Alle Gespräche über einen Friedensschluß sind Luftblasen, wenn die legitimen Vertreter des irakischen Volks nicht anerkannt werden.

Der Brief bleibt ein Dokument von äußester Wichtigkeit, da er die Bereitschaft einer großen Bandbreite irakischer Kräfte zeigt, einen Dialog mit einem Europa zu beginnen, welches von den US Kriegen und Aggressionen Abstand nimmt. Es ist ein politisches Signal an die, die hören wollen. Genau dieses politische Vermögen des irakischen Widerstands wird von den „politisch korrekten“ Kräften, die sich in letzter Konsequenz dem amerikanischen Imperium unterordnen, gefürchtet.

Die Komitees Freier Irak haben nach Erhalt der negativen Reaktion Prodis und seiner Union beschlossen, den Brief der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit jeder entscheiden kann, ob Prodis Engagement für Frieden und Truppenrückzug seriös ist oder nicht.

Komitees Freier Irak, Italien
Florenz, 3. November 2005

Brief der 26 Vertreter der irakischen Opposition an Prodi

Sehr geehrter Herr Prodi!

Die Vertreter der irakischen öffentlichen Meinung und die irakischen Kräfte und Parteien sowie die politischen und intellektuellen Persönlichkeiten, die diesen Brief unterzeichnen, wenden sich an Sie und durch Sie an die italienischen Vertreter der öffentlichen Meinung und der verschiedenen Parteien und Kräfte in Italien und hoffen darauf, daß die Situation Ihrer Kandidatur als Regierungschef eine wirkliche Chance beinhaltet, einen konstruktiven und fundamentalen Dialog innerhalb der politischen Elite über die moralische Verantwortung ihres Landes zu beginnen, die die anhaltende irakische Tragödie als eine Konsequenz der amerikanischen Besatzung mit sich bringt.

Dieser Fall ist es wert ein Teil ihrer persönlichen Angelegenheiten und ihrer Aktivität als Kandidat zu sein. Die Opfer der kriminellen Invasion des Irak, die weiterhin täglich auf Grund der Besatzung und des unaufhörlichen Chaos anfallen, sind sich voll bewußt, daß die Partner der Besatzung die gleiche Verantwortung tragen wie die, die die Invasion geplant und durchgeführt haben. Deswegen kann Italien, so lange die italienischen Truppen die gleiche Mission ausführen, d.h. die amerikanische Besatzung unterstützen, nicht aus seiner historischen Verantwortung entlassen werden für das, was im Irak geschieht und geschehen ist.

Die tragischen Folgen sind schwerwiegend für die Millionen von unterdrückten Menschen im Irak, aber gleichzeitig hat es schwere moralische Konsequenzen, nicht nur für Italien sondern auch für alle EuropäerInnen, so lange europäische Truppen an der Besatzung teilnehmen.

Ihr Land hat historische und traditionelle Bande mit dem irakischen und arabischen Volk. Wir haben gehofft, daß diese Bande ein starkes Fundament für Beziehungen werden würden, die auf dem Respekt der nationalen Soverenität und dem Recht auf Selbstbestimmung der Völker beruhen. Diese Bande sind nun in Gefahr, so lange die Truppen ihres Landes eine Partnerrolle in diesem internationalen Akt der Piraterie spielen, der heute im Irak geschieht. Es ist eine Schande, daß es heutzutage sehr schwer geworden ist, das Bild Italiens als mit den Arabern befreundete Nation zu verteidigen.

Der Krieg im Irak zeigte, daß es keine Grenzen für die amerikanische Einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten gibt und keine Grenzen für die Übergriffe der USA gegenüber jeglichen anderen Ländern, wie groß oder bedeutend sie auch sein mögen. Die grobe Intervention der amerikanischen Kongressabgeordneten und ihr Versuch, die italienische Regierung zum Verbot der geplanten internationalen Solidaritätskonferenz mit dem irakischen Widerstand (unter der Losung: Laßt den Irak in Frieden, Unterstützt den irakischen Widerstand) zu drängen, ist ein weiterer Beweis, daß die USA nicht einmal ihren Partner im Verbrechen respektieren.

Ihre Erklärung von letzten Juli, die die italienischen Truppen im Irak als Besatzungstruppen ansieht und Ihre Absicht, diese Truppen zurückzuziehen, falls Sie zum Premierminister gewählt werden, sollte eine moralische Verpflichtung gegenüber ihrem Volk und der Welt sein, und nicht nur Versprechungen in einem Wahlkampf.

Hochachtungsvoll

1. Ayattullah Ahmad alHasani alBaghdadi – PR Büro in Najaf
2. Association of Muslim Scholars (AMS)
3. Muqtada alSadr, Assadir Movement
4. Awni alKalemji, Sprecher Iraqi Patriotic Alliance
5. Dr. Ghalid Assamarai, Vertreter der Baath Partei und Diplomat im Ruhestand
6. Ahmad Karim, Democratic Patriotic Communist Movement
7. Fadhil alRubaiee, Iraqi Intellectual Assembly
8. Alkifaah alShabi, Popular Struggle Movement
9. Majeed alGaod, The Supreme Council of the Patriotic Forces rejecting the Occupation (Wahaj-ElIraq)
10. Iraqi Communist Party – Central Command
11. Dr. Nouri alMuradi, Iraqi Communist Party – Alkadir
12. Dr. Muhamed Jawad Faris, Iraqi Patriotic Communist Movement
13. Arabic Socialist Movement (the Patriotic Leadership)
14. Democratic Nationalist Party
15. Iraqi Women Union
16. Progressive Iraqi Students Union
17. The Nationalist Patriotic Islamic Front
18. People’s Union
19. Socialist Unity Party
20. The Patriotic Front of Iraqi Intellectuals
21. Irakische Gemeinde in Deutschland, Berlin
22. Arabisches Kulturzentrum, Deutschland
23. Ibrahim alKubaisi, Bruder des inhaftierten IPA-Vorsitzenden Abduljabbar alKubaisi
24. Salah alMuchtaar, General coordinator of the Iraqi popular organization
25. Dr. Dirgham alDabak, irakischer Schriftsteller und politischer Aktivist
26. Dr. Jasmin Jawad alThrethi, irakischer Soziologe, wohnhaft in den Niederlanden

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