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Österreichs Muslime zweiter Generation begehren auf

16. Februar 2006

Pressekonferenz und Demo gegen Mohamed-Karikaturen in Wien


Pressekonferenz mit Mohamed Mahmoud und anderen muslimischen Jugendlichen


Fr 17.2., 10h


Cafe Rathaus, Landesgerichtsstr.5, 1080 Wien




Demonstration


Sa 18.2., 15h15, Oper bei der dänischen Botschaft, dann Bundeskanzleramt

Die Wut der Muslime über die Verhöhnung ihrer Religion ist groß. Vom Westen wird dieser Kulturkonflikt noch weiter angeheizt, indem er den politischen und wirtschaftlichen Kontext des Proteststurmes ausblendet und ihn auf einen religiösen Konflikt reduziert. Die chauvinistischen Karikaturen und die darauf folgende arrogante Haltung der dänischen Regierung waren der Anlass, der das Fass zum Überlaufen brachte. Doch sie stehen stellvertretend für die Unterwerfung der islamischen Welt, die sich am himmelschreiendsten in der Besetzung von Palästina und dem Irak ausdrückt.

Österreich rühmt sich integrativer und weniger repressiv als andere Länder zu sein. Doch in der Substanz trägt es – jetzt auch als EU-Vorsitzregierung – den westlichen Kreuzzug gegen die Selbstbestimmung der islamisch-arabischen Welt mit. Kein Wort gegen den US-Überfall auf den Irak und das vorangehende völkermörderische Embargo, Nibelungentreue zu Israels systematischer Vertreibungs- und Besatzungspolitik, Nichtanerkennung der demokratisch gewählten Hamas, Beteiligung an der Eskalation gegen den Iran, Schüren der Terrorhysterie zum Zweck der US-Kriegsmobilisierung, Kriminalisierung des völkerrechtlich ausdrücklich legitimierten bewaffneten Widerstands gegen fremde Besatzung als Terrorismus, Rechtfertigung des Abbaus der demokratischen Rechte (Stichwort Guantanamo) – die Liste ist lang und könnte beliebig fortgesetzt werden. Wie sollen sich muslimische Staatsbürger mit einem solchen Staat und einer EU identifizieren, die nicht nur ihre Religion und Kultur schänden, sondern von Demokratie sprechen während sie das Selbstbestimmungsrecht mit Füssen treten?

Auch was den Kulturkampf betrifft, schlägt Österreich in die gleiche Kerbe. In totaler Verdrehung der Tatsachen vermeint man demnächst das islamische Kopftuch zwangsweise umgebunden zu bekommen. „Freie Frauen statt Kopftuch“ affichierte kürzlich die FPÖ und traf damit einen Kulturkonsens von ganz rechts bis ganz links, von den Deutschnationalen quer durch den Verfassungsbogen bis hin zur KPÖ. Dass die westliche Soldateska den Irak besetzt hält und unter dem Deckmantel von Demokratieexport foltert und plündert, nämlich die Ölreserven, tut der grotesken europäischen Viktimisierung keinen Abbruch.

Da die offizielle Vertretung der österreichischen Muslime „integriert“ ist, neigt sie zur Vorsicht und ruft zur Besonnenheit. Trotz der angestauten Wut nimmt das ihre Basis hin, denn dort herrscht die blanke Angst vor. Doch anders bei der zweiten Generation. Sie wollen keine Gute Mine zum bösen Spiel mehr machen. Sie fühlen sich als angeblich gleichberechtigte Österreicher diskriminiert und sozial benachteiligt. Es ist das gleiche Gemisch, das die französischen Vorstädte zur Rebellion brachte, wenn auch noch in einer viel geringeren Konzentration.

Als Demokraten (die auch den Sklaven dieser Welt die gleichen Rechte zugestehen wollen) und folglich Antiimperialisten unterstützen wir die Anliegen der Muslime und insbesondere der völlig stimmlosen zweiten Generation. Wir bieten unsere Hilfe an, sich einen eigenen politischen und kulturellen Ausdruck zu geben sowie ihre Stimme gegen das Getrommel der Kulturkrieger hörbar zu machen.

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