Filmprogramm im Projekt „Freie
Sicht“, Sommersemester 2006
„Rich fellas come up an‘ they die
an‘ their kids ain’t no good, an‘ they die
out.
But we keep a-comin‘. We’re the
people
that live. They can’t wipe us out.
They can’t lick us. And we’ll go on
forever,
Pa…’cause …we’re the
people.“
(Aus: Früchte des
Zorns“)
Im Rahmen des Projekts „Freie Sicht“ widmet sich das
Österreichisch Arabische Kulturzentrum (OKAZ) unter dem Titel „Film der
Vergessenen“ im Sommersemester cineastischen Dokumenten über den Alltag des
Kapitalismus und Neoliberalismus. Am Beginn (19. März) steht John Fords
Verfilmung von Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“ über die Ausbeutung der
Landarbeiter in den USA nach der Weltwirtschaftskrise. Arbeitslosigkeit, Gewalt,
Arroganz der Besitzenden, Hoffnungslosigkeit und dennoch Beharrlichkeit und
Widerstand spannen den Bogen zur Aktualität des neoliberalen „Endes der
Geschichte“. Die Markt- und Konsumeuphorie zwingt die Gesellschaft zur
Privatisierung, Deindustrialisierung, prekären Arbeitsverhältnissen und
chronischer Arbeitslosigkeit als scheinbar unveränderliche Notwendigkeit auf.
Die Warenflut produziert eine neue Armut auch im Westen, die ihr
Widerstandpotential gegen die dominierende Perspektivlosigkeit, die verängstigte
Entsolidarisierung und die präventive Einschüchterung erst finden muss.
Am Programm stehen Michael Moores Debüt zur Macht der
Konzerne am Beispiel von General Motors („Roger and Me“), Ken Loachs Geschichte
der Privatisierung der britischen Eisenbahn („The Navigators“), Gianni Amelios
Bilder der westlichen Arroganz in den neuen Kolonien im Osten am Beispiel
Albaniens („Lamerica“) und, als Zusammenspiel von globalisierter Zerstörung und
neuem Widerstand, „Der vierte Weltkrieg“ des Kollektivs Cinerebelde. Die
filmischen Dokumente sollen nicht zuletzt ein Nachdenken und eine
Auseinandersetzung im Halbjahr des österreichischen Vorsitzes im Konzert der
neoliberalen europäischen Regierungschefs, im Zug der wirtschaftlichen und
politischen Amerikanisierung der ehemaligen „Wohlfahrtsstaaten“ des Kontinents
anregen.
Ein weiter Schwerpunkt des Filmprojekts ergründet unter
dem Motto „Živela Jugoslavija“ in drei Spielfilmen die heute verschwiegene
Geschichte des Balkans von der antifaschistischen Befreiung durch Titos
Partisanen bis hin zur Rückeroberung eines zerbombten und zerrissenen Landes
durch die „demokratischen Staatengemeinschaft“ des Westens.
Der arabische Film wird sich anhand der
Dokumentationsreihe „50 Jahre Krieg – Israel und die Araber“ mit der Geschichte
der Eroberung, Besatzung und Erniedrigung Palästinas und der arabischen Völker
durch den Staat Israel und seine kolonialen und imperialen Förderer
beschäftigen.
Programmübersicht
Veranstaltungsort:
Österreichisch-Arabisches Kulturzentrum
Gußhausstr. 14/3, 1040 Wien
Beginn jeweils 19 Uhr
Eintritt frei!
Sa. 11. März
Dokumentationsreihe
50 Jahre Krieg – Israel und die Araber. Teil
3
Regie: Brian Lapping, GB 1998,
dtF
So. 19. März
Früchte des Zorns
Regie: John Ford, USA 1940,
dtF
So. 26. März
Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska
Regie: Stipe Delic, Yu. 1973,
dtF
Di. 4. April
Roger and me
Regie: Michael Moore, USA 1989,
englOdtU
Fr. 21. April
Papa ist auf Dienstreise – Otac na službenom
putu
Regie: Emir Kusturica, Yu. 1985,
SerbokroatOdtU
Di. 2. Mai
The Navigators
Regie: Ken Loach, GB. 2000, dtF
Fr. 19. Mai
Schöne Dörfer brennen schön – Lepa sela lepo
gore
Regie: Srdjan Dragojevic, Yu. 1996,
SerbokroatOdtU
So. 11. Juni:
Lamerica
Regie: Gianni Amelio, Italien 1994,
dtF
Fr. 30. Juni:
Der Vierte Weltkrieg
Regie: Cinerebelde, 2003,
dtF
Projekt Freie
Sicht
Der Verein OKAZ fördert im Rahmen seines Vereinszwecks
die Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen kultureller Thematisierung der
Bestrebungen der Völker nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Das
Filmprojekt „Freie Sicht“ hat das Ziel Filmmaterial (Dokumentarfilme,
Spielfilme, Amateurfilme) zu sammeln und die politische und historische
Auseinandersetzung mit dem Material anzuregen. Damit sollen nicht nur
Informationen über die thematischen Schwerpunkte der Filmreihen vermittelt
werden, sondern auch Kenntnisse zu kulturellen und ästhetischen Formen
erarbeitet werden, die aus den Freiheitskämpfen der Völker entstanden sind und
entstehen.