EntgegnungSehr geehrte Damen und Herren vom Standard,
in Ihrer Ausgabe vom 10. Mai 2006 berichten Sie, dass Atef Odwan [tatsächlich Atef Adwan], Minister für Flüchtlingsangelegenheiten der palästinensischen Regierung auf Einladung der Antiimperialistischen Koordination (AIK) voraussichtlich am Donnerstag, den 11. Mai Österreich besuchen wird. In diesem Zusammenhang weisen Sie darauf hin, dass – Zitat: „die [AIK] vom Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes als antisemitisch eingestuft wird“.
Wir möchten hiermit darauf hinweisen, dass wir den Vorwurf des Antisemitismus entschieden zurückweisen. Die von Ihnen zitierte „Einstufung“ von Seiten des „Dokumentationszentrums des Österreichischen Widerstandes“ (gemeint ist wohl das „Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes – DÖW“) ist uns nicht bekannt, wohl aber, dass unterschiedliche, formal vom DÖW unabhängige Organisationen wie etwa die „Aktion gegen Antisemitismus“ diesen Vorwurf in der Vergangenheit veröffentlicht haben.
Wir haben – wie wir das auch jetzt tun – immer auf das Entschiedenste dagegen protestiert. Die AIK ist eine Organisation, deren Zweck die solidarische Unterstützung der sozialen und politischen Befreiungsbewegungen unterdrückter Völker auf der ganzen Welt ist. Im Sinne des Vereinszweckes zählt die Ablehnung jeder Form von Rassismus und Diskriminierung aufgrund von ethnischer, religiöser, geschlechtsspezifischer, sozialer und kultureller Zugehörigkeit SELBSTVERSTÄNDLICH zu den Statuten. Insofern widersprechen antisemitische Einstellungen den programmatischen Organisationsgrundlagen.
Der Vorwurf des Antisemitismus gründet sich auf die Öffentlichkeitsarbeit der AIK in Solidarität mit der palästinensischen Widerstandsbewegung gegen die völker- und menschenrechtswidrige Besatzung durch die israelische Armee. Die Gleichsetzung der Solidarität mit dem im Sinne des Völkerrechts legitimen Widerstandes des palästinensischen Volkes gegen die israelische Besatzung mit Antisemitismus ist wissenschaftlich und historisch unrichtig.
Gegen diese Gleichsetzung wurde öffentlich von verschiedenster Seite Stellung genommen, nicht nur von der AIK. Unter anderem wurde der damaligen wissenschaftlichen Leiter des DÖW, Dr. Neugebauer, in einem Offenen Brief vom 12. Juni 2003 aufgefordert, sich von dieser Gleichsetzung, die in einer auf der Webseite des DÖW publizierten Aussendung der Aktion gegen Antisemitismus getroffen wurde, zu distanzieren. Der Offene Brief war von 65 Personen unterzeichnet worden, die selbst jüdischer Herkunft, Opfer der nationalsozialistischen Diktatur bzw. WiderstandskämpferInnen gegen diese, in jedem Fall jedoch antirassistisch sowie antifaschistisch engagierte Individuen sind.
Wir ersuchen – im Sinne der Richtigstellung des gegen die AIK getroffenen, im höchsten Maße rufschädigenden Vorwurfs – dringlichst um Veröffentlichung des vorliegenden Schreibens.
Desgleichen ersuchen wir Sie um Zusendung der Quelle, auf die sich Ihre Aussage stützt.
Mit freundlichen Grüßen,
Wilhelm Langthaler
für die Antiimperialistische Koordination