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Rede von Scheich Hussein Abu Iyadeh

24. Juni 2006

Teilnehmer des Islamischen Dschihad an der Interreligiösen Konferenz in Wien, 19.6.2006

„Vor einiger Zeit sagten wir: Es
geschieht Tag für Tag; heute sagen wir,
Stunde für Stunde wird die israelische Aggression mit Hilfe der Amerikaner und
der arabischen Regierungen vorangetrieben.

Und wir sagen Nein zu dieser
Aggression, die, im Gegensatz zu früher, Stunde für Stunde kommt. Die
Amerikaner unterstützen sie mit Panzern und Bomben. Sie richtet sich gegen die
Kinder und gegen alle Teile der Bevölkerung, Stunde für Stunde.

Die Welt sieht zu, wie eine ganze
Familie mit Schiffen, die in Deutschland hergestellt werden und amerikanischen
Raketen, die von Israel eingesetzt werden, umgebracht wird. Die Welt sieht zu,
wie ein Kind um Hilfe ruft, nach seiner Mutter ruft, nach seinem Vater ruft.
Die Welt sieht zu.

Im Gegensatz dazu würde die Welt
aufschreien, wenn ein Europäer, ein Sportler, nur einen kleinen Schaden davon
tragen würde.

Diese kaputte Welt möchte nur
eins: Daß wir umgebracht werden und dabei auch noch sagen, wie schön es ist,
umgebracht zu werden, dass wir hungern und dass wir dafür danken, dass wir
verhungern. Diese Welt, die so kaputt und so verkehrt ist, will nur eins: Daß
wir zu diesem Massaker Danke! sagen. Das zionistische Konzept verlangt, dass
die Welt eine jede Stimme verurteilt, die gegen dieses Massaker spricht. Das
zionistische Konzept genießt die Unterstützung der ganzen Welt.

Ja, wir kriegen ein paar
Medikamente, aber das reicht nicht. Wir bekommen ein paar Brote, das ist nicht
genug. Weiß die Welt, dass wir keine Wohnungen haben, dass wir kein Wasser
haben, weiß diese Welt, dass wir beim Lärm von Raketen aufwachen? Mehr als
tausend Raketen wurden auf Beit Hanoun abgeschossen. Was will man denn von uns,
wenn man so gegen uns vorgeht?. Weiß diese Welt überhaupt, dass wir hungern,
dass wir beschossen werden? Was verlangt diese Welt von uns?

Alle europäischen Länder
unterstützen Israel, die ganze Welt unterstützt Israel, und zugleich
boykottiert sie uns. Sie boykottieren uns mit dem Vorwand des Kampfes gegen den
Terror. George Bush setzt diesen Vorwand bewußt ein. Man muß sich aber fragen:
Wer ist denn der Terrorist? Vom Staatsterror spricht niemand! George Bush sieht
die F-16 nicht, er sieht die 147.000 Familien nicht, die keine Gehälter mehr
ausgezahlt bekommen.

Man hört von Kommissionen, die
sich überlegen, ob sie uns Medikamente schicken sollen oder nicht. Sie
überlegen es sich! Nun fragt man sich: Wo ist denn diese Welt überhaupt? Was
will sie denn? Israel schickt Terrorgruppen in den Libanon, schickt Raketen
hin, und niemand steht dagegen auf, oder zumindest sagt niemand etwas dagegen

Früher gab es ein gutes
Verhältnis zwischen den Arabern und den Europäern. Heute werden die Araber mit
Raketen und Waffen, die in Europa hergestellt werden, ermordet.

Jetzt will man auch verhindern,
dass Geld überwiesen wird, unter dem Vorwand, es handle sich um Terror. Wissen
sie denn, dass die Mehrheit der Geldempfänger von Fatah ist, und nicht von
Hamas?

Die Berechtigung unseres Kampfes
ist sonnenklar; aber es rührt sich niemand auf der ganzen Welt. Die Welt rührt
sich, wenn ein Fußballspiel länger dauert oder verspätet beginnt. Sie bewegt
sich, wenn sich ein berühmter Künstler von seiner Frau trennt, aber wegen eines
Massakers regt sich die Welt nicht auf. Die Welt bewegt sich nicht für die
Gerechtigkeit.

Siebenundsiebzig UNO-Beschlüsse
wurden für Palästina verabschiedet. Von der Weltöffentlichkeit wurde dies nicht
unterstützt. … Man fragt such, worüber sich die Welt denn überhaupt noch
aufregt!

Wir sind bereit, eine europäische
Delegation zu empfangen. Sind Sie bereit, sind die Europäer bereit, uns
willkommen zu heißen?

Wir brauchen kein Geld, wir brauchen
kein Brot, was wir brauchen ist eine klare Stellungnahme.

Die Welt hat gesehen, wie Ahmed
Yassin umgebracht wurde, nun ist Yasser Arafat auch umgebracht worden, mit
israelischem Gift, und die Welt schaut zu..

Wenn ein Israeli umgebracht wird,
schreit die ganze Welt wegen eines Terroraktes auf. Wenn ein ganzes Volk
umgebracht wird, schweigt die Welt.

Seit 1956 hören wir von
Kommissionen, die man einrichten möchte, um die Wahrheit herauszufinden. Nach
jedem Massaker hören wir das. Nun, es sind keine Kommissionen
zustandesgekommen, von keinem Massaker kam die Wahrheit ans Tageslicht.

Wir hören von
Umweltorganisationen in Europa, von Organisationen, die sich um Tiere kümmern,
von verschiedensten Organisationen, aber wir hören nicht von Organisationen, die
für das palästinensische Volk einstehen. Und wenn sich eine solche Organisation
gebildet hat, versucht man, sie zu vernichten.

Israel will die Palästina-Frage
auf eine humanitäre Ebene reduzieren. Dagegen sind wir! Das Volk ist politisch
unterdrückt, in jeder Hinsicht, das ist kein humanitäres Problem.

Nochmals: Wir brauchen kein Brot,
wir brauchen eine klare Stellungnahme. Trotzdem werden wir weiter kämpfen. Hier
werden wir stehen, werden in diesem Land bleiben und weiter für unsere gerechte
Sache kämpfen.

Zwei Millionen leben heute im
Gaza-Streifen, zwei Millionen! Als der Krieg gegen den Irak begann, hat man nur
mehr von den Mißständen im Irak geredet. Nun, heute steckt Amerika im
irakischen Sumpf, es hat den Krieg offensichtlich verloren. Jetzt wollen sie
den Krieg auf die europäische Ebene verlagern, ein Beispiel dafür ist der
Karikaturenstreit in Dänemark. Der Konflikt sollte auf der
europäisch-islamischen Ebene geführt werden. … Man vergißt aber, dass niemand
im Heiligen Land beten darf, wenn er nicht aus Jerusalem kommt. „Wer einen
Christen, einen Juden, wer einen Gläubigen angreift, der greift mich an“ sagt
der Prophet.

Wir rufen euch auf: Lasst uns zu
einem Kompromiß gelangen. Aber nehmt eure Hände weg von unserem Land! Und wir
werden mit den Europäern zusammenkommen.

Wenn die europäischen Regierungen
die Steuern erhöhen, wird demonstriert; wenn wir angegriffen werden, ist es
unser legitimes Recht, Widerstand zu leisten.

Die Legitimität unseres
Widerstandes kann nicht in Zweifel gezogen werden.

Vor ein paar Tagen hat Israel
mitgeteilt, daß bestimmte Organisationen Waffen haben dürfen. Man lässt Gewehre
zu, aber keine Nahrung. Jeder soll sich selbst einen Augenblick lang besinnen:
Soll man sich immer weiter nur mit der Fußballweltmeisterschaft beschäftigen
und sich wegen eines Tores aufregen?

Wir sind ein Volk, das Fußball
liebt, aber ein Volk, das unterdrückt wird, hat nur wenig Gedanken für Fußball.

Wir rufen die auf, die sich mit
uns solidarisieren, dass sie ihren Regierungen die Wahrheit sagen und sie
sollen die Konfrontation mit ihren Regierungen suchen. Egal wie lange es dauern
wird, wir werden siegen. … Das hat uns Gott versprochen, und Gott hält sein
Versprechen.

Zum Schluß frage ich: Wieso
sollten wir unseren Widerstand aufgeben? Wegen der Durchschnittsmeinung, die
auf dieser Welt herrscht? Warum sollten wir unseren gerechten Widerstand
aufgeben?

Nach dem Massaker von Hebron hat
Israel aus dem Mörder einen Helden gemacht, und die Welt hat zugeschaut.

Wir rufen euch auf, euch bewußt
für den gerechten Kampf einzusetzen. Wir wiederholen, dass wir euch gerne
empfangen.

Wir grüßen alle solidarischen
Menschen in Europa!“

(Applaus von Juden, Moslems, Christen und Kommunisten)

Wien, 19. Juni 2006
Transkription dankenswerter Weise durch „Aug und Ohr“

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