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Die Wiener Muslime und die SPÖ – eine erdrückende Umarmung

11. August 2006

Die
Hintergründe der Spaltung in der Wiener Solidaritätsbewegung

Im Vergleich
mit den anderen europäischen Staaten zeichnet sich Wien durch die Schwäche der
Solidaritätsbewegung (insbesondere mit den arabischen Themen), das niedrige
politische Niveau dieser Bewegung und die Spaltung, die fast chronisch ist,
aus. Diese Spaltung hält seit dem Beginn der palästinensischen Intifada im Jahr
2000 an und kennzeichnete auch die Aktionen der Antikriegsbewegung (Irak) und
schließlich die Proteste gegen den Bush-Besuch.

Die selbe
Spaltung sehen wir heute bei den Protesten und Solidaritätsaktionen anlässlich
der Libanon-Kriegs. Der normale Bürger, der auf die Ankündigung einer Aktion
wartet, in welcher er/sie seine Position ausdrücken kann, wird mit zwei
Aktionen überrascht, bedauert die Spaltung und kommentiert dies mit dem
klassischen Satz: „Die Araber haben sich darauf geeinigt, nicht einig zu
sein“. Man wünscht die Einheit, weiß aber nichts über die Hintergründe der
Spaltung, die vielmehr auf ein Problem hinweist, das organisch mit den in
Österreich operierenden Organisationen, ihrer Natur und ihrem politischen
Charakter zusammenhängt.

Daher sehen
wir heute, wo alle gemeinsam in Solidarität mit dem libanesischen Widerstand
stehen, die Notwendigkeit, alle darüber aufzuklären, was bei den Vorbereitungen
der Demonstrationen gegen den Krieg im Libanon hinter den Kulissen gelaufen
ist.

Wir im
Arabischen Palästina-Club (APC) möchten zuerst auf die folgenden Punkte
hinweisen:

  1. Wir im APC haben immer Wert darauf
    gelegt, die ganze Wahrheit unter den Massen publik zu machen und alle
    Zeichen der Korruption und der politischen Abhängigkeit aufzuzeigen. Wir
    verurteilten immer alles, was den arabischen nationalen Konstanten
    widerspricht. Dies gilt vor allem für die Palästina-Frage und das Recht
    der arabischen und islamischen Völker auf alle Mittel des Widerstands. Die
    Palästina-Frage und der gesamte palästinensische Boden und das Recht auf
    Widerstand gegen Besatzung, Tyrannei, Konfessionalismus und Unterdrückung
    waren und sind immer eine rote Linie, und wir erlauben weder uns noch den
    anderen diese rote Linie zu überschreiten, ungeachtet der eventuell damit
    verbundenen temporären Vorteile.
  2. Wir haben immer davor gewarnt, dass die
    arabischen Schicksalsfragen in eine Verhandlungskarte in den Händen
    bestimmter Führungen umgewandelt werden bzw. dass diese zum Stimmenfänger
    der einen oder der anderen österreichischen Partei werden. Wir lehnen es
    auch ab, dass die erkämpften Rechte und Errungenschaften der moslemischen
    Gemeinde zu einer Trumpf in der Hand der österreichischen Regierung
    werden, die uns zwingt, die arabischen Nationalrechte und die
    Unterstützung des Widerstands in unseren Ländern aufzugeben und vor den
    zionistischen Terror-Diffamierungen des Widerstands klein beizugeben.
  3. Es ist bedauerlich, dass die
    vermeintlichen Vertreter der Moslems hierzulande nicht begreifen, dass die
    qualitativen politische Einbußen, die sie mit der Verbreiterung der
    Solidaritätsbasis rechtfertigen, nach dem Ende der Demonstrationen als
    Konsens bleiben. Nachdem der Vertreter der einen oder der anderen Partei
    mit seiner Rede fertig ist und jeder nach Hause geht, bleiben die
    politisch verkürzten Positionen als selbstverständlich und geben der österreichischen
    Regierung und ihrer Institutionen die Legitimität, die US-amerikanische
    und zionistische Politik zu befolgen. Der Widerstand und seine Befürworter
    werden dadurch kriminalisiert, der Antizionismus wird zu Antisemitismus
    und die politische Repression zu Terrorbekämpfung.
  4. Diese feigen und opportunistischen
    Positionen machen der österreichischen Regierung und ihren Institutionen
    die Mission leichter, solange kein vermeintlicher Vertreter der Moslems in
    diesem Land den Mut hat, ein Wort zugunsten des Widerstands und gegen den
    Zionistenstaat von sich zu geben. Sogar die islamischen Parolen und die
    Widerstandssymbole werden bei den Großaktionen von diesen angeblichen
    Vertretern verboten. Wie kann einer den Mut dazu haben, der selbst nicht
    einmal den Mut hatte, die Einladung des amerikanischen Botschafters zu
    einem Ramadan-Abendessen abzulehnen, das in der selben Nacht der
    Erstürmung der irakischen Stadt Fallouja stattgefunden hat? Wie kann
    jemand die Solidaritätsbewegung mit dem Libanon führen, wenn derselbe sich
    bei den Irak-Aktionen von der irakischen Fahne gestört fühlte? Wie können
    sie das, wenn sie das politische Niveau der Aktionen so tief herabsetzen,
    dass sie sich bei der österreichischen Regierung fast für die Aktionen
    entschuldigen?

Diese Führungen setzen auf die Gedächtnisschwäche der Massen und auf
eine unendliche Fähigkeit der Regierung und ihrer Institutionen, die Moslems zu
erpressen.

  1. Um die Stimmen der Araber und der
    Moslems nicht zu verlieren und um ihre Integrationspolitik gegenüber dem
    islamischen Quantum hierzulande fortzusetzen, versuchen die
    österreichischen Parteien (vor allem die SPÖ), ihre pro-zionistischen
    Haltungen möglichst zu vertuschen, indem einige ihrer Vertreter Positionen
    abgeben, die scheinbar mit der arabischen Sache solidarisch sind. Jedoch
    geschieht dies in einem Maß, das die Partei in keine verbindliche Position
    bringt, die die Zionisten und die Amerikaner ärgern könnte. Dafür nehmen
    sie einige islamische Institutionen zu Hilfe und präsentieren moslemische
    Persönlichkeiten, welche die Partei innerhalb der Gemeinde vertreten.
    Zugleich arbeiten diese Persönlichkeiten daran, die Maximalforderungen der
    Gemeinde herabzusetzen, damit die eventuellen Versprechungen in keinem
    Widerspruch mit dem Parteiprogramm stehen. Somit wird jede Kleinigkeit,
    die an sich selbstverständlich und ein Teil der Grundrechte ist, als eine
    Errungenschaft der Partei und deren moslemischen Makler verkauft, die auch
    damit zu ungekrönten Führungspersonen der Gemeinde werden. Die Partei
    präsentiert sich dann über diese Makler als die Interessenvertretung der
    Gemeinde und der Beschützer des Pluralismus und der Toleranz (Beispiel:
    Während sogar der ORF die schäbige Aktion der Regierung kritisierte, die
    nach einem bitteren Reiseweg in Rom gelandeten Bürger, die vor dem Krieg
    im Libanon geflohen sind, mit Autobussen statt mit Passagierflugzeuge
    abzuholen, bedankte sich der „moslemisch Parlamentarier“ Omar
    Rawi bei der Regierung für diese „Großzügigkeit“.)
  2. Seit den ersten Demonstrationen in
    Solidarität mit der palästinensischen Intifada, forderten die Vertreter
    der österreichischen Sozialdemokraten und Grünen sowie einiger
    pro-zionistischen Organisationen der Friedensbewegung den Ausschluss der
    radikalen und „antisemitischen“ Organisationen. Gemeint waren
    die Organisationen, die den zionistischen Staat gänzlich ablehnen und ihre
    Sympathie mit dem bewaffneten Widerstand und seinen Fraktionen nicht
    verheimlichen. Viele arabische und islamische Organisationen akzeptierten
    damals diese Forderung, um angeblich der Solidarität „Breite“ zu
    verleihen. Dies war eigentlich der erste Bruch in der
    Solidaritätsbewegung, nachdem dieser Ausschluss in den folgenden Aktionen
    zum politischen Konsens wurde. Die Bewegung spaltete sich in
    „Friedens- bzw. Anti-Kriegsbewegung“ und in Solidaritäts- und
    antiimperialistische Bewegung.
  3. Wir haben uns immer um einen Dialog mit
    allen Strömungen bemüht, um eine Aktionseinheit zu schaffen, in der jede
    Gruppe das Recht behält, sich politisch auszudrücken. Unsere Bemühungen
    stoßen aber auf taube Ohren bei den Gruppierungen, die dem
    österreichischen Establishment nahe stehen. Diese entschieden sich immer
    für ihre engen eigenen Interessen, die organisch an das Establishment
    gebunden sind. Dies geschah sowohl auf kosten der Einheit als auch der
    politischen Position. Als diese aber zu weit mit den politischen
    Abstrichen gegangen sind, fanden wir uns immer dazu gezwungen, uns an die
    Massen zu richten, damit die Menschen diese Positionen und Handlungen
    selbst beurteilen können. Dies wird um so nötiger mit der medialen
    Hegemonie dieser politischen Linie, die sich von den staatlichen Medien
    erstreckt bishin zu einigen Moscheen, die heute nunmehr zum Sprachrohr des
    Establishments geworden sind.

(…)

In
Anbetracht dieser Angaben, halten wir im APC Folgendes fest:

  1. keine Kompromisse beim Recht auf
    Widerstand und bei der Priorität der Solidarität mit und der Unterstützung
    des Widerstands und aller seiner Fraktionen in Palästina, im Irak und im
    Libanon.
  2. Keine Kompromisse bei der Ablehnung des
    Zionistenstaates und beim Recht der arabischen und islamischen Völker auf
    den Kampf zur Befreiung des gesamten palästinensischen Bodens.
  3. Die Ablehnung aller Versuche des
    österreichischen Staates und seiner Institutionen, die
    Solidaritätsbewegung zu kanalisieren bzw. zu diffamieren und die Ablehnung
    der Kontrolle von Personen, die vom Staat gestellt wurden, über die
    Solidaritätsbewegung.
  4. Wir rufen alle arabischen, islamischen
    und solidarischen Kräfte zu einem wahren und erpressungsfreien Dialog auf,
    um die Solidaritätsaktionen in einer Form zu vereinen oder wenigstens zu
    koordinieren, die diese Bewegung ihrer politischen Bedeutung nicht
    berauben.

Wir rufen
alle auf, sich an allen Solidaritätsaktionen und -veranstaltungen ausnahmslos
zu beteiligen. Zugleich rufen wir alle auf, ohne Angst ihre Unterstützung des
Widerstands und ihre Verurteilung der amerikanischen und europäischen
offiziellen Haltungen zum Ausdruck zu bringen. Die arabischen Schicksalsfragen
sind höher geordnet als die politische Karriere einiger Parteigänger und Establishment-Instrumente
und sicherlich wichtiger als „der moslemische Parlamentarier“.

Arabischer
Palästina Club

5. August
2006

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