Um die jetzige Situation in Palästina zu verstehen, ist es notwendig, einiges über den historischen Hintergrund zu wissen – besonders auf Grund des falschen Bildes, das seit der Entstehung des Staates Israel durch die westlichen Medien erzeugt wurde, um die Identität eines Volkes und den Namen eines Landes auszulöschen. Daher ist es unvermeidlich, diese kleine geschichtliche Zusammenfassung voranzustellen.
In Palästina sind die ersten Zivilisationen der Welt entstanden. Alleine die Stadt Jericho ist 9.000 Jahre alt und gilt als die älteste Stadt der Welt. Mehrere Völker vermischten sich in Palästina und einige Zivilisationen sind entstanden und untergegangen.
Das Volk in Palästina ist ein Produkt der Zusammenkunft mehrerer Völker und „Rassen“, wobei sich die Religionen über die Zeit hinweg geändert haben. Am Ende des sechsten Jahrhunderts stand die arabisch sprechenden Bevölkerung unter der Herrschaft des Oströmischen Reiches. Der Einmarsch des Islam von der arabischen Halbinsel her galt als Befreiung von der Kolonialmacht. Die arabische Bevölkerung Palästinas bestand seit damals aus Moslems, Christen und Juden, die auf Basis von Toleranz und Koexistenz zusammengelebt haben. Die erste europäische Kolonisierungswelle kam mit den Kreuzzügen (1096 bis 1270) und hinterließ ein Blutbad. Die arabischen Moslems, Christen und Juden bekämpften gemeinsam die Aggressoren. Das durch die langen Kriege zermürbte Gebiet fiel ab 1516 unter türkische Herrschaft, die bis 1916 dauerte. Schon am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts fingen die europäischen Kolonialmächte an, sich Gedanken über die Aufteilung des veralteten, schwachen, osmanischen Reichs zu machen. Napoleon schlug nach seinem gescheiterten Feldzug in Ägypten und Syrien die Implantierung eines jüdischen Staats in Palästina vor.
1897: Der Zionistische Kongress beschließt in Basel, an der Errichtung eines Staates für die Juden der Welt in Palästina zu arbeiten. Es werden Kontakte mit den Kolonialmächten aufgenommen. Die jüdische Einwanderung ins Land wird gestartet.
1916: Arabischer Aufstand gegen die türkische Herrschaft. Mit Hilfe Englands erheben sich die Araber gegen das damals mit Deutschland alliierte türkische Reich, nachdem ihnen ein unabhängiger gesamtarabischer Staat versprochen wurde. England, Frankreich und das zaristische Russland führen jedoch Geheimverhandlungen, um das türkische Erbe unter sich aufzuteilen.
1917: Ende der türkischen Herrschaft im arabischen „Nahen Osten“. Arabische Regierung in Syrien. England besetzt Palästina, Ostjordanien, Irak und die Golfstaaten. England verspricht den Juden, einen Staat für sie in Palästina zu schaffen, was später die „Balfour-Deklaration“ heißen wird.
1920: Konferenz von St. Rimo. Frankreich und England teilen als Gewinner des ersten Weltkrieges das Gebiet auf. Französisches Mandat in Syrien und Libanon, englisches Mandat in Palästina, Jordanien und Irak. Haganah, die militärische Untergrundorganisation der jüdischer Siedler, wird aufgestellt.
1920 – 1936: Zunehmende jüdische Einwanderung aus Europa mit englischer Unterstützung.
1935: Issidin al-Qassam gründet die erste palästinensische Untergrundorganisation. Er wird später in einem Zusammenstoß mit der englischen Armee erschossen.
1936 – 1939: Großer Aufstand im ganzen Land gegen die englische Besatzung und die steigende jüdische Einwanderung. Die englische Besatzungsmacht reagiert mit massiver Repression gegenüber den Arabern und bildet eine jüdische paramilitärische Organisation.
1939: Beginn des zweiten Weltkrieges. Palästinenser stellen den Aufstand nach englischen Versprechungen und arabischer Vermittlung ein. Massive jüdische Einwanderung aus Europa als Folge des Holocausts.
1947 – 1948: Die englische Armee zieht ab. Zusammenstöße zwischen Juden und Palästinensern. Die Zionisten erklären die Gründung des Staates Israel. Die arabischen Armeen, die schwach bewaffnet und englisch kontrolliert waren, ziehen ein. Zionisten verüben Massaker an der zivilen Bevölkerung. Terrorisierte, unbewaffnete, palästinensische Massen ergreifen die Flucht. Das Ergebnis ist eine totale Niederlage der arabischen Armeen und eine Million palästinensische Flüchtlinge in den Nachbarländern. Der Staat Israel wird auf mehr als 75 % von Palästina errichtet. Das Westjordanland wird von Jordanien annektiert und der Gaza-Streifen kommt unter ägyptische Verwaltung. Die Flüchtlinge leben seit damals in den Lagern und ihre Anzahl ist bis heute auf 4,9 Millionen angewachsen.
1964: Die arabische Liga gründet die PLO als politische Vertretung der Palästinenser.
1965: Die Palästinenser gründen die Untergrundorganisation Al-Fatah. Beginn der palästinensischen Guerilla-Operationen.
1967: Der Sechs-Tage- Krieg: Israel erobert in einem Blitzangriff das Westjordanland, den Gaza-Streifen, die Golan-Höhen, Sinai und Ost-Jerusalem.
1968: Palästinensische Guerillaorganisationen erhalten Zulauf von der palästinensischen Flüchtlingsbevölkerung in den Nachbarländern. Arafat wird zum Sprecher von Al-Fatah ernannt. Al-Fatah übernimmt die Kontrolle über die PLO.
1970: Der schwarze September: Palästinensische Organisationen verlieren die Konfrontation mit der jordanischen Regierung. Die PLO-Truppen werden aus Jordanien vertrieben.
1973: Oktober-Krieg. Ein Teilsieg für Ägypten und Syrien gegen Israel. Nach dem Waffenstillstand stimmt der ägyptische Präsident Anwar Sadat einer politischen Lösung zu.
1974: Arafat hält eine Rede vor der UNO. Der erste palästinensische Auftritt bei der UNO.
1979: Ägypten erkennt Israel an und die israelischen Truppen starten ihren Abzug von der Halbinsel Sinai. Israel lehnt Gespräche mit der PLO ab.
1982: Die israelische Armee stürmt den Libanon, um die PLO-Truppen zu vernichten. 90.000 Tote, meist Zivilisten. Nach drei Monaten Krieg verlassen 8.000 palästinensische Kämpfer Beirut und verteilen sich in verschiedenen arabischen Ländern. Israelische Armee und rechtgerichtete libanesische Milizen verüben Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern. Ariel Sharon wird für das Massaker verantwortlich gemacht.
1987: Intifada. Aufstand im Westjordanland und Gaza. Jugendliche und Kinder greifen zu den Steinen und demonstrieren gegen die israelische Besetzung. „Wir werden ihnen die Knochen brechen“, betonte der damalige israelische Verteidigungsminister Rabin. In den folgenden 6 Jahren werden mehr als 1.500 Menschen (meistens Minderjährige) erschossen und Tausende verletzt.
1988: Arafat erklärt den Palästinenserstaat. Israel lehnt Verhandlungen mit der PLO ab.
1991: Der Golfkrieg und der Zerfall der Sowjetunion bringen eine große politische Niederlage für die PLO. Tausende Palästinenser werden aus den Golfstaaten vertrieben. Erste direkte israelischpalästinensische Verhandlungen in Madrid. Parallel laufen Geheimverhandlungen in Oslo zwischen der PLO und Israel.
1993: Oslo-Abkommen. Die PLO erkennt Israel an. Israel erkennt die PLO als Vertreter der Palästinenser in den „Gebieten“ an. Autonomie für die Palästinenser in den besetzten Gebieten als Übergangslösung. Einmarsch der PLO-Truppen in die Städte in Westjordanland und Gaza. Das Problem der Flüchtlinge, der jüdischen Siedlungen und Jerusalem wurden dabei nicht diskutiert und auf die Endstatus-Verhandlungen verschoben.
1994: Israel und die PLO unterzeichnen ein Abkommen über die Autonomie im Gaza-Streifen und in Jericho, der radikaler Israeli Baruch Goldstein erschießt 29 Palästinenser in Hebron.
1995: Rabin und Arafat unterzeichnen ein Abkommen über das Westjordanland.
1998: Wye-Abkommen zwischen Israel und Palästina. Israels Premier Benjanim Netanjahu verzögert die Ausführung durch immer neue Bedingungen.
1999: Arafat kündigt an, einen palästinensischen Staat auszurufen.
2000: Seit dem 28. September kämpfen palästinensische Jugendliche und Kinder verzweifelt mit primitiven Waffen gegen die größte Militärmaschinerie im Nahen Osten und fordern den bedingungslosen Abzug der zionistischen Besatzungsmacht aus Palästina!