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Nasrallah zur UN-Resolution 1701

21. August 2006

zusammengestellt von Antifa-AG der Uni Hannover

Dass
die westlichen Medien in der Regel nicht gerade sachlich und unparteiisch über
die libanesische Hisbollah berichten, ist offensichtlich und angesichts ihrer
Interessenlage auch nicht wirklich überraschend. Umso interessanter sollte es
für die Linke (noch dazu für die antagonistische Linke) sein, im Originalton zu
hören, was die Organisation denkt und anstrebt, die führende bürgerliche
Kommentatoren (z.B. in der „Süddeutschen Zeitung“) unumwunden als „das
größte Hindernis“ für die Verwirklichung der imperialistischen Ziele im
Mittleren Osten bezeichnen. Die linke italienische Tageszeitung „il
manifesto“ fasste am 11. und 15.August 2006 in zwei
Artikeln die zentralen Aussagen zusammen, die Hisbollah-Generalsekretär Hassan
Nasrallah in seinen beiden Fernsehansprachen kurz vor und kurz nach dem
Waffenstillstand mit Israel im Hisbollah-Sender „Al Manar“ machte.

„il manifesto“ 11.8.2006

Hisbollah:

Fernsehansprache
von Nasrallah

Es ist eine
regelrechte Proklamation, die Scheich Hassan Nasrallah dem Fernsehsender der
Hisbollah „Al Manar“ anvertraute, der sie gestern übertrug. Wir geben einige
Auszüge wieder.

Ungerechter
Resolutionsentwurf

„Als der Ministerpräsident einen 7-Punkte-Plan vorlegte, haben wir positiv
darauf reagiert, während Amerikaner und Franzosen es vorzogen, mit dem Resolutionsentwurf
darauf zu antworten, der dann dem Sicherheitsrat vorgelegt wurde. Das Mindeste
was man über diesen Entwurf sagen kann, ist, dass er ungerecht ist und den
Israelis mehr zugesteht als sie wollten und forderten. In Wesentlichen gab er
den Israelis auf politischem Wege das, was sie auf militärischem Wege nicht
erreichen konnten.“

Libanesische
Truppen

„Die Entscheidung
unserer Regierung, 15.000 Mann der libanesischen Armee darauf vorzubereiten in
den Süden einzurücken, wird dem Libanon und seien Freuden helfen, einige
Änderungen in dem Resolutionsentwurf zu erreichen und den Weg zu einem
angemessenen politischen Prozess ebnen, der die Aggression beendet, die gegen
den Libanon gestartet wurde. Wir halten eine solche Stationierung für eine
ehrenwerte Lösung, weil es unsere nationale Armee sein wird, die an der Grenze
stationiert wird und keine Truppen des Invasors, Söldnerheere oder
Streitkräfte, die nur dem Feind gehorchen. Es wird eine Armee sein, die Befehle von der von den Libanesen gewählten
Regierung erhält. Und in diesem Sinne akzeptieren wir das als Lösung.“

Massaker
und gescheiterte Versuche

„In der letzten
übertragenen Rede habe ich behauptet, dass die feindliche Armee, angesichts
ihres ständigen militärischen Scheiterns weitere Attacken auf die zivilen
Infrastrukturen des Libanon und auf die Zivilisten verüben würde. Genau das ist
geschehen: neue Massaker. Gibt es wirklich irgendjemand, der davon überzeugt
ist, dass diese Brücken, Straßen und Infrastrukturen nur zerstört werden, um
Nachschublieferungen für die Truppen des Widerstandes zu verhindern? Die Tötung
der Zivilisten, die Zerstörung der Infrastrukturen und der Häuser dient nur
dazu Druck auf die Libanesen auszuüben, damit sie sich den israelischen
Bedingungen beugen. Und es überrascht nicht, dass der Resolutionsentwurf des
Sicherheitsrates die Zionisten nicht offen wegen der von ihnen begangenen
Kriegsverbrechen, der Massaker, des Genozids und der Zerstörung des Libanon
anklagt.“

Der
Süden, ihr Grab

„Wir halten
weiterhin an der Front stand. Wir sind weiterhin stark. Und das ist bereits an
sich ein großartiges Ergebnis, während der Feind seine Ziele gegen den
Widerstand noch nicht erreicht hat. Bis jetzt ist es dem Feind nicht gelungen,
die Fähigkeit des Widerstandes Raketen abzufeuern, zu reduzieren noch ist es
gelungen, ihn zu schwächen. Ich sage den Zionisten: Kommt her! Es wird teuer
für Euch werden. Es wird Euch nicht gelingen, auf unserem Boden zu bleiben. Wir
werden Euch mit Gewalt davonjagen. Wir werden die kostbaren Böden des Südens in
das Grab unseres Invasors verwandeln. Ich habe eine spezielle Botschaft für die
Araber in Haifa: Eure Verluste und Eure Märtyrer schmerzen uns. Ich bitte Euch,
verlasst die Stadt, weil Euer Blut unser Blut ist.“


„il manifesto“ 15.8.2006

Der
Hisbollah-Führer erscheint auf „Al Manar“, um den Waffenstillstand zu
kommentieren. Wer eine scharfe Nach-Kriegs-Proklamation erwartet hatte, wurde
enttäuscht.

Die
Zukunft zwischen Sieg und Entwaffnung. Hier ist Nasrallahs Ziel

Hier längere, von „Al
Jazeera“ wiedergegebene, Auszüge aus der Rede des Hisbollah-Führers
Nasrallah, die vom Fernsehsender der islamischen Bewegung „Al Manar“
übertragen wurde.

Historischer
Sieg

„Das war ein
historischer und strategischer Sieg über den israelischen Aggressor.“ „Die
durch die von den israelischen Bomben hervorgerufenen Zerstörungen hatten in
der Geschichte der Menschheit nicht ihres Gleichen… Für den Wiederaufbau werden
wir alle Brüder mobilisieren. Wir müssen uns gegenseitig helfen und nicht auf
das Eingreifen der Regierungsbehörden oder der internationalen Agenturen
warten. Jede Familie muss sich darum kümmern, ein Dach über dem Kopf zu finden.
Wir müssen Geduld haben, aber alle werden eine Hilfe erhält.“ „Der Wille und
der Glaube, die Planung und die Aktion, die es uns ermöglicht haben zu
widerstehen, müssen in den Dienst des Wiederaufbaus gestellt werden. Es braucht
Arbeiter und Ingenieure genauso wie es notwendig war, sicherzustellen, dass es
Guerillakämpfer gab. Wir müssen freiwillig arbeiten, um unsere Fähigkeit zu
demonstrieren, unser in Trümmern liegendes Land schnell wieder aufzubauen. Es
bedarf keiner Schakale des Marktes. Bei keinem Baumaterial darf es – aufgrund
der höheren Nachfrage – Preiserhöhungen geben.“

Die
Diskussion über die Entwaffnung

„Die Diskussion über
die Entwaffnung des Widerstandes. Während unsere Brüder Guerillakämpfer für die
Verteidigung der Ehre des Landes kämpften und durch ihre Opfer die israelische
Aggression zurückschlugen, wird ‚hinter geschlossenen Türen‘ über dieses
Thema diskutiert… Das ist also kein neues Thema. Auf der letzten
Regierungssitzung haben es einige Minister angesprochen und es dann in der
Presse als Thema der öffentlichen Diskussion enthüllt und nicht mehr einer
regierungsinternen Debatte. Ich fordere alle verantwortungsbewussten
politischen Kräfte auf die Auseinandersetzung über dieses Thema im
geschlossenen Kreis fortzusetzen und nicht öffentlich, um Brüche und
Instrumentalisierungen durch den Feind zu verhindern. Es ist ein Fehler die
Debatte über die Entwaffnung des Widerstandes öffentlich zu machen anstatt den
Wiederaufbau des Landes in Angriff zu nehmen und sicherzustellen, dass die mehr
als eine Million Evakuierten ein Dach über dem Kopf haben. Das ist
unmoralisch…“

„Ich fordere die
Unterstützer des Widerstandes auf, sich nicht auf unnütze Diskussionen über
dieses Thema einzulassen, weil die Einheit des Landes unser Ziel sein muss. Wir
dürfen alte Wunden im Innern nicht
wieder aufreißen. Der Sieg, den wir errungen haben, darf nicht durch ein Zerbrechen
der nationalen Einheit getrübt werden… „

„Diese Stimmen sind
eine Provokation und wir werden nicht in diese Falle tappen. Ohne die Waffen
des Widerstandes hätte es diesen Sieg nicht gegeben, den viele arabische
Staaten gegen die israelische Armee nicht erringen konnten. Sie verlangen sehr
viel mehr als von der UNO-Resolution gefordert wird und als sich die Israel und
die USA erwarten.“

Wer
wird uns verteidigen?

„Unsere Feinde
bedrohen den Libanon weiterhin mit Zerstörung. Wer wird ihn verteidigen? Ihre
Faulenzer in voll klimatisierten Büros? Die UNO-Truppen? Das glaube ich nicht.
Der Widerstand ist entstanden, um den Libanon zu verteidigen und wir sind
bereit die Diskussion über dieses Thema wieder aufzunehmen. Aber ohne
Erpressungen. Wir sind für die Souveränität des Staates. Wir sind Teil dieses
Staates. Unsere nationale Armee wird in den Süden einrücken und diese Armee
muss in die Lage versetzt werden das Land gegen die israelischen Aggressionen
zu verteidigen. Nur unter diesen Bedingungen wird die Präsenz des
Volkswiderstandes nicht mehr notwendig sein… Ein starker, gerechter und fähiger
libanesischer Staat ist unser Ziel. Wir dürfen die Elemente der Stärke, den
Widerstand und die Einheit des Landes nicht verlieren bevor wir die Bedingungen
für die Verteidigung und das Überleben des Landes gesichert haben.“

Vorbemerkung,
Übersetzung aus dem Italienischen und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG
der Uni Hannover

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