Frühjahr 2004: In Pisa wird das Auto eines
Lokalpolitikers der Alleanza Nazionale (Postfaschisten) angezündet. Wenig
später ein Brandsatz auf ein Büro der AN geworfen, an der Eingangstür entsteht
Sachschaden. Verantwortlich zeichnet eine Organisation namens COR („Zellen der
revolutionären Offensive“).
Juli 2004: Die Staatsmacht schlägt zurück –
zumindest schlägt sie zu. Angehörige des anarcho-ökologischen Zirkels
„Silvestre“, sowie ein Mitglied der italienischen Sektion der AIK („Campo
Antimperialista“), William Freddiani, landen in Untersuchungshaft. Die
Beweislage ist mehr als dürftig. Der Staatsanwaltschaft wird es bis zum Schluss
nicht gelingen, den Angeklagten Mitgliedschaft in der COR, oder Beteiligung an
den Anschlägen schlüssig nachzuweisen. Die Angeklagten selbst lehnen jede
Verantwortung ab. Auch scheint gerade die von der Staatsanwaltschaft
konstruierte Identität zwischen COR und „Silvestre“ mehr als fragwürdig. Die
wenigen Bekennerbriefe der COR sprechen eine ganz andere Sprache, als die
Publikation der mit der ökologischen Bewegung verbundenen Anarchisten.
Beweise scheinen allerdings nicht notwendig.
William Freddiani wird vom Gericht zum Anführer und gefährlichsten Mann der COR
ernannt. Allerdings nicht unter dem Druck der Indizien, sondern einfach weil er
Kommunist ist: „Die kommunistische Ideologie wird letztendlich immer
gefährlicher sein als anarchistische Bestrebungen“, heißt es in der Begründung
für die Ablehnung der Aufhebung der Untersuchungshaft im letzten Jahr.
Bis zum bitteren Ende folgt die
Gerichtsbarkeit den Halluzinationen der Staatsanwaltschaft: Ende Juli wird
William Freddiani zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. 5 Jahre und 2 Monate für
Francesco Gioia, 5 Jahre für Costantino Rozzi,
3 Jahre und 8 Monate für Alessio Perondi, 3 Jahre und 6 Monate für
Benedetta Galante und Leonardo Landi.
Die antiterroristische Hexenjagd fordert neue
Opfer. Diesmal dürfen einige junge Leute für Jahre hinter Gittern verschimmeln.