Site-Logo
Site Navigation

Wir greifen wieder zu den Waffen

31. August 2006

Aufruf der Kommunistischen Partei des Libanon

Die Kommunistische Partei des Libanon veröffentlichte am 29. Juli in Beirut einen Aufruf „Zur Verteidigung unseres Landes und unseres Volkes“:

Libanesinnen und Libanesen! Bereits seit drei Wochen setzt die israelische Armee ihre Aggression gegen unser Vaterland fort. Diese Aggression hatte schon am Anfang die Form eines totalen Kriegs angenommen, in dem nichts verschont blieb: weder die Zivilbevölkerung noch die Unterkünfte, nicht einmal die humanitären Einrichtungen, Medien oder Infrastruktur. Die Todesmaschine traf zuletzt sogar die internationalen Beobachter der UNIFIL (Truppen der Vereinten Nationen im Libanon).

Diese Lawine der Barbarei und des Vernichtungswahns, die unter dem Vorwand der Befreiung zweier entführter israelischer Soldaten ausgelöst wurde, überschritt alle Grenzen. Ihr Ziel ist in der Tat die niederträchtige Rache und sie nährt sich vom beispiellosen Hass gegen den Libanon und sein Volk. Sie versucht, unter der Losung der Zerstörung der militärischen Infrastruktur der Hizbullah, unserem Land den denkbar größten Schaden zuzufügen. Dabei nutzt sie die feigsten und barbarischsten Mittel.

Was die USA, den eingefleischten Befürworter der Aggression, anbetrifft: diese haben uns durch ihre Regierung ihre Hoffnung auf die Entstehung eines „Neuen Mittleren Osten“, angekündigt, auf der Grundlage des seit drei Jahren andauernden Feldzuges gegen das irakische Volk und mit dem Bestreben, das Schicksal des arabischen Gebiets und der dort befindlichen Reichtümer zu bestimmen.

Jedoch ist die Todesmaschine gescheitert, auch wenn sie ihr Zerstörungswerk allseits weiter fortsetzt. Und die Israelis wurden gezwungen, zu einer Bodenoffensive zu greifen, dem Mittel, zu dem sie seit ihrem Rückzug aus unserem Land im Jahr 2000 lieber nie wieder greifen wollten.

Seit einer Woche versuchen sie vergebens, auf dem Gebiet der Küste Marun al-Ras und der Stadt Bint Jubeil vorzurücken. Sie versuchen vergebens, einen Teil unseres nationalen Territoriums wieder zu besetzen, um unserem Volk ihre Bedingungen und die Bedingungen ihrer Auftraggeber aufzuzwingen.

Dazu greifen sie zum Mittel der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Massaker an der Zivilbevölkerung. Sie zwingen unsere Bürger, ihren Lebensraum zu verlassen. All dies unter der wohlwollenden Protektion Washingtons, das keine Möglichkeit der „Unterstützung“ von Aggressoren scheut, selbst wenn es sich dafür mit der ganzen Menschheit konfrontiert sähe.

Die Brutalität der Aggression und die Gefahren (…) erfordern von der libanesischen Regierung, mit ihrer Kompromisspolitik und mit jeglichen Illusionen auf die amerikanische oder internationale Protektion (für den Libanon) zu brechen. Die Vereinigten Staaten sind Verbündete der Aggressoren: sie sind entsprechend als solche zu betrachten und zu behandeln.

Das libanesische Volk und die Regierung sind aufgerufen, sich im Kampf zu vereinigen, mit allem, was darunter zu verstehen ist sowohl in politischer und militärischer Hinsicht, als auch bezüglich der Sicherheit und des Alltagslebens. Dies erfordert ebenfalls die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit – der tatsächlichen Einheit -, deren Politik auf die Unterscheidung zwischen den Freunden und den Feinden unseres Vaterlandes fußen und deren Tätigkeit jegliche Hilfe und Unterstützung für den Widerstand beinhalten wird – einen heroischen Widerstand, der wieder einmal den Ruhm unseres Landes, aber auch seine Einheit und gar seine Existenz gegenüber der israelisch-amerikanischen Kriegsmaschine ausmacht.

Libanesinnen, Libanesen! Israel versucht wieder, unser Land zu besetzen und uns zu zerstören. Und der islamische Widerstand setzt seine heldenhaften Handlungen, seine Opfer und seine Siege fort, während die libanesische Armee stillhält, trotz feiger und abscheulicher Massaker an ihren Soldaten und Offizieren.

Die Patriotenpflicht ruft uns auf, uns dem Widerstand gegen die Besatzer anzuschließen und den gegen unser Land begangenen Verbrechen entgegenzutreten.

Wir, linke und demokratische Parteien und Kräfte, deren Persönlichkeiten und Positionen bereits die Ehre hatten, einen Teil der Verteidigung des Vaterlandes 1982 und in den Jahren danach zu bilden, erklären, dass wir wieder zur Waffe greifen. Wir rufen die jungen Menschen unseres Landes auf, diese heroische Erfahrung wieder aufzugreifen und sie zur Grundlage des Widerstandes zu machen. Wir rufen sie auf, in ihren Dörfern und Städten zu bleiben, dem Feind mit Waffen in der Hand zu begegnen, unsere Erde, unsere Souveränität und unser Volk zu verteidigen.

Es ist ein historischer Augenblick für uns. Unser Land und unser Volk werden siegen, und eine Ära der Freiheit und der Einheit wird über unserem Land und unserer arabischen Nation herrschen, nach Zerschlagung aller Aggressoren.

Aus dem Französischen auf Grundlage eines Aufrufes auf der Internetseite der Kommunistischen Partei des Libanon. Übersetzt von Julia Monossowa. Quelle: junge Welt, 1. August 2006

Thema
Archiv