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Ein Brief aus Israel

8. September 2006

Nach
der Niederlage im Libanon steht die israelische Gesellschaft vereint hinter den
imperialistischen Zielen

Mit
dem Beginn des Waffenstillstandes endete die Phase, die wir den letzten Monat
durchlebt hatten – der „offene Krieg“. Jeder gibt zu, dass der Widerstand
diesen Teil des Krieges gewonnen hat. Das ist ein großer Erfolg, und mehr als
das, es ist das erste Mal, dass arabische Kräfte gegen Israel im Krieg
gewinnen.

Für
uns hier war der vergangene Monat sehr seltsam. Abgesehen davon, dass wir
beinahe jeden Tag Aktivitäten hatten (wir organisierten Demonstrationen drei
bis vier mal pro Woche), schien es klarer als je zuvor, dass die tatsächliche
Politik, die tatsächliche Veränderung der Welt von anderen Menschen gemacht
wird, die andere Mittel verwenden.

Während
dieses Monats waren die israelische Polizei und das israelische Volk weitaus
rassistischer als sonst, sie sahen sich geschlagen durch die Hisbollah,
aber sie konnten nichts dagegen tun, also griffen sie uns an. Wir wurden von
Israelis während unserer Demonstrationen angegriffen (zum Beispiel organisierte
die Studentenorganisation, welche der Arbeitspartei nahe steht, Angriffe auf
Antikriegsdemos, besonders Demos von „Frauen in Schwarz“), die Polizei prügelte
wild auf Demonstrationsteilnehmer ein und sehr viele Leute haben ihre Nächte in
Polizeiwachen verbracht, nachdem sie an komplett legalen Demonstrationen
teilgenommen hatten.

Es
ist wichtig zu verstehen, dass zumindest 85%, vielleicht sogar mehr, der
zionistischen Gesellschaft – der jüdischen Bevölkerung in Israel – den Krieg
unterstützten und es keine Antikriegsstimmen innerhalb der sogenannten
„israelischen Linken“ oder „zionistischen Linken“ gab. Genau in der letzten
Woche, als es klar wurde, dass Israel diesen Krieg verliert, dass die besten
israelischen Kommandos von der Guerilla der Hisbollah besiegt werden, dass die
Panzer, Helikopter und Schiffe zu Todesfallen für die israelischen Soldaten
wurden und dass die israelische Gesellschaft nicht mehr so gut funktioniert
wegen der Raketenangriffe, begannen einige „zionistische Linke“ den Krieg zu
kritisieren. Sie veranstalteten eine kleine Demo (500 Leute) mit Slogans die
implizierten, dass sie trotzdem Teil des zionistischen Konsens waren.

Die
„Antikriegsbewegung“ die hier existiert, basiert hauptsächlich auf arabischen
Parteien und Bewegungen und ein paar radikalen Juden und Jüdinnen und jüdischen
Organisationen, wie die Anarchisten gegen die Apartheidmauer. In den
Demonstrationen in Tel Aviv war die Hälfte der Demonstranten Araber, in Haifa
(welche eine gemischte Stadt ist), etwa drei Viertel.

Daher
klagen die Slogans der Bewegung Israel direkt der Aggressionen an (einige der beliebtesten
hebräischen Slogans: Peretz, the defense minister, how many kids you’ve killed
today?“ „All the ministers
are war criminals“, „Who is the terrorist – this is Olmert/Peretz the
fascist“ und „Olmert, murderer, Lebanon will win the war“ sowie
auf arabisch: „In Taibeh & Maroun e-Rass, the occupation army was
beaten“ und „Bint Jbeil, you’ve beaten the Zionist army“ etc..
Natürlich gibt es einige Slogans die nicht gerufen werden durften, da dafür
einige Jahre Gefängnis gestanden hätten. Beispielsweise wurde ein Mann von
Nazareth vor fünf Jahren schon, zu drei Jahren Haft verurteilt weil er auf der
Demonstration zum Tag des Bodens ein Photo von Nasrallah gehalten hatte, wegen „Unterstützung einer terroristischen Organisation.“

Ein
Aktivist von Abnaa el Balad

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