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Antiimperialistische Einheit und neue revolutionäre Paradigmen

12. November 2006

Comandante
William Izarra in Wien und Budapest

William Izarra, Verantwortlicher der Zentren für
Ideologische Ausbildung, historische Figur des venezolanischen Bolivarianismus
und Weggefährte von Präsident Hugo Chávez seit dessen aktiver Militärzeit,
besuchte im Rahmen seiner Europareise am 2. und 3. November Wien sowie am 4.
November Budapest. In Wien gab Kommandant Izarra auf Einladung eines Bündnisses
antiimperialistischer, kommunistischer und Solidaritätsorganisationen zwei
öffentliche Konferenzen, auf der Universität Wien sowie gemeinsam mit dem
palästinensischen Intellektuellen Ibrahim Hamami im Österreichisch-Arabischen
Kulturzentrum (OKAZ). In Budapest nahm er an der Konferenz der Kommunistischen
Arbeiterpartei Ungarns teil und hielt für Mitglieder der Ungarischen Linken
Front einen Vortrag über den bolivarianischen Prozess in Venezuela. Der Besuch
Izarras fand nicht nur breites Interesse unter der linken und solidarischen
Öffentlichkeit sowie den arabischen Gemeinden Wiens. Auch in den Medien wurde
dem renommierten Theoretiker des Sozialismus des 21. Jahrhunderts und
bolivarianischem Revolutionär breite Aufmerksamkeit eingeräumt. In einem
Interview im Ö1-Mittagsjournal sowie in der Wiener Zeitung denunzierte Izarra
das von den USA über die Medien verfälschte Bild Venezuelas in der europäischen
Öffentlichkeit und stellte klar, dass die bolivarianische Revolution wie keine
andere Regierung Lateinamerikas über Wahlprozesse demokratisch legitimiert sei
und es vielmehr die US-gestützte Oligarchie war, die zu illegalen Mitteln gegen
die sozialen und demokratischen Veränderungen im Land griffen.

Politische und
kulturelle Herausforderungen für die venezolanische Revolution

Vor über hundert zumeist jungen österreichischen
Studenten zeigte William Izarra die geschichtlichen Ursprünge und aktuellen
Herausforderungen für die Umgestaltung Venezuelas unter Führung von Präsident
Chávez auf. Die sozialistische Zielsetzung des Prozesses ist mit den sieben strategischen
Linien, die Hugo Chávez für ein neues Mandat vorgeschlagen hat, klar
festgelegt. Deren Umsetzung solle über einen ideologischen Kongress sowie die
Bildung einer Einheitspartei aller revolutionären Kräfte gefördert werden. Denn
der bolivarianische Prozess ist nicht nur durch die ständige Bedrohung durch
den US-Imperialismus gefährdet, sondern auch durch die immer noch starken, von
den alten Traditionen der Vierten Republik geprägten, bürokratischen Elemente
im Staatsapparat. Eine neue Kultur auf der Basis revolutionärer Ethik und neuer
Werte sei daher entscheidend, um eine partizipative Form der Demokratie zu
begründen, die die direkte Entscheidung des Kollektivs über die Geschicke der
Nation ermöglichen werde. Diesem Prozess der Bildung der notwendigen
Führungskader aus der Volksbewegung widmen sich die von Izarra initiierten
Zentren für Ideologische Ausbildung, besonders mit dem Gesetz der Kommunalen
Planungsräte, das von Izarra als „erstes Gesetz der Volksmacht“ bezeichnet
wurde.

Veranstaltung Universität, 2.11.2006

Comandante Izarra

Veranstaltung 2.11., Universität

Eine symbolische
Zusammenkunft der Völker im Widerstand

Am 3. November fand eine gemeinsame Konferenz von
William Izarra und dem palästinensischen Intellektuellen Ibrahim Hamami, der im
Londoner Exil lebt, statt. Das Treffen stand im Zeichen der venezolanischen
Außenpolitik für das Selbstbestimmungsrecht der Völker. William Izarra legte
dabei die Bedeutung internationaler Erfahrungen, etwa die der libanesischen
Hezbollah oder des irakischen Widerstandes, für die neue Verteidigungsdoktrin
der venezolanischen Streitkräfte dar. Die Konfrontation mit den USA sei eine
asymmetrische, wo das Bewusstsein des Volkes neben den Elementen des
Guerillakrieges gegen eine mögliche Invasion von entscheidender Bedeutung ist.
Auch hier betonte Kommandant Izarra, dass ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel
für die Revolutionäre entscheidend sei, um auf die neuen geopolitischen
Bedingungen und die veränderten Voraussetzungen für einen revolutionären Umbau
der Gesellschaft zu reagieren. Hamami wies darauf hin, dass er viele
Verbindungen des palästinensischen Widerstandes mit dem venezolanischen Prozess
feststellen konnte, wie er von Komandant Izarra charakterisiert wurde. Die
Bedrohung durch den US-Imperialismus, die demokratische Legitimation einer
Regierung – im palästinensischen Fall die der Hamas – über Wahlen, die vom
Westen nicht anerkannt werden, die Existenz von bürokratischen Elementen, die
sich von innen gegen soziale und demokratische Veränderungen stellen. Der
Unterschied zum venezolanischen Beispiel liege nur darin, dass das palästinensische
Volk seinen Kampf unter Bedingungen der Besatzung durchführe. Hamami ersuchte
im Rahmen seines Beitrags auch die venezolanische Regierung, eine konsularische
Vertretung im Gazastreifen zu eröffnen. „Dies wäre eine enorme moralische
Stütze für unser Volk, denn im Gaza-Streifen ist derzeit das Zentrum der
Konfrontation mit den Besatzern und auch den bürokratischen Elementen, die den
Reformen durch die demokratisch gewählte Regierung der Hamas entgegenstehen.“

v. li. n. re: Hamami, Izarra, Übersetzer

Veranstaltung 3.11.2006, OKAZ

Für ein Zentrum
für ideologische Ausbildung in Europa

Im Rahmen seiner Gespräche wies Kommandant Izarra
immer wieder darauf hin, dass auch die europäische Bewegung noch stark in
überkommenen Kategorien des Denkens verhaftet sei und teilweise sogar ins
dominante System integriert sei. Während seiner Ausführungen in Budapest vor
Delegierten der Konferenz der Kommunistischen Arbeiterpartei Ungarns und der
Ungarischen Linken Front betonte Izarra, dass die Europäische Union sich in
allen wesentlichen Fragen und in den internationalen Institutionen dem Diktat
der USA unterordne und die europäische Linke aufgefordert sei, sich dem
dynamischen Prozess in Venezuela anzuschließen, ein neues Projekt des
Sozialismus des 21. Jahrhunderts und der Emanzipation vom US-Imperialismus zu
erarbeiten. Während einer Diskussionsrunde mit Vertretern der
Antiimperialistischen Koordination und der Kommunistischen Initiative in Wien
wurde die Idee angesprochen, auch in Europa eine gemeinsame Arbeit im Rahmen
eines Zentrums für Ideologische Ausbildung aufzunehmen, das sich in
organisierter Weise dem venezolanischen Prozess der Diskussion neuer
Überlegungen für einen sozialistischen Übergang anschließt.

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