Site-Logo
Site Navigation

Todesfasten in der Türkei: Einlenken der Regierung?

23. Januar 2007

Behic Asci wurde in die medizinische Fakultät in Capa eingeliefert

Behic Asci, der am 5. April 2006, dem ‚Internationalen Tag der AnwältInnen‘ gegen die Isolationshaft ins Todesfasten getreten ist, hat seine Aktion unterbrochen.

Er wurde zur Behandlung in die medizinische Fakultät Capa verlegt.

Einstweilen hat sich eine Menschenmenge, darunter der Vorsitzende der Türkischen Ärztevereinigung (TTB) Gencay Gürsoy, der Vorsitzende der Istanbuler Anwaltskammer Kazim Kolcuoglu, Generalvorsitzender der DISK Süleyman Celebi, VertreterInnen der Istanbuler Ärztekammer (ITO), der ehemalige Generalvorsitzende des Menschenrechtsvereins (IHD) Akin Birdal, VertreterInnen der Istanbuler Zweigstelle des Zeitgenössischen JuristInnenverbandes (ÇHD), AnwältInnen gegen die Isolation, TAYAD Mitglieder, sowie Behic Asci’s Mutter, Fazilet Erdogan vor dem Haus in Sisli versammelt, in dem Rechtsanwalt Asci seine Aktion durchführte.

Die erste Erklärung kam von Ärztekammer-Vorsitzenden Gencay Gürsoy.

Gürsoy machte auf das Rundschreiben, das seitens der Generaldirektion für Straf- und Vollzugsanstalten des Justizministeriums veröffentlicht wurde, aufmerksam.

Mit dem besagten Rundschreiben hat das Justizministerium einen konkreten Schritt im Bezug auf dei F-Typ Gefängnisse unternommen, erklärte Gürsoy.

Weiter berichtete Gürsoy, dass laut dem Rundschreiben Gefangene und Verurteilte in Gruppen, die 10 Personen nicht übersteigen zusammenkommen könnten. „Diese Zahl könnte aber mit der Zeit auf 20 erweitert werden. Die Todesfastenaktion ist glücklich zu Ende gegangen“ fuhr Gürsoy fort.

Der DISK-Generalvorsitzende Süleyman Celebi wies darauf hin, dass bis heute 122 Menschen im Kampf gegen die Isolation ihr Leben verloren, und 600 Menschen bleibende Schäden davontragen müssen.

Celebi fügte hinzu: „Das bedeutet also, diese Regelungen hätten schon früher gemacht werden können. Ich hoffe, dass Behic Asci wieder gesund wird. Es ist eine Freude, dass die Periode so geendet hat“.

Der Vorsitzende der Anwaltskammer Kazim Kolcuoglu erklärte, dass Behic Asci und die demokratischen Massenorganisationen ihren Kampf für eine Lösung des Isolationsproblems entschlossen fortgesetzt haben.

Behic Asci konnte aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nicht an der Presseerklärung teilnehmen, und es sprach deshalb Rechtsanwalt Taylan Tanay in seinem Namen. Tanay übermittelte Asci’s Dank gegenüber den Intellektuellen, KünstlerInnen und demokratischen Massenorganisationen, die sich gegen die Isolation gestellt haben, und nahm Bezug auf den 7 Jahre andauernden Kampf gegen die Isolation.

Rechtsanwalt Taylan Tanay erklärte zum Rundschreiben des Justizministers folgendes: „Dieses Rundschreiben hatte die Sozialisierung der Gefangenen und Verurteilten zum Ziel, ohne jegliche Bedingung zu stellen. Diese konkrete Entwicklung wurde seitens der Kammervorsitzenden an Behic Asci übermittelt. Daraufhin teilte Behic Asci seine Entschlossenheit mit, seinen Kampf von nun an mit unterschiedlichen Aktionsformen fortzusetzen. Er gab bekannt, dass er ab heute, 19.00 Uhr, sein Todesfasten unterbrochen hat. Wir hoffen sehr, dass die Isolation keinen weiteren Tod hervorrufen wird.“

Rechtsanwalt Tanay, gab bekannt, dass auch in Adana die seit 263 Tagen todesfastende Gülcan Görüroglu, ihren Widerstand vorläufig abgebrochen hat.

Tanay erklärte, dass die im Usak E-Typ Gefängnis inhaftierte Sevgi Saymaz derzeit nicht erreichbar sei.

Im Anschluss an die Erklärung wurde Rechtsanwalt Behic Asci mit dem Notarztwagen zur Medizinischen Fakultät in Capa transportiert.

Die vor dem Widerstandshaus versammelten TAYAD- Anghörigen begannen zu Tanzen nachdem sie Asci mit der Parole „Es lebe unsere Todesfastenaktion“ verabschiedeten.

22. Januar 2007

Thema
Archiv