Interview mit Samah Idriss
Samah Idriss ist Aktivist der säkularen antiimperialistischen Linken
des Libanon und Herausgeber der arabischen Literaturzeitschrift al Adab.
War der Generalstreik von Dienstag, 23.1. 2007 ein Erfolg?
Die Opposition schaffte es das Land zu paralysieren. In den Gegenden die sich unter der Kontrolle von Hisbollah und Amal befinden kam das öffentliche Leben völlig zum Stillstand. Für den Machtbereich von Walid Dschumblat und für den maronitischen Bereich, der unter Samir Geagea, Michel Aoun und Suliman Franjieh aufgeteilt ist, kann das nicht gesagt werden.
Wird die Siniora-Regierung in die Knie gehen?
Nein, unter dem Druck der USA und Frankreich ist sie nicht bereit zurückzuweichen. Die Forderung der Opposition nach einer Drittelsperrminorität bleibt für sie inakzeptabel.
Was wird der nächste Schritt sein?
Der Präsident Emil Lahoud könnte die Regierung für aufgelöst erklären und den Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung erteilen. Doch die alte Regierung würde das wohl kaum hinnehmen. So könnten wir bald zwei Regierungen haben. Einige der Parlamentarier der Opposition könnten ebenfalls zurücktreten.
Besteht die Gefahr eines Bürgerkrieges?
Ich fürchte ja. Wir sind in diesen Tagen Zeugen eines beginnenden Bürgerkriegs. Die Spannungen zwischen den Konfessionsgruppen steigen und insbesondere zwischen Schiiten und Sunniten. Einige scheinen den islamischen Widerstand provozieren zu wollen, mit dem Ziel Hisbollah in Straßenkämpfe zu verwickeln.