Unter dem Titel „Schmutzige Waffen in Nahost – Droht Katastrophe in Europa?“ trafen am 26. Oktober 2006 eine stolze Anzahl von internationalen ExpertInnen and AktivistInnen in Linz/Österreich zusammen, um über eine gemeinsame Vergehensweise gegen DU-Waffen (depleted uranium/abgereichertes Uran) zu diskutieren.
Unter den ExpertInnen fanden sich Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Dr. Siegwart Horst Günther, Arzt in Basra/Irak, Dr. Doug Rokke, strahlenkranker Umweltwissenschafter der US-Armee, Dai Williams, DU-Waffenexperte und Prof. Dr. M.A. Kobeissi, Libanesischer Nuklearphysiker.
Neben zahlreichen Referaten über die Gefahren von DU-Waffen in medizinischer Hinsicht und über deren physikalischen Hintergrund, stellte Frieder Wagner, seines Zeichens Träger des europäischen Fernseh-Preises des WDR, seinen neuesten Dokumentarfilm „Deadly Dust“ vor, in welchem er die Auswirkungen des DU-Einsatzes im 1991er Golfkrieg, zusammen mit Prof. Günther recherchierte.
Die Veranstaltung wurde auch von Vertretern der deutschen Friedensbewegung durch diverse Berichte und Beiträge bereichert, wobei im Zuge einer Publikumsdiskussion, angesichts der „Massenvernichtungswaffe“ DU, auch Begriffe wie „Genozid“ und „Holocaust“ im Zusammenhang mit dem israelischen Angriff auf die libanesische Zivilbevölkerung genannt wurden. Weit mehr Menschen könnten in den nächsten zwanzig Jahren an den Folgen des Einsatzes von möglichen DU-Waffen im Libanon sterben, als im Krieg selbst. Das ist die erschreckende Meinung von ExpertInnen, die sich international und seit Jahren mit dem Thema DU befassen.
Die Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen (GÖAB) arbeitet zusammen mit internationalen ExpertInnen an Kampagnen, um die Verantwortlichen anklagen zu können, die Opfer zu entschädigen und den Einsatz von DU international für immer zu bannen.
„Wie ein Messer durch Butter“ – so wirkt das DU-Projektil, wenn es auf einen stählernen Panzer trifft. Die extreme Dichte und Härte machen DU zu einem schlagfertigen Kriegsinstrument und machen jegliche Art von Panzerungen und Stahlbetonbunkern vollkommen überflüssig. Deshalb ist DU bei den Militärs so beliebt. Das geht sogar so weit, dass sich selbst hochrangige europäische PolitikerInnen von der Waffen – und Atomlobby soweit kaufen lassen, dass sie den durchaus zugegebenen Einsatz von DU öffentlich verharmlosen, wie es der ehemalige deutsche Außenminister Rudolf Scharping (SPD) anlässlich des NATO-Einsatzes in Bosnien von sogenannten „Bunker Busters“ gemacht hat. Und das mit Unterstützung der Grünen Regierungspartner!
Völkerrechtsexperten wie der deutsche Rechtsanwalt Rainer Rothe rufen die UN, die EU und die USA dazu auf die Produktion, den Einsatz und die Verharmlosung von DU-Waffen sofort zu beenden und international zu bannen.
Die USA marschierten 2003 im Irak ein um Massenvernichtungswaffen zu finden und haben dabei selbst eine unvorstellbar gefährliche Massenvernichtungswaffe zum Einsatz gebracht.
Mann sollte allen Verharmlosern und Befürwortern von DU ein Glas Leitungswasser, welches im Irak, Bosnien oder Südlibanon entnommen wurde, zum Trinken geben und darauf bestehen dieses vor laufenden Kameras zu trinken, dazu ein paar südlibanesische Oliven zu speisen und auch südlibanesischen Tabak zu rauchen.*
DU-Munition durchschlägt Stahl so, dass es zwischen dem Stahl der Panzer-Panzerung und dem DU-Projektil zu einer Reibung kommt. Die dadurch entstandenen Reibungshitze entzündet das DU-Geschoss und dieses verglüht dann im Inneren des Panzers, sodass es zusätzlich zum Durchschlag auch zum Verbrennen der Panzerbesatzung kommt. Das verglühte DU-Geschoss löst sich in feinste, so genannte Nanopartikel auf, die so klein sind, dass sie im durch die Explosion aufgewirbelten Staub mit Leichtigkeit in die Luft geschleudert werden und durch den Wind sogar bis nach Europa getragen werden könnten. Nanopartikel sind so dermaßen klein, dass sie selbst durch einen menschlichen Körper durchgleiten können, wie Wasser durch einen Schwamm. Diese Partikeln setzten sich dann im Körper in der Milz, der Leber und überhaupt den gesamten Organen und auch den Geschlechtsteilen fest. Die Strahlung, die von diesen Partikeln ausgeht, verändert die Aktivität der DANN-Replikation, was zu Krebs führen kann, oder bei neugeborenen Kindern zu schwersten Behinderungen, die weltweit nur mit Behinderungen und Krankheitsbildern von Kindern in Tschernobyl zu vergleichen sind, so der deutsche Arzt Prof. Günther.
Dr. Kobeissi und ich haben im Südlibanon mit einem zunächst normalen Geiger-Müller-Zähler, den wir als Strahlenindikator verwendet haben, einen weit erhöhten Strahlenwert feststellen können, der die natürliche Strahlung um ein Vielfaches übersteigt.
Während wir in Nordbeirut 40 nSv (Nanosivert) als natürlich vorkommende Strahlung gemessen haben, haben wir, sobald wir in der Beiruter Südstadt in einen Krater hineingegangen sind, schnell 700 und auch 1000 nSv messen können, also einen Strahlungsanstieg verzeichnen können, der sich mit einem Endlos-Ton auf unserem Messgerät zu erkennen gab. Eine Aufschrift auf dem Gerät sagte uns: „Wenn sie einen Endlos-Ton hören, dann verlassen sie das Gebiet schnellst möglich – Lebensgefahr!“…
Was im Endeffekt dahinter steckt, ist noch immer fraglich und aktuelle Streitfrage verschiedener kontroverser Medienartikel, von Haaretz, International Harold Tribune und Daily Star.
Die GÖAB arbeitet mit der libanesischen Umweltschutz-NGO „Green Line Association“,
der IHO (schiitisches Äquivalent zur katholischen Caritas) und Dr. Kobeissi an dieser Kampagne und hat bereits eine Vielzahl von anderen NGOs, Vereinen, Plattformen, Bewegungen und ExpertInnen als UnterstützerInnen für ihr Vorhaben gefunden, dagegen vorzugehen.
DU-Munition wurde definitiv und nachweisbar im Irakkrieg 1991 zum Einsatz gebracht und ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch für den exorbitanten Anstieg an Krebserkrankungen in Basra verantwortlich, wo die GÖAB eine Krebsstation unter Leitung von Dr. Eva-Maria Hobiger betreut.
Thomas Kukovec
Thomas Kukovec ist für die GÖAB (Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen) Projekt-Koordinator im Libanon.
thomas.kukovec@gmx.at
ww.saar.at/libanon
* zynische Anmerkung des Autors