Aufruf der Revolutionär Demokratischen Front (RDF)
Indische Stammesangehörige und Angehörige niedriger Kasten wehren sich
Der neu geschaffene indische Bundesstaat Chhattisgarh ist einer der Brennpunkte des sozialen Kampfes auf dem Subkontinent. In der Mitte der Halbinsel gelegen ist er charakterisiert durch einen hohen Anteil Stammesangehöriger und Mitglieder niedriger Kasten. Diese Tatsache allein schuf eine säkulare Tradition der sozialen Rebellionen und religiöser Reformbewegungen, die versuchten die traditionelle extreme soziale Ungleichheit in Form der religiös legitimierten Kasten des Hinduismus aufzubrechen.
Die moderne Form dieser Volksbewegungen ist die naxalitische Rebellion, welche einen Teil des Staats Dandakaranya kontrolliert und großen politischen Einfluss über die Staatsgrenzen hinaus innehat. Sie versucht die kommunale Entwicklung in kollektiven Formen voranzubringen – mit bemerkenswertem Erfolg.
Währenddessen ist der Appetit der globalisierten kapitalistischen Eliten – sowohl der einheimischen als auch der internationalen – ungebremst. Die Region ist reich an natürlichen Ressourcen für Bergbau und Forstwirtschaft. Um zu diesen Ressourcen Zugang zu erhalten müssen sowohl die traditionellen Gemeinden als auch besonders die maoistisch organisierten Kräfte vertrieben werden.
Unter dem Deckmantel des „Kriegs gegen den Terror“ brachen die Eliten eine tödliche Kampagne vom Zaun, die mit Massenerschießungen, Enthauptungen und Gruppenvergewaltigungen etc. einhergeht.
All dies findet völlig unbeachtet von der weltweiten öffentlichen Meinung statt, die Indien als neuen kapitalistische Tiger beschwört, der breite konsumierende Mittelklassen entstehen lässt. Aber von der anderen, dunklen Seite der Medaille will niemand Notiz nehmen.
Die Revolutionäre Demokratische Front (RDF) Indiens startete einen Aufruf für die dringend benötigte Solidarität, dessen Hauptziel es ist, ihre Notlage der Welt zu Gehör zu bringen.
Das Antiimperialistische Lager wird sein Bestes geben diesem Aufruf Folge zu leisten indem ein Unterstützungsprojekt und eine Delegation organisiert werden. Jeder und jede Interessierte ist herzlich eingeladen bei dieser Aufgabe mitzuwirken.
Aufruf:
Verurteilt die ständigen faschistischen Angriffe auf Stammesangehörige der Bastar im Namen von Salwa Judum!
Im Namen von Salwa Judum wurden nicht nur Hunderte in der Region Bastar in Chhathisgarh, Indien, verhaftet, gefoltert, ermordet und vergewaltigt, sondern auch die gesamte wirtschaftliche Basis wurde vom Staat zerstört. Durch brutalen Terror zielt die Regierung darauf ab, die Revolution, die sich Tag für Tag im Herzen Indiens entwickelt, im Keim zu ersticken. In den letzten 25 Jahren wurden die Völker in der Region Zeuge eines großen Erwachens.
Während der vergangenen 25 Jahre vereinigten sich die Naxaliten, wie die Maoisten in Indien genannt werden, den Stammesangehörigen der Region in ihrem Kampf um ein Leben in Selbstachtung und Würde. Während sie einerseits die Autorität der grausamen, brutalen und ausbeuterischen Staatsmaschinerie bekämpften, formten sie gleichzeitig rudimentäre Formen der neuen Volksmacht. Es ist eine epische Schlacht, die Opfer und Entschlossenheit verlangt, mutige Visionen und Träume, denn hunderte Maoisten – selbst Stammesangehörige – und ihre Unterstützer gaben für die Geburt einer neuen Gesellschaft ihr Leben. Vor dem Eintritt der Naxaliten in den Kampf hatten dreißig Jahre sogenannter Unabhängigkeit wenig für diesen Stamm verändert; tatsächlich wurden die Bedingungen immer schlechter, Land wurde gestohlen für Minenprojekte, Stammesangehörige gejagt und geplündert durch Forstbeauftragte, Regierungsbeamte und lokalen feudalen Elementen. Es gab keine Bildung, keine Gesundheitsversorgung, keine Elektrizität, kaum Bekleidung und nur sehr geringe landwirtschaftliche Entwicklung. Und das Wenige, was durch Forstwirtschaft erwirtschaftet wurde, stahlen Händler, Forstbeamte und die Dorfeliten von den Stammesangehörigen.
Die 25 Jahre des bewaffneten Kampfes gegen die Regierungskräfte führten dazu, dass das Volk begann sich selbst zu bilden. Sie entwickelten ihre Landwirtschaft, die Gesundheitsversorgung etc. – ohne Zweifel nach wie vor mit vielen Mängeln – durch die Organisation der neuen Macht, die unter der Führung der Maoisten, welche mit ihnen leben und sterben, aufgebaut worden war.
Die Medien und viele der staatstreuen Politikanalytiker und Akademiker behaupten, dass die Naxaliten Entwicklung verhindern würden, aber die Wahrheit ist, dass die Naxaliten die Stammesangehörigen selbst in das Zentrum stellten und ihnen die Kontrolle über ihre Leben und ihre Welt um sie herum zurückgaben. Und nun sollen die Früchte dieser kleinen, aber sicheren Siege wieder gestohlen werden.
Die Offensive begann im Juni 2005 und dauert noch immer and. Tausende wurden gewaltsam vertrieben, Hunderte brutal ermordet, Dörfer niedergebrannt, Frauen mehrfach vergewaltigt, Ernten zerstört, Rinder und Geflügel geplündert – all das im Nahem von Salwa Judum oder der „Friedenskampagne“. Der Rest der Welt hat von dieser mörderischen Kampagne des Staats in dieser Region nichts mitbekommen. Abgesehen von ein paar Tatsachenberichten erreichte nur Regierungspropaganda die Medien.
In einem Versuch die revolutionären Massen auszuhungern, damit diese dem Status Quo unterordnen, schloss der Staat zunächst alle wöchentlichen lokalen Märkte, dann beendete er die Lieferung essentieller Güter wie Reis, an die Geschäfte, die Rationen verteilen. Es ist bekannt, dass die wöchentlichen Märkte die alleinige wirtschaftliche Lebenslinie für die Adivasi Bauern sind, da sie auf diesen Märkten ihre Produkte verkaufen und Güter des täglichen Lebens einkaufen können. Die Schließung der wöchentlichen Märkte ist damit gleichbedeutend mit dem Durchtrennen der Lebenslinie und dem Aushungern der Familien. Die Intention des Staates ist klar – entweder sich ergeben oder verhungern.
Die gesamte Kampagne wird vom Führer der oppositionellen Kongresspartei, Mahendra Karma, geführt, ein Großgrundbesitzer – mit voller Unterstützung der lokalen BJP Regierung. Beide Parteien sind in dieser brutalen Terrorkampagne involviert, die Paramilitärs, Lumpenproletariat, feudale Elemente, Regierungsbeamte und die Polizei umfasst und systematisch ist. Dies alles geschieht zum Wohlgefallen der lokalen großen Monopole und ihrer imperialistischer Herren. Diese Region ist sehr reich an Eisenerz. Die Naxaliten waren immer gegen die Vertreibungen die mit Minenprojekten unter der Bezeichnung „Entwicklung“ einhergeht.
Die einzige Linderung für das Volk ist die Unterstützung, die es von den Naxaliten in den Wäldern bekommt, welche ihre begrenzten Ressourcen mit den vertriebenen Stammesangehörigen teilen. Unter diesen Bedingungen appellieren wir an Sie, den Stammsangehörigen zu helfen, welche unvorstellbare Grausamkeiten durchgemacht haben, nur weil sie aufgestanden sind und sich geweigert haben dem Ruf der korrupten, ausbeuterischen und unterdrückerischen Herrschaft des derzeitigen Systems zu folgen.
Ihre Solidarität und Unterstützung in diesem historischen Kampf, der im Herzen Indiens stattfindet, kann unterschiedliche Formen haben. Sie können in die Region kommen und ihre professionelle Unterstützung für einige Monate anbieten, oder Geld – auch kleine Beiträge können helfen – Medikamente oder andere Dinge spenden, die den kämpfenden Stämmen von Nutzen sein können. Wir möchten auch, dass Sie der Welt mitteilen was aus der sogenannten größten Demokratie der Welt geworden ist, ihr wahres mörderisches, faschistisches Gesicht enttarnen, welches bewusst vor der öffentlichen Meinung verborgen wird. Es ist wichtig, dass die Wahrheit das Volk dieses Landes und die Massen auf der Welt erreicht.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung.
Raj Kishor,
Generalsekretär der Revolutionär Demokratischen Front