Editorial der Intifada Nr. 26
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Intifada
In der vorliegenden Ausgabe der „Intifada“ beschäftigen wir uns in alter Tradition mit den Brennpunkten des antiimperialistischen Widerstands sowie seinen geopolitischen Implikationen und Auswirkungen auf Europa. Gegenwärtig laufen die Bruchlinien des „American Empire“ an einem neuralgischen Punkt zusammen, namentlich dem Iran. Bei seinem Versuch den Widerstand in der islamischen Welt in die Knie zu zwingen und seinen nebulösen Plan vom „Greater Middle East“ zu realisieren, stößt Washington allerorts auf das Hindernis Teheran.
Wir halten daran fest, wie wir es immer wieder auch in früheren Ausgaben dieser Zeitschrift zum Ausdruck gebracht haben: Die spezifisch imperiale Logik der amerikanischen Weltherrschaft erfordert zwingend einen vernichtenden Militärschlag gegen den Iran mit anschließendem „regime change“. Widrigenfalls müssten die Pläne vom „American Century“ zugunsten einer stärker multipolaren Welt zurückgenommen werden, die kapitalistisch-imperialistisch bleibe, im der jedoch die Spielräume für den Widerstand der Volksmassen qualitativ größer wären.
Der Konflikt mit Russland um Georgien kann als Vorbote einer solchen Entwicklung gedeutet werden. So hat Syrien umgehend den Moskauer Par-force-Ritt begrüßt und signalisiert, wie sehr es sich die verblichene Weltmacht wieder als Gegenpol zu den USA zurückwünscht. Doch so weit sind wir noch nicht…
Es gibt gewichtige Stimmen innerhalb des US-Regimes und noch mehr bei den europäischen Verbündeten, die einen Angriff vermeiden oder verschieben wollen. (Siehe Artikel xxx.) Die Neocons präsentieren sich indes sicher als geschwächt sind aber bei weitem noch nicht geschlagen. Zudem haben sie die Israel-Lobby auf ihrer Seite.
Denn welche Perspektive hat die Prolongierung der Sanktionen und ein endloses Drehen der Spirale der Blockade. Der Iran zeigt sich so stark und selbstbewusst wie nie zuvor und hat keinen Grund auf sein international verbrieftes Recht auf Nukleartechnologie zu verzichten. Entweder lenken die USA ein oder auch die „realists“ kommen früher oder später zu den selben Schlussfolgerungen wie die „hawks“.
Wir können die Frage, ob es zu einem Angriff kommt, nicht beantworten. Die Akteure selbst kennen die Antwort wohl noch nicht. Um eine ausgemachte Sache wie gegen den Irak handelt es sich dem Augenschein nach jedenfalls nicht. Die Kriegsgefahr bleibt indes hoch und die Kriegsgegner im Westen schwach.
Unser Magazin bietet zumindest Argumente, die ihrer Stärkung dienlich sein sollen.
Die Redaktion
Wien, im August 2008