Protest gegen brutale Niederschlagung der Demonstrationen anlässlich des Klimagipfels
Schwedische AktivistInnen werden am Freitag den 18. Dezember das dänische Botschaftspersonal in Malmö in „Sicherheitsgewahrsam“ (1) nehmen!
Dies aus Protest gegen die „präventiven“ Massenverhaftungen während des Klimagipfels in Kopenhagen. Und weil, wie die AktivistInnen in einer Pressemitteilung bekanntgaben, „das Konsulat eines Landes die Nation im Ausland vertritt, und das Vorgehen des dänischen Staates eine Gefahr für das Demonstrationsrecht darstellt.“ (2). Es werde in allen Städten mit dänischen Konsulaten Aktionen gaben, teilt die Sprecherin der AktivistInnen mit.
„Man hat Menschen daran gehindert, ihre Positionen auf Demonstrationen zu verteidigen, mit denen versucht wurde, auf das Gipfeltreffen politisch Einfluß zu nehmen“, betonen die AktivistInnen.
„Niemand darf der Folter ausgesetzt werden oder einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Strafe. Die Vereinten Nationen sind der Gastgeber diese Gipfeltreffens, das jedoch in einem Land stattfindet, das die grundlegendsten Menschenrechte nicht einhält.“
Von den AktivistInnen wird ein Besetzer aus Malmö zitiert: „Am vergangenen Donnerstag saß ich vier Stunden lang bei Minusgraden auf dem nackten Asphalt, die Polizei verbot mir, auf die Toilette zu gehen oder mich auch nur ein wenig auszustrecken. Ich habe gesehen, wie Leute geschlagen wurden, die versuchten, ihre Körperhaltung zu ändern, einem Teil der Festgenommenen wurden die Fäustlinge (Wollhandschuhe) abgenommen. Die Handgelenke meines Freundes waren rundherum blutig, das wurde durch die Kabelbinder verursacht, die als provisorische Fessel dienten.
Mir wurde nicht erklärt, warum ich festgenommen wurde, und wenn ich nach der Begründung fragte, gab man sich nicht die Mühe, mir zu antworten. Wir wurden in eine Art Klima-Guantánamo hineinverstaut, und die, die keinen Platz mehr fanden, mußten sich in Autobusse setzen.“ So der Betroffene.
Jetzt kehren die UmweltaktivistInnen den Spieß um.
Drei junge Frauen und ein Mann (3) von der Ung Vänster (5) („Junge Linke“, Jugendpartei der Vänsterparti, der schwedischen Linkspartei, AuO) suchten am Freitag den 18. 12. um 11 Uhr 20 den dänischen Konsul Jens Basse in Landskrona auf, lasen ihm ein Protestschreiben vor, und eine Frau berichtet ihm von ihren Erfahrungen während der Festnahme (5). Landskrona liegt auf halber Höhe zwischen Malmö und Helsingborg.
Der Konsul war nicht erbaut, und die politische Vorbeugehaft des Konsuls wurde leider dadurch verhindert, daß er sich in einen Raum des Konsulats einschloß und die Polizei rief (5). Dem Treffen mit der schwedischen Polizei kamen die Protestierenden zuvor, indem sie schnell aus dem Konsulat verschwanden.
Konsul Basse berichtete der Polizei den Vorfall, sah allerdings von einer Anzeige ab und übergab die Sache seinem Chef in Stockholm (6). Diplomatische Chefsache!
Mit der intelligenten Aktion wird die Diplomatie befaßt!
Im Malmö war das dänische Konsulat für Menschenrechtsangelegenheiten noch weniger empfänglich. Etwa um 12 Uhr 30 versammelten sich davor an die 40 AktivistInnen (3), das Konsulat war geschlossen.
”Wir werden dazu gezwungen einzugreifen, damit wir nicht kriminalisiert werden. Den Leuten müssen die Augen geöffnet werden, denn die Demonstrations- und Meinungsfreigheit ist bedroht” hieß es in Landskrona (4).
Aug und Ohr,
18. 12. 2009
(1) dänisch: „præventiv tilbageholdelse“
(2) Ole Wugge Christiansen/Monsun: Svenske aktivister vil »præventivt tilbageholde« konsulatpersonale, Modkraft, 18. 12. 2009, http://www.modkraft.dk/spip.php?article12273
(3) Ole Wugge Christiansen/Monsun: Udramatisk »tilbageholdelse« af konsulatansat, Modkraft, 18. 12. 2009
http://www.modkraft.dk/spip.php?article12274
(4) Sandra Jakob: Här missar polisen aktivisterna, Helsingborgs Dagblad, 18. 12. 2009
(5) Henrik Kilefors: Ung Vänster tänkte gripa danske konsuln, Helsingborgs Dagblad, 18. 12. 2009
(6) Sandra Jakob: Ambassadören i Stockholm avgör om vi ska polisanmäla", Helsingborgs Dagblad, 18. 12. 2009