Gemeinsam mit George Habasch, Wadi’ Haddad und Ahmad Khatib gilt Yamani als einer der Gründer der panarabischen Bewegung „Al-Qaumiyun“ und ihrer Nachfolgeorganisation, der PFLP. Innerhalb der PFLP galt Yamani als eine Integrationsfigur. Sein guter Ruf innerhalb der palästinensischen Bewegung beruht auf seiner politischen Entschlossenheit, sauberen Finanzen, einfachem Lebensstil und seiner Bescheidenheit und Nähe zur Basis.
Geboren im Jahr 1924 in Sehmata, nahe Akka in Nordpalästina, zählt Yamani zu jener Generation palästinensischer Revolutionäre, die alle wichtige Stationen des Kampfes durchmachten: Als Kind erlebte er im Jahr 1929 den ersten Großaufstand und nahm mit seinem Vater am Begräbnis der drei Palästinenser teil, die im Gefängnis von Akka von den britischen Besatzungsbehörde hingerichtet wurden. Sein Vater verkaufte die einzige Kuh der Familie, um ein Gewehr zu kaufen und sich der ersten Guerillabewegung unter Izzidin Qassam anzuschließen.
Yamani absolvierte die Mittelschule in Akka und Safad, und anschließend die Arabische Fakultät für Lehrer in Jerusalem. Bis zur Nakba, der Vertreibung der Palästinenser von 1948, arbeitete er in der Agrarbehörde in Akka und in der Behörde für Öffentliche Infrastruktur in Haifa. Seine ersten politischen Erfahrungen machte Yamani in der arabischen Gewerkschaftsbewegung im Palästina unter britischem Mandat, wo er als sehr aktive Figur galt. Er wurde zum Sekretär der Gewerkschaft für Beamten und Arbeiter der öffentlichen Infrastruktur. Diese Phase war vom Kampf gegen die zionistische Kontrolle über den britischen Mandatsapparat in Palästina geprägt.
Auf politischer Ebene arbeitete er an der Gründung von Volkskomitees in Galiläa zum Widerstand gegen die britische und zionistische Besatzung mit. 1948 nahm er an der Organisation der Verteidigung der Dörfer in Nordpalästina gegen die zionistischen Angriffe teil und rekrutierte Freiwillige für die arabische „Rettungsarmee“. Er weigerte sich mit der Familie zu fliehen und kämpfte bis zu seiner Gefangennahme. Nach mehrmonatiger Zwangsarbeit wurde er in den Libanon deportiert. Dort arbeitete er als Schullehrer in den palästinensischen Flüchtlingslagern. Schon 1949 nahm er an der Gründung der „Militärischen Organisation zur Befreiung Palästinas“ teil. Diese waren die ersten Guerillagruppen, die regelmäßig die Grenzen überquerten, um „die zionistischen Besatzer in kleine Gefechte zu verwickeln.“ Dieser Versuch wurde schnell vom libanesischen Staat unterbunden.
1951 traf er George Habasch und gemeinsam mit Anderen gründeten sie die Panarabischen Bewegung „Al-Qaumiyun“. Innerhalb der Qaumiyun wurde die palästinensische Sektion (Arabisch-Palästinensische Jugend) gegründet. Diese war der Vorläufer der Volksfront zur Befreiung Palästinas PFLP, die im Jahr 1967 entstand.
Neben den klandestinen Aktivitäten der Qamiyun gründete und betreute Yamani den „Bund Palästinensischer Studenten im Libanon“ und leistete einen wichtigen Beitrag zur Neubegründung der palästinensischen Arbeiterunion. Früh genug erkannte Yamani die Wichtigkeit der Bildung für die Schaffung einer politischen Bewegung.
Sein Einsatz für den Wiederaufbau der palästinensischen Zivilgesellschaft (Arbeiter- und Studentenunionen, Pfadfinderorganisationen, Kulturclubs, Volkskomitees in den Flüchtlingslagern) nach dem Kollaps des Jahres 1948 gilt als eine unerlässliche Vorarbeit, um die Vorbedingungen zur Schaffung der palästinensischen Widerstandsbewegung herzustellen. Mehrmals wurde er von der libanesischen Staatspolizei verhaftet.
1959 traf er als Mitglied einer Delegation der Qaumiyun den ägyptischen Präsidenten Nasser, der seine Bereitschaft zur Bewaffnung eines Militärflügels der Qaumiyun kundtat. Gemeinsam mit Wadi’ Haddad bildete Yamani die ersten Militärformationen, die später in die PFLP einflossen.
Bei der Gründung der PFLP übernahm Yamani führende Funktionen in der Organisation und war ein langjähriges Politbüromitglied. In den Siebzigern war er eine Hauptfigur im Versuch zur Schaffung der Oppositionsfront gegen die Kapitulationslinie Arafats. Er wurde vom palästinensischen Nationalkongress mehrmals zum Mitglied des PLO-Zentralkomitees gewählt. Er stand für eine Reform der PLO und trat schließlich aus Protest gegen die Politik und den Führungsstil Arafats zurück.
1991 trat Yamani auch von allen Führungsfunktionen der PFLP zurück, um „Platz für die jüngere Generation zu machen“.
Mit dem Tod von Yamani verabschieden sich die Palästinenser von einem letzten Vertreter einer Kampfgeneration. Er blieb nach wie vor eine moralische Autorität innerhalb der PFLP und der Bewegung und eine politische Referenz. Seine Ehrlichkeit, seine Disziplin sowie sein Beharren auf die Prinzipien machten ihn zum „Gewissen der Revolution“. Mit diesem Titel wird seiner gedacht.
Mohammed Aburous
7. Januar 2011