“Sie haben es vor allem darauf abgesehen, das Auslaufen der griechischen und des US-amerikanischen Schiffes zu verhindern“, erklärte Evangelis Pissias, einer der Koordinatoren der Gaza-Flotte am Ende eines ereignisreichen Tages, der mit einer lautstarken Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des Athener Presseklubs, nur wenige Häuserblöcke vom emblematischen Syntagma-Platz entfernt, begonnen hatte.
Bei dieser Pressekonferenz hatte sich der berühmte schwedische Schriftsteller Henning Mankell, der auch diesmal wieder bei der Flotte mitfährt, an die im Saal anwesenden Spitzel des israelischen Geheimdienstes gewandt: „Versteht doch endlich, dass das was wir machen, keine Kriegserklärung, sondern eine Friedensbotschaft ist.“
Tatsächlich hatte eine bis dato nicht näher identifizierte Privatperson gegen die „Audacity of Hope“, das US-amerikanische Schiff der Gaza-Flotte, am 23. Juni eine Klage wegen angeblicher „Seeuntauglichkeit“ eingereicht. Den Hafenbehörden zufolge müssen laut griechischem Zivilgesetz zuerst diese Anschuldigungen in einem Verfahren entkräftet werden, bevor sie dem Schiff die Auslaufgenehmigung erteilen könnten.
Diese Mängel sind nicht die einzigen, die zur Zeit die Hafenbehörden zum Gegenstand ihrer Verzögerungstaktik gemacht haben. Auch die im Hafen von Piräus vor Anker liegende „Freiheit für das Mittelmeer“, die 600 Tonnen Zement und einige Ambulanzen nach Gaza bringen soll, kann morgen nicht auslaufen, weil noch einige Reparaturen zu erledigen sind.
Nachdem am heutigen 28. Juni in ganz Griechenland ein Generalstreik zur Unterstützung der Demonstrant/innen ausgerufen wurde, die den Syntagma-Platz besetzen werden, um die Abstimmung über das EU-Paket zu verhindern, wird die Gaza-Flotte vermutlich erst am Donnerstag oder Freitag die griechischen Häfen verlassen können.
Die zu erwartenden Turbulenzen könnten sich allerdings für die Flotte auch als Vorteil erweisen, weil dadurch das Augenmerk der Weltöffentlichkeit und vor allem der griechischen Behörden ins Landesinnere abgelenkt würden. In ihrem Schlagschatten könnten selbst Schiffe auslaufen, die noch nicht das OK der griechischen Behörden bekommen haben.
Und sogar jenes Boot könnte wieder flott gemacht werden, das heute in irgendeinem Hafen Griechenlands von einem Sabotageakt getroffen wurde: eine „unsichtbare Hand“ hatte nämlich die Achse seines Steuerrades durchtrennt und dadurch beim Einschalten des Motors die Schiffsschraube abstürzen lassen, ein Umstand, der eine aufwendigere Reparatur beanspruchen wird.
Alles in allem: niemand, auch nicht die täglich stattfindenden Konferenzen der Schiffskapitäne hält derzeit einen hundertprozentigen Fahrplan für die Flotte in Händen. „Die Israelis können gar nicht wissen, was wir vorhaben“, sagte Paul Larudee, jener Mann, der vor drei Jahren die Idee der Gaza-Flotte entworfen hatte am Rande der Pressekonferenz, „denn wir wissen ja nicht einmal selbst, was wir tun werden.“