Wie weit gehen eigentlich anti-amerikanische Ressentiments? Wie weit behindern sie bei der objektiven Betrachtung einer humanitären Katastrophe? Sind geopolitische Erwägungen immer ein guter Ratgeber?
Diese Frage muss man sich dieser Tage wirklich stellen, wenn man die grauenhaften Vorgänge im Nordirak beobachtet. So schreibt z.B. der Herausgeber des Compact-Magazins, Jürgen Elsässer, am vergangenen Freitag auf seinem Blog: „Die ganze Bagage ist sich einig, von der Leyen über Steinmeier bis Gysi: Deutschland soll den US-Krieg gegen ISIS unterstützen. Wieder einmal soll Deutschland hineingezogen werden in einen schmutzigen Krieg des Pentagon.“
Schmutziger Krieg? US-amerikanische Militärschläge, die fast 100.000 kurdischen Flüchtlingen das Leben gerettet haben sind ein schmutziger Krieg? Dann: „Humanitäre Argumente der USA (“Schutz der Jesiden”) sind
vorgeschoben.“ Ein Beispiel: Kassem Schascho, er lebt eigentlich in Bad
Oeynhausen in Deutschland. Anfang August fährt der „Löwe von Sindschar“ in den Irak, um seine jesidischen Stammesbrüder zu unterstützen. Die IS-Mörderbanden haben die Jesiden in die kargen Berge von Sindschar getrieben. Eine Woche werden sie belagert ohne Essen und Trinken, viele Kinder und Alte überleben die Tortur nicht. Nur Schascho und seine kurdischen Soldaten bringen Rettung. Mit Unterstützung der US-Luftschläge. „Humanitäre Argumente….vorgeschoben“?
Schon im Juli war er in der Türkei unterwegs und hatte einen dubiosen „Autounfall“, der ihm beide Beine brach. Türkische Ärzte wollten ihm ein Bein amputieren. Er lehnte ab. In Deutschland war er 3 Wochen auf Krücken. Dann zog er wieder in den Irak. Überhaupt ist die Rolle der Türkei im Konflikt mit der IS sehr dubios. Seit Jahrzehnten bekämpft Ankara das legitime Anliegen der Kurden nach einem eigenen Staat. Da kommen die IS-Dschihadisten ihnen gerade recht. Sie waren auch die ersten, die Verständnis und Sympathie für diese faschistische Mörderbande äußerte. Nach dem Motto, die Sunniten würden von Baghdad entrechtet und man bräuchte sich deshalb gar nicht wundern, wenn sich der Widerstand gegen den US-Vasallenstaat Irak radikalisieren würde.
Sicherlich: Das Argument, eine ISIS hätte es nicht gegeben, wenn die US-Amerikaner nicht 2003 unter verlogenen und falschen Behauptungen, Saddam Hussein hätte ein Atomwaffenarsenal angelegt, in den Irak einmarschiert wären, ist natürlich richtig. Diese Erkenntnis nützt den verfolgten Minderheiten im Irak und auch Syrien aber relativ wenig. Die verfolgte christliche Minorität in diesen Ländern wurde und wird genau so
vom Westen im Stich gelassen wie die Jesiden. Warum? War es die typische westliche Feigheit? Oder steckt tatsächlich ein taktisches Kalkül dahinter?
Die Rolle Israels in Syrien ist klar. Das Assad-Regime muss weg. Um jeden Preis. Der syrische Regierungschef arbeitet mit dem Iran, der Hizbollah und der Hamas zusammen, den Todfeinden des zionistischen Regimes. Angeblich soll der IS-Anführer al-Baghdadi zumindest zeitweise für den Mossad gearbeitet haben. Daraus aber den Schluss zu ziehen, er hätte auch nur die geringsten Sympathien für das Kolonialsiedlerregime Netanjahus, ist völlig irre. Israel ist nach dem neuen Gaza-Krieg, dessen
Ende noch nicht absehbar ist, in der Sackgasse. Die Palästinenser und die Hamas werden am Ende, weil Israel völlig isoliert ist und auch der Big Brother USA große Kritik am Vorgehen der israelischen Armee übte, einige Positionen durchsetzen können. Am Ende wird die Blockade Gazas aufgelöst werden müssen.
Die IS aber verfolgt ganz andere Ziele. Sie will einen transnationalen Gottesstaat errichten und verzichtet auf sämtliche Konventionen und Bündnisse, sie hinterlässt täglich eine Blutspur ohne Ende. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Terrorregimes. Sie muss gestoppt werden, notfalls auch von den USA.