Am Montag versammelten sich 400 Menschen vor dem Düsseldorfer Landtag um gegen „die Islamisierung des Abendlandes“ zu demonstrieren. Der Anmelder, Rechtsanwalt und AfD-Mitglied Alexander Heumann, gründete zu diesem Zweck die Gruppe „Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (DügIdA). Er möchte damit an die Erfolge der Gruppe PEgIdA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in Dresden anknüpfen. Diese Gruppe schaffte es die letzten Wochen, Montag für Montag mehrere tausend Menschen, gegen „Islamisierung“ und „Asylmissbrauch“ auf die Straße zu bringen. Trotz großspuriger Ankündigungen auch in Düsseldorf bis zu 2000 Leute mobilisieren zu wollen, schaffte es gerade einmal ein Fünftel davon nach Düsseldorf. Das von Heumann erhoffte breite Spektrum aus „Rechtskonservativen über neudeutsche „Wutbürger“, Patrioten und Fußballfans bis hin zu nationalistischen Kräften“ blieb hinter seinen Ansprüchen zurück. Die Klientel setzte sich überwiegend aus „Hooligans“ und organisierten Rechtsradikalen (NPD, „Die Rechte“) zusammen.
Bereits im Vorfeld machte er klar, dass auf seiner Demo keine Rechtsradikalen Parolen und Symbole geduldet werden. Auch, dass er immer wieder betonte die christlich-jüdische Kultur verteidigen zu wollen, dürfte einigen TeilnehmerInnen der Veranstaltung sauer aufgestoßen sein (vgl. http://www.taz.de/!149533/).
Auf der Kundgebung selber erschien Heumann zwei Stunden zu spät. Unter starken Alkoholeinfluss schwadronierte er in seiner Rede gegen „Asylmissbrauch“, „Radikalfeministinnen“ und „Zwangsislamisierung“ (https://www.youtube.com/watch?v=jbGJzUQW9MU). Weitere RednerInnen waren Melanie Dittmer, Autorin in Jürgen Elsässers Compact Magazin und „Sektionsleiterin“ der rechtsextremen „Identitären Bewegung Bonn / Rhein-Sieg“ (Pro NRW – Funktionärin)und Sebastian Nobile von der islamfeindlichen „German Defence League“. Nach einer kurzen „Demonstration“ um den Rheinturm wurde der Rückweg angetreten. Auch wenn Heumann im Aufruf noch mehr Polizei forderte, verließen die TeilnehmerInnen unter „A.C.A.B“ und „Antifa Hurensöhne“ Rufen das Feld.
Dem Aufruf der Gegenseite, eines Bündnis aus Antifa Gruppen, Gewerkschaften und Parteien, folgten rund 800 Menschen. Der Gegenprotest verlief friedlich und ohne besondere Vorkommnisse.
Nach den gewalttätigen Ausschreitungen in Köln sollte DügIdA wohl der Versuch sein, auch in Westdeutschland an die Mobilisierungserfolge aus Dresden anzuknüpfen und sich dem bürgerlich-rechten Spektrum anzubiedern. Die Demonstration in Düsseldorf hat aber gezeigt, dass es eine Diskrepanz zwischen Ost und West gibt. Die Wählerklientel der AfD oder Pro NRW blieb auch beim zweiten Versuch in dieser Region rechtspopulistische Inhalte auf die Straße zu tragen fern. Auch wenn Heumann die Veranstaltung als Erfolg lobte, dürfte sie im Großen und Ganzen hinter seinen Erwartungen zurück geblieben sein. Ob das auch der Grund ist, dass Heumann diese Woche verkündete dieses Jahr keine weitere DügIdA Aktion machen zu wollen, darüber lässt sich nur spekulieren.
Ob und wie es gelingen kann die beiden Spektren zusammen zu bringen wird nicht nur für Heumann in Zukunft die Hauptfrage sein. Die gesamte AfD zerreibt sich an dieser Frage. Heumanns Parteikollegin und Mitglied seiner „Patriotischen Plattform“, Tanja Festerling, handelte sich, wegen ihrer positiven Bezugnahme auf die HoGeSa Aktion in Hannover, fast ein Parteiausschlussverfahren ein.
Es gilt jetzt zu schauen, welche Parteien oder Gruppen es hin bekommen werden, die Widersprüche zu vereinen und die TeilnehmerInnen auch über diese Proteste an sich zu binden. Gerade in Westdeutschland besteht die Möglichkeit, dass wegen der mangelnden Integrationsfähigkeit der ProtagonistInnen diese Bewegung so schnell verpufft, wie sie gekommen ist.
12.12.2014