Eine kleine Sensation: Ein Spitzenaktivist im Bereich von Antarsya verbündet sich mit der Volkseinheit. Es ist in gewissem Sinn eine kleine Öffnung, ein Riß in der Mauer zwischen Antarsya und Syriza, ein Lichtblick – den aber nicht alle in Antarsya positiv einschätzen.
Und folgende Positionierung Alavanos´ stand am 19. 8. In der Iskra, dem Organ der Linken Plattform:
„Von unserer Seite aus besteht Hochachtung vor der Aufrichtigkeit und Integrität und konsequenten Wahrnehmung des Auftrags, der vom griechischen Volk gekommen ist, die die Linke Plattform zusammen mit anderen Abgeordneten bewiesen hat, als die Mehrzahl der Syriza-Abgeordneten mit Ja stimmte und damit ihre Selbstachtung und die Würde der Partei verletzt hat. Mit einem anderen Programm waren sie angetreten, jetzt setzen sie ein Programm durch, das übler ist als das von Papandreou und Samaras. Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, wenn sich organisierte Kräfte zu einer Zusammenarbeit für das Projekt einer gemeinsamen Massenfront (1) zusammentun würden. Von einer Partei zu sprechen mag ja wohl noch verfrüht sein, wir werden uns aber andere Positionen anhören, werden uns auseinandersetzen und dann werden wir sehen, was für Resultate herauskommen.“ (2)
An Tsipras läßt er kein gutes Haar¨“Tsipras hat alle Erwartungen enttäuscht, die ich selber in ihn gelegt hatte und alle Hoffnungen auf eine (Organisation der) Linke(n). Als ich zu Beginn der Krise sah, wie Papandreou vor dem Druck immer weiter zurückwich, hatte ich mir nicht vorgestellt, daß eine Partei, die aus der Linken stammt, es soweit kommen lassen würde. Es ist ein Alptraum wie sich dieser Fall Tsipras weiterentwickelt hat.“ In diesem Zusammenhang vertrat er die Sicht, die Angriffe der großen Interessensverbände auf die Linke Plattform würden von der amtierenden Regierung aus koordiniert.
„Das Griechenland Tsipras´ hat einen erbärmlichen Kotau vor Merkel und Schäuble gemacht.„ Die Dynamik des Verrats schärft die Wahrnehmung.
In gewissen Sinn treibt ihn Tsipras zu Lafazanis.
Treffen von Alavanos und Lafazanis.
Nach Jahren kam es zu einem offiziellen Treffen zwischen diesen zwei Spitzenaktivisten, die beide einige Zeit lang im Versuchsprojekt Eurokommunismus bzw. dessen historischer Verlängerung beheimatet waren: Alavanos, der mit seiner 2013 gegründeten Euro-Ausstiegspartei an der rezenten Erweiterung MARS („Gemeinsame Front, gemeinsamer Weg“) des radikalsten und den Bewegungen am engsten verbundenen Zusammenschlusses linker Organisationen, der Antarsya, beteiligt ist, und Lafazanis, der von seinem Chef, dem Chef der sich nach wie vor Syriza nennenden Partei, aus seinem Ministeramt gejagt wurde. Ein Treffen gewissermaßen zwischen Syriza, einer wiedererneuerten Syriza, und Antarsya.
Wenn es darauf ankommt und wenn man ihnen keinen Raum mehr läßt, dann sind die Griechen sehr schnell und sehr konsequent.
Lafazanis, der Alavanos im Parlament empfing, äußerte sich kurial-pathetisch: “Mit Alekos Alavanos bestehen seit Jahrzehnten besonders tiefe Beziehungen, freundschaftliche und kämpferische, …unabhängig davon, welche unterschiedlichen Wege wir jeweils eingeschlagen hatten. … Heute hat er uns die Freude bereitet, daß wir uns auf diesem, Treffen, das eben stattgefunden hat, wiederbegegnet sind und daß wir wieder gemeinsame Wege des Zusammenwirkens und des gemeinsamen Kampfes beginnen im Rahmen der Volkseinheit, der Front, die wir gegen die Memoranden aufbauen wollen.“ (3) Die Schnellwahlen seien ein zutiefst undemokratisches Verfahren: „Wahlen, die unter der Schirmherrschaft von Juncker, Merkel und Dijsselbloem stattfinden!“ Und er begrüßte nochmals „Alekos hier in unserem Büro im Parlament. Ich glaube, unser Zusammengehen ist ein positiver Anstoß für das Projekt Volkseinheit. Die Volkseinheit ist die Zukunft eines neuen Parlaments, das mit der Memorandenpolitik Schluß macht.“
Der Sohn wird verworfen, ein alter Gefährte wird wiedergefunden.
Alavanos kann die Wende seines ehemaligen politischen Ziehsohnes nicht verwinden. „Mein größter politischer Fehler war, daß ich Alexis Tsipras an die Führung von Syriza gehievt habe“ (4). Eine neue Kraft der jungen Generation, eine Kraft der Jungen, für die Jungen, das erhoffte er damals.
Mit der Linken Plattform gibt es Verbindendes. „Wir haben von früher gemeinsame Positionen, was Wirtschaftspolitik und zum großen Teil unsere Gesamtkonzepte betrifft. … In der Volkseinheit können sich unterschiedliche Kräfte zusammenfinden. Es ist von der Ideologie her kein linkes Programm, sondern ein Notprogramm, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Grundlage für einen wirtschaftliche Wiederaufrichtung Griechenlands.“ (4)
Und er drückte die Hoffnung aus, daß auch nicht-linke Kräfte dieses Programm unterstützen könnten.
Rechte rein?
Jetzt geht er aber ganz hart ran. Die europäische Orientierung des Landes sollte fortgeführt werden, er selbst sei ja EU-Abgeordneter gewesen und in diesem Zusammenhang merkte er an, vielleicht als Begründung: „Im Ausland schämen sich die Griechen zu sagen, daß sie aus Griechenland sind, weil sie mit der Arroganz und Geringschätzung der Ausländer konfrontiert sind.“ In der EU und mit der EU werden sie eher geachtet?
Desweiteren schlug er vor, sich auch die Türkei als Beispiel vor Augen zu halten, ein Land, das seine eigene Währung hat und eine wirtschaftliche Entwicklung, um die es Griechenland beneiden könne. (4) (Hinweis: Dies wurde am 24. August 2015 geäußert, AuO)
Man sollte ihn, wenn er schon ein klassenrelativistischer Patriot ist, daran erinnern, daß Griechenland einen nationalen und sozialen Befreiungskampf gegen die Osmanen geführt hat (5).
1. „ … μια κοινή μετωπική λαϊκή προσπάθεια“: μετωπική und λαϊκή könnte nicht mit „Volksfront“ wiedergegeben werden; was wär denn das? Eine Front von Sozialisten und Kommunisten wie in Frankreich 1981? Das ist nicht gemeint. Λαϊκή ist von laós abgeleitet, das aber bedeutet „Volk“ im Sinne der unteren Volksschichten, der breiten, „der Herrschaft“ entgegengesetzten Volksmassen. Der Versuch, es in diesem Sinn mit „Massenfront“ zu übersetzen, müßte zumindest dahin verstanden werden, daß es auf eine auf demokratischen Massenkonsens, aber speziell auf die konkrete Erfahrung und Militanz von Massenorganisationen, bzw. relevanten Klassenorganisationen sich stützende Front mit prioritärem Bewegungscharakter, aber doch auch herkömmlicher verbindlicher Entscheidungskompetenz hinausliefe. Solche Entwicklungen haben wir derzeit im Spanischen Staat. Es ist anzunehmen, daß solche Modelle europaweit künftig konvergieren werden.
2. ΑΝΑΓΚΑΙΑ ΜΙΑ ΚΟΙΝΗ ΜΕΤΩΠΙΚΗ ΛΑΪΚΗ ΠΡΟΣΠΑΘΕΙΑ, Iskra, 19. 8. 2015
http://iskra.gr/index.php?option=com_content&view=article&id=21758:alavanos&catid=81:kivernisi&Itemid=198
3. ΚΑΡΠΟΦΟΡΑ ΣΥΝΑΝΤΗΣΗ ΛΑΦΑΖΑΝΗ-ΑΛΑΒΑΝΟΥ, Iskra, 23. 8. 2015
http://iskra.gr/index.php?option=com_content&view=article&id=21809:sxedio-b-laiki&catid=83:aristera&Itemid=200
4. Αλέκος Αλαβάνος: „Το μεγαλύτεροπολιτικό μου λάθος είναι ότι προώθησα στην ηγεσία του ΣΥΡΙΖΑ τον Αλέξη Τσίπρα“ , Iskra 24. 8. 2015
5. Es scheint offenbar die fehlende Massenbasis für seine Partei Schedio B zu sein, die ihn betrübt und zu ausgleichenden, jedoch wirren Positionen treibt. Die Linke, der er eben beigetreten ist, die neukonstruierte Linke,reicht ihm nicht, jetzt will er alle, Rechte, Konservative dabei haben, in der EU bleiben. Ja wenn die Rechten und Konservativen nicht antikommunistisch wären! Womit soll man das vergleichen? Mit Grillo?
Er wird aber bei der EPAM für das an sich interessante, aber gefährliche linke und bürgerliche Konzept offene Ohren finden.
Was ist das für einen revisionistische Tendenz? Er möchte das Nationale im Sinne eines nationalen (und ziemlich stark klassenneutralen) Stolzes dem imperialistischen Haß entgegenstellen – und dafür ist es gut, in der EU zu bleiben?
Und ausgerechnet das neoosmanische Reich als Modell?
Da wird´s noch Zoff geben in der Volkseinheit!