Ich möchte Ihnen hiermit meine Unterstützung zur Veranstaltung am 9. Mai im WUK aussprechen und schließe mich dem Appell „LASST HANIN SPRECHEN“ vollinhaltlich an! (siehe Schreiben von Gerhilde Merz)
Gerade in Konflikten und bei Konfliktthemen ist es wichtig, dass alle Seiten und Meinungen zugelassen und gehört werden, dies ist für mich das Wesen von Demokratie und Friedensarbeit. Als Kulturarbeiterin in Wien möchte ich mich persönlich für Meinungs-, Diskurs- und Diskussionsfreiheit einsetzen und gegen politische Veranstaltungsinterventionen aussprechen, auch gegen vorschnelle Antisemitismusvorwürfe, die Menschen zum Schweigen bringen sollen. In meiner eigenen Kultur- und Veranstaltungstätigkeit (Aktionsradius Augarten, Kulturnetz, Aktionsradius Wien) habe ich diese zerstörerischen Mechanismen bereits mehrfach kennengelernt. Zuletzt hat am 19. März 2019 die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron, Tochter einer Holocaustüberlebenden, im Aktionsradius Wien davon berichtet, wie sie aus einer preisgekrönten Repräsentantin der jüdisch-israelischen Second-Generation-Literatur in Israel zur „Verräterin“ wurde, weil sie als engagierte Friedensaktivistin in ihren letzten beiden Büchern nicht nur die jüdische, sondern auch die palästinensische Tragödie beleuchtet. Diese beiden letzten Bücher haben in Israel keinen Verlag mehr gefunden; sie lebt und publiziert seither in Berlin. Hier ein Interview mit Lizzie Doron anlässlich „70 Jahre Israel“ (2018) sowie ein Presseartikel zum letzten Buch: https://www.dw.com/de/lizzie-doron-israel-70-jahre-unabh%C3%A4ngigkeit/a-43718160; https://www.nzz.ch/feuilleton/lizzie-doron-eine-verraeterin-ich-kann-die-geschichte-meiner-feinde-erzaehlen-ld.1297068
Verweisen möchte ich auch auf eine aktuelle Kolumne in der NZZ vom 30.4.2019 von Konrad Paul Ließmann, siehe Textauszug und Link.
Er thematisiert darin den Ruf nach Vorschriften und Verboten (auch auf Universitäten und in öffentlichen Bereichen), den fanatischen Hass auf jene, die für sich die Freiheit des Denkens noch in Anspruch nehmen wollen, und auch den Druck zu Veranstaltungsabsagen …
„… So wurde dieser Tage gefordert, dass ein Symposion an der Universität Frankfurt, das von einer renommierten Islamwissenschafterin organisiert wurde, abgesagt und die Professorin entlassen werde, da auch die Islamkritikerin Necla Kelek eingeladen wurde. Der Vorwurf des antiislamischen Rassismus ist in diesem Zusammenhang zwar vollkommen unzutreffend, zeigt aber, dass die Denunziation, die sich als Empörung tarnt, mittlerweile in bestimmen Kreisen zum Common Sense geworden ist. Gerade an Universitäten, die die Freiheit von Forschung und Lehre noch irgendwo in ihren Satzungen verankert haben, macht sich ein Ungeist breit, der besorgniserregend ist. Der Ruf nach Vorschriften, nach Verboten, nach Regelungen des Sprachgebrauchs, nach Normierung von Leselisten, nach Verbannung aller Positionen, die einem vermeintlich unfehlbaren Zeitgeist widersprechen, wird dabei nicht von übergeordneten Instanzen autoritär vorgeschrieben, sondern er kommt von unten. Von der Basis. Von den Studenten. Von kleinen, aber lautstarken Gruppierungen. Dass Universitätsleitungen auf solche Rufe, mit der Freiheit des Denkens, Sprechens und Schreibens doch endlich Schluss zu machen, nur sehr zögerlich reagieren, wenn sie sich diesen illiberalen Anliegen gegenüber nicht überhaupt als willfährig erweisen, kann durchaus als fatales Signal gewertet werden. Und dass jene, die sonst mit der Phrase «Wehret den Anfängen» schnell bei der Hand sind, hierzu schweigen und keine Anfänge sehen wollen oder können, stimmt auch nicht gerade zuversichtlich.“
Im Sinne der „Freiheit des Denkens“ abschließend noch einmal mein Appell „LASST HANIN SPRECHEN“ – sowie meine Unterstützung der Veranstaltung am 9. Mai im WUK mit Hanin Zoabi.