Aus österreichischer/europäischer Perspektive ist es naheliegend, die Black Lives Matter Bewegung in einem generellen Kontext von Rassismus und Diskriminierung gegenüber Minderheiten zu setzen. Das Regime von menschenverachtendem Grenzschutz und Asylpolitik tötet, missbraucht und stiehlt die Lebenszeit von Menschen ungeachtet Ihrer Hautfarbe. Populistische Instrumentalisierung von Ausländerfeindlichkeit durch politische Parteien und institutioneller Rassismus wie das Kopftuchverbot werden in Österreich insbesondere auf die muslimische Community ausgerichtet.
Dieser Aspekt darf jedoch nicht von jener Problematik abzulenken, die spezifisch die heterogene Gruppe der Black Community trifft und gegen die die globale BLM-Bewegung meinem Verständnis nach explizit spezifisch aufbegehrt. Im Kern steht eine gesellschaftliche Abwertung und Stigmatisierung, die besonders fundamental ist, da sie auf die eigene Körperlichkeit abzielt, die eng mit der personalen Identität verbunden ist und niemals abgelegt oder wegintegriert werden kann.
Ideologische Ursprünge finden sich in den Rassentheorien, die von europäische Denker seit der Antike bis zur Kulmination im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt wurden. Die darin als wissenschaftliche Tatsache verankerten Abwertungshierarchien waren die zentrale Voraussetzung für die institutionalisierte Aberkennung des Menschenrechts in der Sklaverei und im Kolonialismus. Die zahlreichen ungesühnten Morde an Afroamerikanern in den USA bedeuten nichts anderes als die Aberkennung des Menschenrechts der körperlichen Unversehrtheit für genau diese eine Minderheit. In der gesellschaftlichen Hinnehmen und der schieren Möglichkeit dessen kommt ein fundamentales Werteproblem und toxische Überbleibsel rassischer Lehren im kollektiven Gedächtnis zum Ausdruck. Und dieses Werteproblem ist global verbreitet – eine verschärfte Abwertung des Afrikanischen und der afrikanischen Person als das exakte Gegenteil des Erstrebenswerten der im jeweiligen Kulturkreis gültigen Leitkultur. Es erzeugt vielfach soziale Benachteiligungen, trifft aber noch nach Überwindung eines sozial benachteiligten, migrantischen Status. (Beispiele; der unablässige Strom rassistischer Beschimpfungen gegenüber Meghan Markle, einer Angehörigen der englischen Krone; Für Österreich Mireille Ngosso, Medizinstudentin, die ohne Gegenkandidatin von der eigenen Partei nicht die Mehrheit für die Bezirksratswahl im 1. Wiener Gemeindebezirk erhielt).
Das BLM Movement fordert Bewusstsein für und Anerkennung des Problems der globalen Abwertung gegenüber dem Afrikanischen und fordert die kollektive Bearbeitung dessen ein.
In Solidarität damit – Forderungen an die österreichische Bundesregierung, fördernde Maßnahmen für Wertewandel & Verhinderung der Diskriminierung von Minderheiten:
– Affirmative Action; Beschäftigung von Personen der Black Community im öffentlichen Dienst insbesondere in Justiz, Polizei, Schule
– Strafbarkeit rassistischer Äußerungen und Handlungen (Vorbild Schweiz)
– Antidiskriminierungsgesetze, die kontrolliert und durchgesetzt werden; Einrichtung staatlicher Beschwerdestellen
– Förderungen für Kulturveranstaltungen & Fernsehsendungen, zur Sichtbarmachung ethnischer Minderheiten; sowie Verbot von Werbesujets, die Armut und Mangel in Ländern des Südens porträtieren
– Überarbeitung des eurozentristisch-ausgerichteten Geschichtscurriculum im Schulunterricht