Soweit der O-Ton eines großen kritischen Intellektuellen, der sich selbst ganz bescheiden einmal mit Kurt Tucholsky verglichen hat.
Hat sich der Denker vielleicht einmal Gedanken darüber gemacht, welche Machtstrukturen die erbärmlichen Zustände in der arabischen Welt verursacht haben? Wer hat denn diese Regime installiert, wer hat die Befreiungsbewegungen unterdrückt, wer hat die Unterentwicklung befördert? Es war der westliche Imperialismus mit Israel als seinem Instrument – und er tut es täglich weiter und vertieft die sozialen Unterschiede noch weiter. Man braucht nur die Grenze nach Gaza zu überqueren und man versinkt in der totalen Armut – doch wer betreibt die Kollektivstrafe Blockade und die täglichen Bombardements? Oder wer hält mit Biegen und Brechen die Familie Saud über den Ölfeldern an der Macht? Und schreibt Hr. Rauscher nicht selbst fast täglich diese Machtstrukturen fest?
Wenn es also nicht das globale neoliberale US-geführte kapitalistische System ist, das diese Katastrophe herbeigeführt hat und perpetuiert, dann bleibt im Denken Rauschers nur mehr die kulturell unterlegenen Araber übrig – und da wären wir bei der alten kolonialen zivilisatorischen Mission des Westens mit dem intrinsischen Rassismus. Heute wurde dieser in einen Kulturchauvinismus gegenüber der islamischen Welt verwandelt. Die seien einfach so primitiv, noch dazu selber schuld und letztlich könnten die Segen der westlichen Aufklärung ihnen nur mit militärischer Gewalt zuteil werden – so die sich aufdrängende Schlussfolgerung aus Rauschers Ausführungen.
Wo ist da der Unterschied zu Leopold II., der in der Black-Lives-Matter-Bewegung richtigerweise angegriffen wurde und von der linksliberalen Regimepresse wie dem Standard dafür in heuchlerischer Weise beklatscht wurde? Sind nicht die Millionen Kongolesinnen und Kongolesen, die der zivilisatorischen Mission Leopold II. erlegen sind, auch selber schuld? Waren sie nicht auch kulturell unterlegen? Und sind sie noch immer daran schuld, dass die ganze Welt sich bis zum heutigen Tag gratis an ihren Rohstoffen bedienen kann? Wer hat denn den großen Freiheitshelden Lumumba ermorden lassen?
Zurück zu den Palästinenserinnen und Palästinensern: Ist es so schwer zu verstehen, wenn allen Lebenschancen inklusive politischer Selbstbestimmung beraubte Menschen die Behauptung des israelischen Staates, der Vertreter der Jüdinnen und Juden zu sein, beim Wort nehmen? Es sind indes einzig wir linken Demokratinnen und Demokraten, die zwischen Judentum und Zionismus strengt unterscheiden. Und wir müssen uns dafür von Leuten wie Hrn. Rauscher ebenfalls als Antisemiten schimpfen lassen.
Eigentlich ist es Hr. Rauscher, der eine krude antiislamische und antiarabische Verschwörungstheorie produziert: die muslimischen Araberinnen und Araber seien grundlegend kulturell unterlegen und müssten am Wertewesten (mit seiner Militärmacht) genesen. In Israel, seinem „egalitären“ Vorbild, spricht das ein großer Teil des politischen Systems auch offen rassistisch aus, inklusive der zugehörigen Gewaltexzesse.
Und von wegen „egalitär“ – entweder Hr. Rauscher ist blind oder die Palästinenserinnen und Palästinenser sind für ihn keine Menschen, die der universellen Rechte würdig wären.
Da bleiben wir lieber bei Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – nämlich für alle gleichermaßen!
Für einen gemeinsamen demokratischen Staat für alle im historischen Palästina lebende Menschen, egal ob ehemalige Kolonialisten oder Kolonisierte!