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Ausgerechnet jetzt

14. Januar 2021
Von Kurt Winterstein

Ausgerechnet jetzt, nach einem Anschlag eines Djihadisten fällt mir dieses Gedicht ein, das ich nach Peter Turrinis „Wer hilft den jungen Nazis“ geschrieben habe?


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Djihadist?

Ich habe einen Freund, der Djihad heißt und der mit seinem Namen seine Probleme hier bei uns hat. Besser Islamist? Nennen wir die katholischen Nazis Katholizisten?
 
Warum nennen wir sie nicht Faschisten? Parallelen zwischen rechtsradikalen und islamistischen Terroristen sind nicht übersehbar und sie arbeiten sich gegenseitig zu. Beide hinter den Terroristen stehende Ideologien sehen in einer aufgeklärten, demokratischen, solidarischen, multikulturellen und weltoffenen Gesellschaft ihren Hauptfeind. Wir sind die Guten, die Edlen, die Starken und du gehörst zu uns. Die anderen, die Ungläubigen, die Juden, die Schwulen, die Schwachen, die Fremden, die Volksfeinde, die Asozialen, die Faulen sind schuld dass es bei dir nicht so richtig klappt, die müssen bekämpft werden, die sind hassenswert.
Viele junge Menschen die mit ihrem Leben und ihrer Umwelt nur sehr schwer zu Recht kommen, suchen die Schuld nicht bei sich. Und genau die sind anfällig für solche Ideologien. 
Die Methoden der Terroristen sind wahllos töten, Angst verbreiten, Aufsehen erregen. Massive Reaktionen der Staatsmacht sind nicht unerwünscht, die erleichtern die Radikalisierung und Rekrutierung neuer Kämpfer.
Aber meine Utopie ist eine andere.
Und um sie zu verwirklichen, müssen wir unseren Beitrag überdenken, der heute verzweifelte vor allem junge Männer in die Fänge dieser Faschisten verschiedenster Ausprägungen treibt.
Der islamistische Attentäter von Wien ist in Österreich geboren, hat immer hier gelebt und ist österreichischer Staatsbürger. Und wie reagiert unser Bundeskanzler. Er fordert einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen, dazu reist er extra nach Paris um sich mit Macron zu einem neuen Kreuzrittertum zu verbünden. Alles unter dem Motto „Kampf gegen den Terror“. Nein, wenn man den Terror bekämpfen will muss man das Schulsystem verbessern, die Toleranz, die Demokratie, die Menschenrecht stärken, die Lebensbedingungen der Menschen verbessern – hier und überall. Grenzen schließen ist das Letzte was hilft.
 
Deshalb glaube  ich, dass das folgende Gedicht als Antwort auf den Terroranschlag in Wien keine Themenverfehlung ist:

 

Nach Peter Turrini´s  „Wer hilft den jungen Nazis“

 

Schrecklich, wenn man hört und liest

und man ist empört, weil dies

noch dem Holocaust doch niemals mehr geschehen darf.

 

„Erstes Opfer“ erst, später dann erfährst

du vielleicht die Wahrheit, doch was geht´s dich an

 

Heute leb´n wir die, die Demokratie,

wo jeder alles werden kann, stehst du nur deinen Mann.

Ja das muss schon sein, hau´ dich mächtig rein,

deines Glückes Schmied, das bist nur du allein.

 

Nur wenn´s nicht funktioniert und man zum Looser wird

Ja, das tut schon weh, wenn einem das passiert.

„Komm´ zu uns und reih´ dich ein, kannst hier Kamerad uns sein,

du bist doch wer, bist uns´rer Art“…..und du fühlst dich plötzlich stark.

 

„Höchste Zeit, dass wir uns rühren.

Reih´ dich ein, lass uns marschieren.

Unser Ruf ist, wie du weißt: Dass uns´re Ehre Treue heißt.

Bist kein Moslem, bist kein Jude, nein du bist von reinem Blut.

Komm´ zu uns in uns´re Bude“…. ja das wirkt, du fühlst dich gut.

 

Ihr ach so empörten Leute,

ja so kann´s passieren heute

wo die Liebe Ware wird,

wundert ihr euch, wenn´s passiert,

dass ein junger Mann, der sucht,

alles um sich nur verflucht

und fast innerlich verbrennt

wird, was ihr heut Nazi nennt.       

 

 

Anmerkung der Redaktion:

Wir schlagen vor, den Vergleich mit dem Faschismus nicht zu machen. Zu groß sind die Unterschiede in Ausrichtung und Kontext. Vor allem handelt sich bei der islamisch-identitären Mobilisierung um ein Phänomen einer ausgeschlossenen Minderheit in Europa, die zum Feindbild erklärt wurde.

Trotzdem, die Schlussfolgerung von Kurt teilen will von ganzem Herzen: mehr soziale und politische Gerechtigkeit und viele Konflikte kulturellen Konflikte würden ihre Sprengkraft verlieren, wenn sie nicht von oben geschürt werden.  

 

        

 

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