Gespräch mit Daoud Al-Ghoul aus Jerusalem
Dienstag, 5. Oktober 2021, 19 Uhr
AWO-Begegnungszentrum, Ostendstr. 83, 70188 Stuttgart
Palästinakomitee Stuttgart e. V.
Schon seit einigen Jahren steht immer wieder Jerusalem im Zentrum, wenn es um palästinensische Proteste geht. Derzeit sind die palästinensischen Bewohner:innen der Stadtteile Sheikh Jarra und Silwan akut bedroht von Siedlern, die die Familien mit Unterstützung des israelischen Staates aus deren Häuser vertreiben wollen. Dabei wenden Siedler und Behörden Apartheidgesetze an, die dafür sorgen, dass die Palästinenser:innen vor israelischen Gerichten keine Chance haben. Gerichtsverhandlungen werden zum Mittel, um den Akt der Vertreibung von Familien aus ihren Häusern auf einen günstigen Augenblick zu verschieben, wenn die internationale Aufmerksamkeit nachgelassen.
Die Vorgänge in Silwan und Sheikh Jarra sind Teil der Verdrängung und ethnischen Säuberung Jerusalems, die der Staat Israel seit der Besetzung des Ostteils der Stadt im Jahr 1967 intensiv vorantreibt. Die Behörden enteigneten große Teile des Landes der Ostjerusalemer Palästinenser:innen und gründeten zahlreiche Siedlungen auf einer zu diesem Zweck erweiterten Gemarkung. Die Palästinenser:innen, die sich bei ihren Protesten auf internationale Gesetze wie die 4. Genfer Konvention, die Haager Vereinbarung von 1907 sowie mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrat stützen können, die das Vorgehen des Besatzers eindeutig verurteilen, warten jedoch vergeblich darauf, dass US-Regierung, EU oder gar die Bundesrepublik mit internationalem Druck den Staat Israel und die Vertreibung der Palästinenser:innen stoppen.
Das Vorgehen des israelischen Staates in Ostjerusalem gehört auch zu der seit 1948 fortgesetzten Nakba und ethnischen Säuberung Palästinas. Bereits zum Zeitpunkt der Staatsgründung Israels wurden wie überall im Gebiet innerhalb der grünen Linie auch aus Westjerusalem zehntausende Palästinenser*innen in den Ostteil der Stadt und die umliegenden palästinensischen Dörfer vertrieben.
Kein Wunder, dass Jerusalem zu einem Ausgangspunkt der Intifada der Einheit im Mai dieses Jahres wurde. Die Verdrängung der Palästinenser:innen und die fortgesetzte Nakba findet überall im historischen Mandatspalästina mit ähnlichen Mitteln statt: mit Apartheidgesetzen und dem gemeinsamen Vorgehen von israelischen Behörden und Siedlern.
Mit dem Referenten Daoud Al-Ghoul aus Silwan wollen wir darüber sprechen, wie wir die Palästinenser:innen in Jerusalem und im gesamten Land bei ihren Protesten mit internationaler Solidarität unterstützen können.
Daoud Al-Ghoul ist ein Menschenrechtsaktivist, der sich in mehreren palästinensischen zivilgesellschaftlichen Organisationen an führender Position engagierte, unter anderem leitete er das Jerusalem Arts Network Shafaq. Auf seiner Rundreise in Europa spricht er auf mehreren Veranstaltungen in Österreich, der Bundesrepublik und Frankreich.
Wir bitten die Besucher:innen der Veranstaltung die 3 G – Pandemieregeln einzuhalten.
V.i.S.d.P.