07/11/2000, Erste öffentliche Deklaration
In Burundi hat die Klasse der Ausbeuter immer dafür Sorge getragen, den Klassenkampf zu ethnisieren. Weil eine politische Kultur fehlt, übertragen die Pseudo-Politiker die sozialen Probleme auf die ideologische Ebene; sie verwickeln sich in Widersprüche.
Die sozialen Probleme in Burundi resultieren wie überall in der Welt aus dem Klassenkampf zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, unabhängig von der Ethnie.
Die vorkoloniale Periode war gekennzeichnet durch eine hemmungslose Ausbeutung der Bauernmassen (Hutu, Tutsi, Twa) durch die Klasse der Feudalherren, die sich quasi ausschließlich aus der Ethnie der Tutsi rekrutierten.Diese ethnische Monostruktur ist der Ursprung der Konflikte zwischen Tutsis und Hutus, die sich trotz ihrer großen zahlenmäßigen Mehrheit vom feudalen Regime regieren lassen.
Die deutsche und belgische Kolonialherrschaft hütete sich davor, die früher existierende Ordnung anzurühren. Im Gegenteil hat die koloniale Verwaltung sie eher raffinierter gemacht und verstärkt, begleitet von der katholischen Missionierung.
Die objektive Strategie des kolonialistischen Staates war klar: Teilen, um zu regieren und die Herrschaft der Kolonialisten sogar nach der formalen Zurückerlangung der Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten.
Unser Land hat am 1. Juli 1962 die Unabhängigkeit ausgerufen. Zehn Monate zuvor wurde dem burundischen Volk, angeführt von der Nationalen Partei des Fortschritts, durch die Kolonialverwaltung und ihre feudalen Lakaien, eine große Niederlage beigebracht: Der Mord am Führer der Nationalisten Louis Rwagasore am 13.Oktober 1961 provozierte leider unmittelbar ein Wiederaufleben der Differenzen ethnischen Charakters in der politischen Klasse, und so wurden die Wahlen von der bürgerlichen Uprona-Partei gewonnen, die das Land in die Unabhängigkeit führte.
Diese Partei war unfähig, eine stabile Regierung zu formen und die nationale Einheit zu erhalten.
Die reaktionären Politiker der Uprona-Partei handelten eher nach Stammesregeln als nach regionalen Gesichtspunkten, um die Ausbeutung aufrecht zu erhalten und zu kontrollieren. Sie haben nicht gezögert, die nationale Unabhängigkeit gegen ein bischen Geld an den Imperialismus zu verkaufen. In nur drei Jahren Unabhängigkeit schufen die reaktionären Zivilisten und Militärs eine grausame Oligarchie. Schon 1965 hatte die Oligarchie ein ungerechtes Regime erschaffen , welches sich mit gewaltiger Repression erhielt.
Hinter den ethnischen Rivalitäten versteckte sich eine systematische Plünderung der nationalen Ressourcen und eine Ausbeutung der Volksmassen. Dazu nur ein Beispiel in vier Akten:
1. Schaffung einer Kommerz- und Kreditbank durch die Oligarchie,
2. Lagerung von riesigen Mengen Geld, die dem staatlichen und halbstaatlichen Eigentum entnommen waren, in dieser Bank,
3. Ausgabe illegaler Kredite (getarnt als Bürgschaften) an die Mitglieder der Oligarchie, die von jenen niemals zurückgezahlt wurden,
4. Ausrufung des Bankrottes der Bank, Ende der Operation.
Unter dem Deckmantel der Anwendung der Entscheidungen anderer, besonders der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds zur Privatisierung des staatlichen Eigentums, verschleuderte das oligarchische Regime das Staatseigentum und besonders dessen rentabelste Teile, um die Schulden im Ausland abzubezahlen.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die ethnischen Konflikte, die wirtschaftliche Unterwerfung unseres Landes durch den Imperialismus und seine Werkzeuge wie den Internationalen Währungsfond und die Weltbank, die Verarmung der Volksmassen organisiert und verstärkt haben, die zu einem prinzipiellen Hindernis bei der Aufklärung des Volkes geworden ist.
Die Kommunistische Partei Burundis ist sich der drei Typen von Widersprüchen und der dazugehörigen Lösungen bewußt. Daher bevorzugt unsere Partei ein Bündnis mit anderen demokratischen nationalen Kräften, um das gegenwärtige militärische faschistische Regime zu stürzen.
Deshalb stellt die strikte Kontrolle über unsere nationalen Ressourcen und ihre Nutzung durch das Volk von Burundi
ein objektives strategisches Prinzip der Kommunistischen Partei Burundis dar.
Die Kommunistische Partei von Burundi erinnert alle Genossen an ihre Pflicht, das Volk ständig gegen den Faschismus zu mobilisieren. Sie appelliert an alle Bruderparteien und alle Völker der Erde, den Frieden zu erhalten und zu helfen, dem faschistischen Regime in Burundi ein Ende zu bereiten.
7.November 2000
Ernest Bategere
Generalsekretär
(Die KP Burundis wurde im Januar 1998 gegründet.Sie arbeitet unter schwierigen Bedingungen.Obiger Text ist ihre erste öffentliche Deklaration.)