Aufruf zum Bündnisskongress in Jena
Nach einer dreißigjährigen Phase des Niedergangs bildet die gesamte klassische Linke in Mitteleuropa heute ein jämmerliches Bild: untereinander verfeindete Gruppen, die wegen ideologischer Differenzen noch nicht einmal gemeinsame Aktionen auf den Feldern fertigbringen, die für Kommunisten minimaler Konsens sein müßten.
Im Sektierertum und Dogmatismus verhaftet, der gesellschaftlichen Praxis entfremdet, anfällig für jede feindliche Provokation oder vollends zum Gegner übergelaufen, überläßt diese demoralisierte Linke den sich hie und da meldenden, in schmutzigen und unreifen Formen auftretenden Protest, der seine Wurzel zunächst in ganz unterschiedlichen Formen der Ungerechtigkeit besitzt, dem Selbstlauf und damit der Niederlage.
Und doch gibt es hie und da solche Linke, für die Vernunft noch ein hohes Gut darstellt, die versuchen, sich an der Sache zu orientieren und den Blick auf den Gegner richten anstatt auf längst irrelevant gewordene Differenzen mit dem Nebenmann.
Diese Genossinnen und Genossen sind durch die Wirren und Wechselfälle der Geschichte, insbesondere nach 1989, auf ganz unterschiedliche Gruppen und Parteien häufig sehr zufällig verstreut worden. Sie gilt es zusammen zu bringen.
Wenn sie ihre Erfahrungen referieren, so wie es etwa schon bei der gemeinsamen Konferenz der Zeitschriften Rotfuchs und offensiv in Berlin geschah, dann wächst sicherlich die Einsicht in die Notwendigkeit in den Aufbau einer starken und einheitlichen kommunistischen Partei in Deutschland weiter. Gleichzeitig wird die Einsicht wachsen, daß es die Perspektivlosigkeit ist, die den Aufbau einer neuen starken kommunistischen Bewegung behindert. Diese Perspektive kann nicht durch formale Vereinbarungen verschiedener kommunistischer Gruppen und Parteien und auch nicht durch Ausdenken einer besonders guten Strategie im Hinterzimmer geschaffen werden, sondern nur in der Verbindung der Aktivisten mit dem praktischen Kampf, der in vielen Ländern der Peripherie seit jeher tobt, und mit vereinten Kräften auch in Deutschland wieder zum Leben erweckt werden kann.
Notwendig sind konkrete Vereinbarungen zu konkreten Projekten, die unterschiedliche Linke mit ganzer Kraft vorantreiben.
Vom 21.9. bis zum 23.9. treffen sich in Jena aus vielen Teilen Deutschlands gerade die besten und vernünftigsten Kräfte zum sogenannten Bündniskongreß. Solche, die keine Angst davor haben, mit „Abweichlern“, „Stalinisten“, Anarchisten“, … zu sprechen. Solche, die den Feind so hassen, daß sie hinter dem Kampf gegen den Imperialismus alles zurückstellen. Solche, die konkrete Aktionen im Kopfe haben, für die sie Verbündete suchen.
Sicher werden auch viele andere dort sein, die an Krankheiten laborieren, weil sie in einer schlimmen Zeit arbeiten müssen. Der Kongreß kann nicht im Selbstlauf zum Erfolg führen. Sein Schwerpunkt wird der Antiimperialismus sein, denn dies ist bei der Verschiedenartigkeit der Vorstellungen von Kommunismus und Sozialismus der elementarste und kleinste Nenner, auf den sich jeder wird einlassen können, der überhaupt für uns brauchbar ist, auch wenn die einzelnen den objektiven Tatbestand aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht gern so nennen.
Daher rufen wir alle auf, die sich die Wiedergeburt einer Linken in Deutschland wünschen, manchmal an der objektiven Lage und den subjektiven Schwächen Einzelner verzweifeln, mit uns um Erfolge auf dem Kongreß zu ringen.
Wir werden mit Vorschlägen zur Gründung eines Netzwerkes von Pälastina-Solidaritätsinitiativen, konkreten Aktionen am 28.9., Vorschlägen zur LLL-Demonstration und der Fortsetzung deutschlandweiter strömungsübergreifender Zusammenkünfte sowie der Verbesserung der Kommunikation der Linken untereinander in Erscheinung treten.
Helft uns dabei!
Auf nach Jena !
RKL Thüringen
Für Anmeldungen und Nachfragen:
RoterTisch
Tel:(0049)3641/422503
Datum: 21.-23.9.2001
Ort: Jena
Kosten: Zelt: 45,-DM, Bungalow: 65,- DM (alles inklusive außer Anreise)