Interview mit einem Organisator der Pariser Solidaritätskonferenz mit dem irakischen Widerstand
Subhi Toma ist Soziologe und lebt seit rund 30 Jahren im französischen Exil. Im baathistischen Irak wurde er wegen seiner oppositionellen Haltung verfolgt und eingesperrt. Er engagierte sich aktiv gegen die Kriege von 1991 und 2003 und gründete die „Koordination gegen das Embargo“. Zusammen mit Dissidenten der KPF und Exil-Irakern organisierte er die „Internationale Solidaritätskonferenz mit dem irakischen Widerstand“, die am 15. Mai in Paris stattfand.
Ihre Konferenz bediente sich gleichzeitig der Regenbogenfahne, die sich die Friedensbewegung als Symbol gab, und der offiziellen irakischen Nationalflagge, die für den Widerstand steht. Wie passt das zusammen?
Da besteht kein Widerspruch, im Gegenteil. Seit 1991 engagieren wir uns für den Frieden und gegen die Aggression gegen den Irak. Frieden kann nur durch das Ende der Besatzung hergestellt werden und das wiederum erfordert den Widerstand. Die Generalversammlung der UNO legte nicht nur fest, dass bewaffneter Widerstand legitim ist, sondern sprach Drittstaaten explizit das Recht zu, diesen zu unterstützen.
Welche Reaktionen auf ihre Initiative gibt es aus der französischen Linken?
Die Bewegung gegen den Krieg war hier so vielfältig wie konfus. Zwar sprach man sich gegen den Angriff aus doch ein Großteil der Linken heulte dennoch mit den Wölfen und forderte den Sturz des Regimes Saddam Hussein, was die amerikanische Intervention über die Hintertüre rechtfertigte. Denn wer sonst außer die USA hätten Saddam denn stürzen sollen? Die Position der Unterstützung des Widerstands wird heute nur von einer kleinen Minderheit vertreten. Doch die Erfolge des Widerstands, wie beispielsweise der Volksaufstand vom vergangenen April, werden dieser Haltung Auftrieb geben. So hat unser Aufruf die Unterstützung von mehreren Hundert Leuten gefunden, unter ihnen einige sehr prominente Intellektuelle wie Samir Amin, Tariq Ali und Michel Chossudovsky. Auch die Medien mussten auf die Niederlagen der USA reagieren. Heute getraut sich kaum noch eine französische Zeitung pauschal vom Terror und von al-Qaida zu sprechen, sondern man schreibt vom Widerstand und von Besatzung, wie wir das Kind von Anfang an beim Namen nannten. Die Lügen zur Rechtfertigung des Krieges sind in sich zusammengebrochen und damit schwinden die Vorurteile gegenüber dem Widerstand.
Welche nächste Schritte planen Sie?
Wir werden weiterhin die öffentliche Meinung mittels Demonstrationen und Konferenzen zu sensibilisieren und zu mobilisieren versuchen. Auf europäischer Ebene haben wir vor eine Koordination all jener Kräfte zu bilden, die den Widerstand unterstützen. Darum war die Anwesenheit von Gruppen aus Italien, Spanien, Deutschland and einigen anderen Länder ein sehr positives Zeichen. Unsere Bewegung steht gewinnt an Fahrt. Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, dass es nicht nur um ein irakisches Problem geht, sondern dass der permanente und präventive Krieg der USA, der zur Besatzung meiner Heimat führte, eine Gefahr für alle Völker darstellt gegen die man sich zusammenschließen muss.
Franz Dinhobel, Paris