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Berliner Heinrich-Heine-Preis für Peter Handke

2. Oktober 2006

Aufruf


„…und es fehlt nicht an gelehrten Hunden,
die das blutende Wort als gute Beute
heranschleppen.“

Heinrich
Heine

„Eigensinnig wie Heinrich Heine verfolgt
Peter Handke in seinem Werk seinen Weg zu einer offenen Wahrheit. Den
poetischen Blick auf die Welt setzt er rücksichtslos gegen die veröffentlichte
Meinung und deren Rituale.“ Mit dieser Begründung erkannte die Jury dem
Schriftsteller Peter Handke den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis zu. Doch
sofort reagierten einflussreiche Medien und einzelne Politiker mit heftigen
Attacken, die dazu geführt haben, dass die Düsseldorfer Stadtratsfraktionen von
SPD, FDP und Grünen die Vergabe des Preises verweigern und verhindern.

Der
Fall erinnert an die mehrjährigen Auseinandersetzungen, deren es bedurfte, um
die Benennung der Düsseldorfer Universität nach Heinrich Heine durchzusetzen.
Der in Düsseldorf geborene Dichter und Journalist, der für die Ideen der
französischen Revolution Partei nahm, wurde zeitlebens und über den Tod hinaus
von deutschen Zensurbehörden verfolgt. Weil er Tatsachen berichtete und, was er
als Wahrheit erkannte, nicht preisgeben wollte, blieb ihm nur das Exil in
Paris.

Peter
Handke mahnt seit Jahren immer wieder „Gerechtigkeit
für Serbien“ an. Er hat den ihm als Unverfrorenheit ausgelegten Mut, auch
auf die serbischen Opfer des Krieges hinzuweisen, die in der deutschen
Öffentlichkeit nach wie vor kaum wahrgenommen werden, da die Medien und die
führenden Politiker fast unisono den Serben kollektiv die Täterrolle
zuschreiben.

Am
18. März sagte Peter Handke in Požarevac bei der Beerdigung von Slobodan
MiloÅ¡ević: „Die Welt, die vermeintliche
Welt, weiß alles über Slobodan MiloÅ¡ević. Die vermeintliche Welt kennt die
Wahrheit. Eben deshalb ist die vermeintliche Welt heute nicht anwesend, und
nicht nur heute und hier. Ich kenne die Wahrheit auch nicht. Aber ich schaue.
Ich begreife. Ich empfinde. Ich erinnere mich. Ich frage. Eben deshalb bin ich
heute hier zugegen.“ Diese Worte drücken ein anderes Verhältnis zur
Wahrheit aus als Rudolf Scharpings frei erfundene Kriegsgründe, Joseph Fischers
Auschwitzvergleiche und das bedauernde Lächeln des NATO-Pressesprechers Jamie
Shea über „Kollateralschäden“. Keiner der Verantwortlichen wurde für die Manipulationen
und die Kriegspropaganda zur Rechenschaft gezogen, noch gab es jemals eine
öffentliche Debatte darüber (auch nicht nach der verdienstvollen WDR-Sendung „Es begann mit einer Lüge“ anderthalb
Jahre nach dem Beginn der NATO-Bombenangriffe auf Jugoslawien), aber über den
Heinrich-Heine-Preis an Peter Handke ereifern sich Medien und Politiker, die
verbergen wollen, was er aufzudecken bemüht ist: „Denn was weiß man, wo eine Beteiligung beinah immer nur eine
(Fern-)Seh-beteiligung ist? Was weiß man, wo man vor lauter Vernetzung und
Online nur Wissensbesitz hat, ohne jenes tatsächliche Wissen, welches allein
durch Lernen, Schauen und Lernen, entstehen kann? Was weiß der, der statt der
Sache einzig deren Bild zu Gesicht bekommt, oder, wie in den Fernsehnachrichten,
ein Kürzel von einem Bild, oder, wie in der Netzwelt, ein Kürzel von einem
Kürzel?“

Völkerverständigung
kann nicht auf Propaganda gedeihen, sondern nur auf Aufklärung. Ein trauriges
Beispiel hierfür ist Kosovo – wo die angebliche „humanitäre Intervention“ der
NATO ein System geschaffen hat, in dem Serben, Juden und Roma, soweit sie trotz
Massenvertreibung noch dort ausharren, sich nicht frei bewegen können. „Gerechtigkeit für Serbien“ – 1996, drei
Jahre vor dem NATO-Krieg, hat Peter Handke diese Zeile auf einer
Jugoslawienreise notiert, ahnend, was drohte: Krieg, unter deutscher
Beteiligung, als Folge der Zerschlagung der Bundesrepublik Jugoslawien, zu der
die deutsche Außenpolitik maßgeblich beigetragen hat. 1999 war Peter Handke
wieder in Serbien, während des Krieges, miterlebend und -erleidend, wovor er
vergeblich gewarnt hatte.

Der
Heinrich-Heine-Preis gehört Peter Handke! Nicht der Preis der Stadt Düsseldorf,
der entwertet ist, sondern der Berliner Heinrich-Heine-Preis, verbunden mit
einem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro, verliehen von allen, die Peter Handke
einer Auszeichnung im Namen Heinrich Heines für würdig halten.

Die
Unterzeichner übernehmen gern die Kriterien des Düsseldorfer
Heinrich-Heine-Preises, mit dem Persönlichkeiten geehrt werden sollen, „die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne
der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den
sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen
oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“.

Nachbemerkung
vom 28.6.2006 zur Verwendung des Preisgelds: Peter Handke schrieb den Initiatoren dieses Aufrufs: „Wer verdient solch einen Aufbruch in
die Freund- und Freundschaftlichkeit? Ich bin berührt von Ihrer Geste, zugleich
möchte ich aber beiseitestehen und sie, die Geste, vorbeilassen für etwas
anderes, für ein Zeichengeben über mich hinaus. Warum also nicht ein Preisgeld,
wenn es zustandekäme, an die serbischen Enklaven, die letzten, im Kosovo,
übermitteln, an Dörfer, die, allseits umzingelt, im Elendstrichter von Europa
vegetieren müssen, beschützt und bewacht von jenen Staaten, den
westeuropäischen, die ihnen mit Bombengewalt den eigenen Staat = Jugoslawien
geraubt, geraubschatzt haben? So oder so: danke! Und, bitte, kein Preis oder
Alternativpreis für mich.“

Handke
bekräftigt damit die Haltung, die in unserem Aufruf gewürdigt wird. Ganz in
seinem Sinne wird das Preisgeld verschwiegenen und vergessenen Opfern des
Angriffskriegs gegen Jugoslawien zugute kommen; wir unterstützen sein Anliegen,
„ein nicht nur episodisches
Aufmerksamwerden“ für sie zu bewirken.

Nachbemerkung 31.08.2006: Peter Handke hat inzwischen vorgeschlagen, das Geld
gemeinsam in einer der serbischen Enklaven des Kosovo zu übergeben.

Wir bitten Sie, diesen Aufruf mit Ihrer Unterschrift
zu unterstützen und sich an der Finanzierung des Preises zu beteiligen.

Treuhandkonto:

Rolf Becker/ Berliner Heine-Preis

Hamburger Sparkasse (BLZ 20050550), Konto-Nr:
1001212180

Zuschriften
an: rolf.becker@comlink.de, Fax 040 – 280
32 14

Bitte besuchen Sie unsere Website (bisherige Unterzeichner, Kontostand,
Zuschriften). Sie können uns über die Website auch schreiben. Der Aufruf geht
Ihnen gern als Faltblatt zu.
http://www.berliner-heinrich-heine-preis.de

Bisherige
Unterzeichner:

Alfaproject, Elmar Altvater, Detlef Ameling,
Wulf-Holger Arndt, Andreas Arnold, Manfred Auerswald, Friedrich-Martin Balzer,
Hartmuth Barth-Engelbart, Ludwig Baumann, Ben Becker, Johannes M. Becker,
Jürgen Becker, Meret Becker, Rolf Becker, Hermann Beil, Esther Bejarano, Ingrid
Belgart-Nebel, Joachim Bennewitz, Valerija Berdi, Elfriede Berger, Dieter
Behringer, Erika Beltz, Peter Betscher, Rule von Bismarck, Veronika Bitter, H.
Blättermann, Alois Blanke, Hermann Bleinroth, Kristiane Bleinroth, Eva Böller,
Martina Bornstein, Jörg Boström, Sergej Boyko, Volker Bräutigam, Barbara
Brenner, Antonie Brinkmann, Klaus-Dieter Brügmann, Helmut Buck, Wolfgang
Buckwar, Patrick Büttner, Ernst Busche, Rainer Butenschön, Gudrun Christan,
Jörn Christan, Friedrich Cremer, Ralf Cüppers, Siglinde Cüppers, Daniela Dahn,
Snjezana Desnica, Deutscher Freidenker-Verband, Gruppe „Dialog von unten“, Reiner
Diederich, Die Linke. Fraktion im deutschen Bundestag, Jutta Ditfurth, Werner
Doblies, Brigitte Domes, Fredeke Drewes, Hartmut Drewes, Guenther Drommer, Elke
Dunkhase, Helmut Dunkhase, Hans Eggerstedt, Eva Elsner, Jürgen Elsner, Richard
Engel, Petra Engel-Kelling, Ingrid Engelbart, Volker Erhardt, Heinrich Fink,
Ilsegret Fink, Jutta Fliege, Roland Floegel, Peter Franz, Sigrid Franz, Ulrich
Franz, Ewa Fischer, Renate Flohr, Vesna Floric, Anna Maria Forstner, Hans
Fricke, Corinna Friedrich, Dieter Frielinghaus, Gisela Frielinghaus, Ulrich
Gausmann, Reinhard Gebhardt, Klaus Gietinger, Carsten Glienke, Uwe Göbel,
Annemarie Görne, Olivera Götz, Peter Götz, Dieter Götze, Wolfgang Gombocz,
Bernd Granzow, Peter Graupner, Ludwig Groenefeld, Ingen Grosseit, Tariq Habib
Guddat, Walter Haehnel, Christian Harde, Jürgen Harrer, Evelin Hartmann, Klaus
Hartmann, Ralph Hartmann, Klaus Heinemann, Jürgen Heiser, Edith Helbing,
Barbara Heller, Susanne Hendeß, Jutta Hercher, Bärbe Herling, Wolfgang Herling,
Katrin Herrmann, Uwe-Jens Heuer, Annemarie Hildebrand, Eberhard Höfer, Ljubica
Höpfl-Bogdanovic, Elisabeth Höfl-Hilscher, Kirsten Hofmann, Hartwig Hohnsbein,
Irm Hollnagel, Johannes Hollnagel, Andrea Hoppmann, Ute Hüttmann, Initiative
Nordbremer Bürger Bürger gegen den Krieg, Inge Ivanovic, Ilse Jacob, Corinna
Jacobi, Ekkehard Jänicke, Stefan Janosevic, Ulla Jelpke, Diana Johnstone, Edith
Jovanovic, Michael Junick, Regine Kaatz, Adelgunde Kahl, Hans-Joachim Kahlke,
Marlis Kaltenbacher, Conny Kampffmeyer, Harald Kampffmeyer, Jürgen Karbe,
Ursula Karusseit, Kasseler Friedensforum, Cornelia Kerth, Birgit Kessel, Bernd
Kevesligeti, Dietrich Kittner, Hannah Klaus, Peter Kleinert, Hermann Klenner,
Volker Klockenberg, Arno Klönne, Alfred Klose, Peter Knecht, Monika Köhler,
Otto Köhler, Kurt Köpruner, Yvonne Klomke, Uwe Koopmann, Erika Kosse, Carl-Walter Kottnik, Ingeborg Kramer,
Uta Kretzler, Hans Krieger, Helmut Benno Kroeger, Christel Kruse, Jürgen Kruse,
Sabine Kruse, Claus Küchenmeister, Wera Küchenmeister, Lieselotte Kunisch,
Joochen Laabs, Frank Laubenburg, Manni Laudenbach, Marion Leonhardt, Hermann
Lorenz, Manfred Lotze, Michael Lutz, Wolf-Dieter Mach, Birgit Malzahn, Walter
Malzkorn, Ursula Mattheuer, T.u.C Mees, Ludwig Mertel, Harald Meyer, Otto
Meyer, Jürgen Michallek, Roland Mink, Gerd Minnerop, Vera Misovic-Spreizer,
Milica Milic, Werner Mittenzwei, Hans-Georg Modrow, Ingeborg Moldvay, Mihalj
Moldvay, Klaus Mucha, Annette Mueller, Henrik Müller, Olaf Mueller, Monika
Nehr, Hans Nierstheimer, Bernhard Nolz, Rals Ollert, Erika Opper, Karl-Heinz
Opper, Horst Otto, Otto Papp, Papyrossa Verlag, Claus Peymann, Werner Pirker,
Marion Pokorny-Otto, Wolfgang Popp, Thomas Pospil, Wolfgang Quambusch, Dusan
Radakovic, Jürgen Rahne, Jeanette Rassmann, Ulf Rassmann, Ernst Rath, Nada Rath,
Käthe Reichel, Renate Richter, Barbara Römer, Peter Römer, Ilse Rötter,
Gerd-Rolf Rosenberger, Helmut Roth, Karl Heinz Roth, Hans-Georg Ruf, Inna
Sacharowa, Ulrich Scheller, Tilo Veselin Schinke, Frank Skischus, Wolfgang
Schmidt, Albrecht Schmiedel, Uwe Schnabel, Dagmar Schneider, Hans-Michael
Schneider, Erasmus Schöfer, Ralf Schrader, Jürgen Schramm, Kurt Schucker,
Cathrin Schütz, Edith Schulze, Dieter Schulze,
Katharina Schulze, Sigurd Schulze, Hansjörg Schupp, Werner Schuren,
Werner Renà© Schwab, Armin Schwager, Martin Schwander, Gabriele Senft, Hans See,
Heinrich Seifert, Rachel Seifert, Frank Siegel, Frank Skischus, Ortwin Spender,
Eckart Spoo, Lydia Spoo, Sibylle Spoo, Klaus Stein, H. Steinvoort, P.C.
Steinvoort, Michael Storeck, Erhard Strehlke, Sönke Wandschneider, Ursula
Sundmacher, Angelo Taurino, Nike Thönges, Rhea Thönges-Stringaris, Hans-Joachim
Töpfer, Ursula Töpfer, Peter Urban, Hanne Vack, Klaus Vack, Jörg Vaintzettel,
Biljana Vandeloo, Jan Vandeloo, Joachim Vogler, Werner Voigt, Gisela Vormann,
Wilhelm Voss, Vesna Vujat, Karl-Heinz Walloch, Michael Weber, Manfred Wekwerth,
Friedrich Wollenberg, Jörg Wollenberg, Marita Wudtke, Marianne
Zillgen, Gerold Zobel, Nina Zober, Ingrid Zwerenz, Gerhard Zwerenz

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