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Antiimperialistisches Sommercamp: Einladung und Programm

11. Juni 2007

16.-19. August 2007
Rosental, Kärnten/KoroÅ¡ka

Inhaltliches Konzept

Dem herrschenden kapitalistischen Modell steht gegenwärtig in den westlichen Ländern kein alternativer Entwurf gegenüber. Trotz zunehmenden internationalen Konflikten, ökologischer Gefahren, einer wachsenden sozialen Kluft und Rücknahme demokratischer Rechte konnte sich bisher keine gesellschaftlich relevante Gegenbewegung etablieren. Gerade die Kraft der islamischen Bewegungen zeigt, dass Widerstand ein umfassendes Gegenprojekt braucht. Kann der Sozialismus, trotz seinem Scheitern im 20. Jahrhundert, Ansätze einer radikalen und realisierbaren Neuformierung der Gesellschaft in einer hochmodernen Industriegesellschaft bieten? Waren seine Ziele der Selbstbestimmung ohne Staat und der Überwindung hierarchischer Arbeitsteilung bloße Heilsversprechungen, die an der Praxis zerbrachen, oder kann der Marxismus weiterhin Anspruch auf “wissenschaftliche” Machbarkeit seiner humanistischen Ideale erheben. Mit der Proklamation des Übergangs zu einem “Sozialismus des 21. Jahrhunderts” in Venezuela kehren zumindest diese Fragen wieder in die revolutionäre Realpolitik zurück.
Das diesjährige Sommercamp der Antiimperialistischen Koordination (AIK) wird sich daher mit Vorschlägen zur Machbarkeit direkter Volksdemokratie und ökonomischer Selbstbestimmung der Gesellschaft beschäftigen. Neben den Schwerpunktthemen gibt es aktuelle Debatten und Möglichkeiten des Zusammentreffens mit Vertretern und Aktivisten antiimperialistischer Organisationen und aus der Anti-Kriegsbewegung aus Venezuela, Mexiko, Palästina, Ungarn, Deutschland, Schweiz und der Bewegung der slowenischen Volksgruppe in Kärnten.


Programm des Sommerlagers

Donnerstag, 16. August

VORMITTAG
10 Uhr

Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts
Anhand des Buches des deutsch-mexikanischen Sozialwissenschaftlers Heinz Dieterich, der als ideologischer Berater von Hugo Chávez gilt, werden die zentralen Fragestellungen der partizipativen Demokratie und der Lenkung der Wirtschaft durch die Gesellschaft anhand des Versuchs einer antikapitalistischen Entwicklung in Venezuela dargestellt. Besonders die venezolanischen Experimente kommunaler Räte, ländlicher Kooperativen und selbstverwalteter Fabriken sowie die Bedeutung der in Gründung befindlichen “Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas” werden zur Sprache kommen.
Impulsreferat: Gernot Bodner, Antiimperialistische Koordination Wien

ABEND
18 Uhr

Die Kommune von Oaxaca – Volksmacht heute
Mit Vertretern der APPO aus Mexiko
Gäste
der mexikanischen APPO (Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca), die
2006 an der Spitze eines Volksaufstandes und der “Kommune von Oaxaca”
standen, erzählen von Erfahrungen und Konzepten der Volksmacht in der
revolutionären Bewegung ihres Landes erzählen.

 
Freitag, 17. August

VORMITTAG
10 Uhr

Demokratisches Wirtschaften
Die ökonomischen Probleme sozialistischer Länder brachten immer wieder die Frage nach einer effizienten Regulierung der Wirtschaft und ihrer Verbindung zu gesellschaftlicher Kontrolle zur Sprache. Plan oder Markt? Entwicklung und Modernisierung oder neue Kriterien wirtschaftlichen Handelns? Ausgehend von Überlegungen kommunistischer Ökonomen zur chinesischen Kulturrevolution und der kubanischen Ideen zur Überwindung “materieller Anreize” sollen die Chancen diskutiert werden, ob die politische Steuerung der Wirtschaft das Potential eines demokratischen und gangbaren Weges jenseits des Marktes bietet.
Impulsreferat Stefan Hinsch, Antiimperialistische Koordination Wien


ABEND
18 Uhr

Venezuela 2007 – Aufbruch zum Sozialismus
Mit Veronica Calcinari, Vertreterin der Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela in Österreich
Ein
Bericht über die aktuellen Maßnahmen zur Vertiefung der venezolanischen
Revolution nach dem neuerlichen Wahlsieg von Präsident Hugo Chávez im
Dezember 2006. Diskussion über Möglichkeiten und Pläne zur
Verbreiterung der Solidaritätsarbeit in Österreich.
Dazu der Film:“5 Fabriken” (Regie: Dario Azzellini, Oliver Ressler, Dt. 2006). Eine Dokumentation über Arbeiterselbstverwaltung in Venezuela.

Anschließend: Grillabend

Samstag, 18. August

VORMITTAG
10 Uhr

Staats- vs. Selbstverwaltungssozialismus
Der jugoslawische Sozialismus hoffte über die Selbstverwaltung Ansätze zur Überwindung der hierarchischen Planung zu finden und die Entfremdung des Arbeiters von den Zwängen einer hierarchischen Arbeitsteilung aufzuheben. Vorprogrammiertes Scheitern oder Ansatz zur demokratischen Vermittlung zwischen den Interessen des Einzelnen und den Notwendigkeiten der Gemeinschaft? War der humanistische Marxismus jugoslawischer Philosophen der Weg in den Liberalismus oder bietet er Ansätze für aktuelle Neuüberlegungen zum sozialistischen Aufbau.
Impulsreferat Witold Fischer, Revolutionär Kommunistische Liga Thüringen, Ostdeutschland

ABEND
18 Uhr

KoroÅ¡ka – Widerstand: Demokratische Selbstbestimmung gegen den Einheitsstaat
Mit Vertretern der Bewegung der slowenischen Volksgruppe Kärntens
Information und Diskussion über Entrechtung, Widerstand, kulturelle Identität und Ideen der demokratischen Selbstbestimmung im Rahmen der Republik.

Anschließend: Grillabend

Sonntag, 19. August

VORMITTAG
10 Uhr

Veränderung ohne Macht
Inspiriert vom gemeinschaftlichen Diskurs der mexikanischen Zapatisten, entwarf der englische Philosoph John Holloway ein Modell der “Veränderung der Gesellschaft ohne die Macht zu übernehmen”. Ist die marxistische Idee des absterbenden Staates trotz gegenteiliger Entwicklungen in bisherigen sozialistischen Systemen haltbar? Kann der Widerspruch zwischen Machtübernahme entsprechend des leninistischen Revolutionskonzepts und der Proklamation des Verschwindens des Staates im Sozialismus gelöst werden? Eine Debatte zur bisher in der revolutionären Praxis ungelösten Frage des Staates als notwendiges Instrument der Befreiung oder Hindernisses für jede Emanzipation.
Impulsreferat Sebastian Baryli, Antiimperialistische Koordination Wien

NACHMITTAG
14 Uhr

Zusammentreffen der Organisationen des Campo Antiimperialista und befreundeter Organisationen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Ungarn zur Diskussion über die Perspektiven antiimperialistischer Arbeit in Europa, den Problemen und Herausforderungen für den Aufbau eines alternativen, revolutionären Pols in den westlichen Gesellschaften.

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