Aus Kiew mußte Borotba ja fast ganz abziehen. Bereits im Februar hatten faschistische Sturmtruppen das dortige Büro gestürmt (1), und es wurden Todeslisten aufgestellt, auf denen damals insgesamt 8 Borotba-Aktivisten aufschienen (2), aber auch Aktivisten anderer Organisationen. Das war der Anlaß, sich ganz, mit Ausnahme einiger verdeckt arbeitender Kräfte, aus Kiew zurückzuziehen.
In Kharkow wurde ein erstes Mal am 15. April die Parteizentrale von der Polizei gestürmt und verwüstet (3). In der Zeitschrift LINKS (4) wird berichtet, daß dies am 2. Mai in Kharkow ein zweites Mal stattfand. Zahlreiche politische Materialien wurden auch diesmal beschlagnahmt, ebenso Fahnen, glücklicherweise ist dabei niemand verletzt oder verhaftet worden. Dmitry Kolesnik von Borotba vermutet, daß diese Fahnen dann verwendet werden könnten, wenn die Gegenseite sich im Rahmen der schmutzigen Kriegsführung als „Borotba“ ausgeben wird (5). Dieser zweite Angriff geschah an eben dem Tag, an dem sich der gesteuerte Massenangriff gegen den Zeltplatz der Linken und dann gegen das Gewerkschaftshaus richtete: am 2. Mai (6). Vernichtung des Zeltlagers, Massenmord (7) und Razzia an einem Tag!
Nun setzt sich die Vertreibungsaktion auch im Südosten fort, die Genossen fliehen von dort und versuchen zum Teil, nach Rußland zu gelangen. Am 9. 5. berichtet Borot´ba:
„In der ganzen Ukraine hat die Kiewer Junta Vergeltungsmaßnahmen gegen unsere Genossen gestartet. In Kiew wurde die Wohnung des Borotba-Aktivisten Andrei Manchuk durchsucht. In Kharkow wurde das Büro von Borotba in Beschlag genommen. In Odessa droht dem Borotba-Kader und Bürhermeisterkandidaten Aleksei Albu, der das Massaker des 2. Mai überlebte, die Haft.
Niemand von unseren GenossInnen kann sich mehr sicher fühlen. Viele von ihnen sind aus ihrer Stadt weggegangen oder sind im Untergrund. Die Zentrale von Borotba ruft alle Aktivisten und Sympathisanten auf, wenn möglich in den Untergrund zu gehen und am Wohnort nicht aufzutauchen, ändert eure Telefonnummern und ergreift alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen. Alle regionalen Büros von Borotba müssen sich überlegen, wie die klandestine Arbeit gestaltet werden kann.
Die Junta wird immer brutaler, aber nicht aus der Stärke heraus, sondern aus – Schwäche. Die Stunde des Sieges ist nicht weit.
Kontakte per E-mail: front@borotba.org“ (8)
(1) Vgl. u. a.: Kommuniqué Nr. 3 der Union “Borotba” und des Zentrums für Antifaschistischen Widerstand
Übersetzung: http://alexithymian.blogspot.co.at/2014/03/kommunique-nr-3-von-in-drei-sprachen.html
(2) Susann Witt-Stahl: Kommunisten leben gefährlich in der Ukraine, Hintergrund, 27. 2. 2014
www.hintergrund.de/201402273006/politik/welt/todeslisten-und-molotow-cocktails.html
(3) AuO: Überfall auf das Büro von Borotba in Charkow, Labournet Austria, 18. 4. 2014
A&O, 17.4.2014: Überfall auf das Büro von Borotba in Charkow
und: Reinhard Lauterbach: Schlag gegen Borotba – Ukrainische Polizei durchsucht Büro linker Gruppe in Charkiw, jW, 17. 4. 2014
(4) LINKS, International Journal of Socialist Renewal, http://links.org.au/
(5) Bob Lyons: Police Storm Socialist Party Borotba Office, LINKS, 9. 5. 2014
http://links.org.au/node/3841#comment-311342
Es handelt sich um eine Übersetzung eines Berichts von Per Leander: Borotbas kontor stormat, ETC, 8. 5. 2014
http://www.etc.se/utrikes/borotbas-kontor-stormat
ETC (genau Dagens ETC) ist eine seit Januar dieses Jahres bestehende, aus einer Zeitschrift hervorgegangene schwedische linke Tageszeitung, die in elektronischer Form und Printform erscheint. Es ist die erste neue Tageszeitung in Schweden seit 30 Jahren.
(6) Vgl. dazu auch: Victor Shapinov: Categorical imperative for anti-fascists, Borotba, 13. 5. 2014
http://borotba.org/categorical_imperative_for_anti-fascists.html
(7) Scharfsinnige und präzise strategische Analyse der Ereignisse in Odessa in einer Fernsehreportage des 1. Russischen Fernsehprogramms: Одесская трагедия оставляет много вопросов („Tragödie von Odessa: Viele Fragen sind noch offen“), 4. 5. 2014
http://www.1tv.ru/news/world/257904
Es sind im Internet mehrere englische Übersetzungen des Transkripts erschienen, eine von ihnen:
http://abundanthope.net/pages/Political_Information_43/Crucial-investigation-into-the-role-of-the-junta-in-the-Odessa-massacre-MUST-READ.shtml
Sonst sind, abgesehen von dieser christlichen site, im allgemeinen „russophile“ Gruppierungen zu finden, die sich dieses Themas annehmen, die aber kalt strategisch und dezisionistisch eine instrumentelle prorussische Politik verfolgen, sie bleiben im Bereich der instrumentellen, der Zweckpolitik. Dazu gehört EIR (Executive Intelligence Review), eine langjährige Zeitschrift der LaRouche-Bewegung.Das ist ein sektenähnliches Gebilde, hat zunächst versucht, den amerikanischen SDS zu unterwandern, hat dann, nach der Mimikry als linke Initiative/Organisation, Kehrtwende gemacht und gewalttätige Angriffe gegen die SWP (die sie ursprünglich infiltriert hatten), bzw. einen damalige Fraktion der SWP sowie auch die Kommunistische Partei gestartet, und schließlich verteidigten diese Herrschaften Demjanjuk – nur um ihre Frühzeit ein wenig zu charakterisieren In der Studentenbewegung in Deutschland waren sie längst als Sekte disqualifiziert – obwohl sie sich als „Arbeiterpartei“ aufspielten. („Lyndon LaRouche“, wikipedia, englisch, besonders aber auch italienisch.) – Man sieht, das obskure Lager ist alerter, als die schwerfällige und desinteressierte Linke, trotz ihrem alerta-Geschrei!
Der transkribierte Text des obgenannten Films stellt die stringenteste Analyse der Gladio-artigen Strategie der Kiewer Zentralregierung dar und ist zentral für das Verständnis des Massenmordes.
Ausführlich und informativ berichtet auf deutsch zu Odessa (auch allgemein, nicht nur das Massaker betreffend): http://de.ria.ru/ Stichwort „Odessa“
Eine deutsche Übersetzung des Transkripts konnte ich dort noch nicht finden (Stand, 15. 5.).
8) Ukraine: Junta launches repressions against Borotba activists Statement of the union ‘Borotba’ (Struggle), Borotba, 9. 5. 2014
http://borotba.org/ukraine-_junta_launches_repressions_against_borotba_activists_statement_of_the_union_borotba_struggle.html
Zitiert u. a. von Links und der Linken Zeitung.
Bob Lyons: Borot’ba Forced Underground, LINKS, 13. 5. 2014
http://links.org.au/node/3841#comment-311532
http://www.linkezeitung.de/index.php/nachrichten/nachrichten-englisch/614-ukraine-junta-launches-repressions-against-borotba-activists-statement-of-the-union-borotba-struggle
Das Original:
Хунта развернула репрессии против активистов «Боротьбы» („Die Junta startet Vergeltungsaktionen gegen Borotba“), Borotba, 9. 5. 2014
borotba.org/xunta_razvernula_repressii_protiv_aktivistov_borotbyi.html