Revolutionäre Subjekte jenseits der Arbeiterklasse. Wege aus dem „Krieg der Kulturen“
17,90 Euro, br., ca. 240 S.
Vor dem Hintergrund der gescheiterten Versuche des 20. Jahrhunderts, den Kapitalismus zu überwinden, unterzieht Wilhelm Langthaler die Stützpfeiler des geschichtsphilosophischen Konzepts von Karl Marx einer kritischen Bestandsaufnahme. Zu sehr war der Marxismus dem Fortschritt der Produktivkräfte verhaftet, zu sehr glaubten und glauben seine Anhänger an das Heil von Industrie und Wissenschaft. Über den Versuch, den Kapitalismus einzuholen, verloren Realsozialismus und linke Theorie das Ziel einer neuen gemeinschaftlichen Kultur aus den Augen. Statt die historische Mission der Arbeiterklasse zu erfüllen, nämlich die Aufklärung gegen das Bürgertum durchzusetzen, lösten sich die beiden Widersacher in den Zentralräumen der Welt im Massenkonsum einer Mittelstandsgesellschaft auf.
Enttäuscht von der europäischen Linken, die zuletzt Globalisierung mit der Ideologie des politisch Korrekten rechtfertigte, nahm der Widerstand an der Peripherie kulturalistische und religiöse Formen an. Ebenso wie der Islam den Kommunismus als Feindbild der herrschenden Bourgeoisie abgelöst hatte, schien an die Stelle des Klassenkampfes der Kulturkampf getreten zu sein. Welchen Weg aus dieser Sackgasse hin zu einem universellen Projekt der Befreiung, das in allen Kulturen Platz haben muss, gibt es? Wenn kein einheitliches, homogenes revolutionäres Subjekt möglich sein sollte, so muss zumindest die Zusammenarbeit unterschiedlicher antagonistischer Subjekte gedacht und getan werden.
Eine Vorbedingung stellt für Langthaler der Bruch mit dem Säkularismus dar, der die Erkenntnis verweigert, dass der religiöse Seufzer nicht nur Opium für das Volk ist, sondern in ihm sich auch der Protest gegen das wirkliche Elend ausdrückt. Um gegen die herrschende kapitalistische Elite eine Chance zu haben, wird der zersplitterte Widerstand gezwungen sein, ein gemeinsames Projekt der Befreiung zu entwickeln. Über Kulturgrenzen hinweg braucht es übergreifende Ziele: Selbstbestimmung, Recht auf Differenz und Gemeinschaftlichkeit. Ein internationaler wie interkultureller Schulterschluss, so die Überzeugung des Autors, ist ohne die Rehabilitierung des Glaubens (einschließlich des religiösen) an eine gerechtere Welt nicht möglich; aber ebenso wenig ohne die kollektive demokratische Verfügung über den produktiven Apparat.
Der Autor:
Wilhelm Langthaler, geboren 1969 in Graz, ist ausgebildeter Elektroingenieur. Er war führend an Initiativen gegen den NATO-Krieg in Jugoslawien und gegen den US-Angriff auf den Irak beteiligt. Im Promedia-Verlag ist von ihm, gemeinsam mit Werner Pirker, erschienen: „Ami go home. Zwölf gute Gründe für einen Antiamerikanismus“ (Wien 2003).