Die steirischen Wahlen und ihre Präsentation durch die Elite
29/11/2019 · Von A.F. Reiterer
Die schleichende Krise und ihre Verhüllung
Die politische Klasse ist bescheiden geworden. Aber sie bleibt arrogant wie eh und je. Sie weiß: Sie kann sich auf ihre Medien verlassen. Aber trotzdem wird ihre Legitimation von Mal zu Mal brüchiger.
Alle Medien, ohne Ausnahme, präsentieren uns die steirischen Landtags-Wahlen als großen Sieg der ÖVP. Dabei geht ein kleines Faktum unter: Die steirische ÖVP hat das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Nur vor fünf Jahren war sie noch einmal bedeutend schlechter dran.
Aber das geht unter hinter dem langsamen Zusammenbruch der SPÖ. Das ist das Thema, dem wir wirklich unsere Aufmerksamkeit zuwenden müssen und es seit längerer Zeit auch tun. Die Niederlage war dann übrigens nicht so katastrophal, wie sie der unsägliche Herr Schickhofer offenbar befürchtet …
[weiterlesen]Bericht von der Veranstaltung: "Sudan - Übergang wohin?"
23/11/2019
Unterstützung der sudanesischen Volksbewegung
Am 22.11.19 fand im WUK die Diskussion „Sudan Übergang wohin“ statt. Mariam Wigialla, eine Linksoppositionelle, rief zur Unterstützung der Übergangsregierung unter Premier Hamdok auf, den sie als einen der ihren bezeichnete. Wie sehr das alte Regime, das noch immer bestehe, zurückgedrängt werden könnte, sei nicht allein die Verantwortung des Kabinetts, sondern Aufgabe des ganzen Volks und seiner Mobilisierung. Sie wies darauf hin, dass die Friedensprozesse im Süden und Westen des Landes große Fortschritte bedeuteten und nur die Akzeptanz der Diversität die Zukunft sicher könnten.
Khalil Abuzaid unterstrich die große Bedeutung der Jugend, die auch einen Großteil der Bevölkerung stellt. Die Revolution habe ihnen neue Hoffnung gegeben, denn zuvor war die Emigration die …
[weiterlesen]Die SPÖ-Wien - Verfechterin der Schuldenbremse
16/11/2019 · Von Irina Vana
Wir sind es gewöhnt, dass die Elite seit Jahren nach einem „Schuldenstop“ ruft. Jedes Mal, wenn sie es tun, bedeutet dies, dass Ausgaben im sozialen Bereich, wie etwa bei der Schaffung von leistbarem Wohnraum, im Bereich von Bildung, für Gesundheit, öffentlichem Verkehr und Kunst, sowie in anderen Ressorts, die breiteren Gesellschaftsschichten eine Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum eröffnen und zur Verteilung des erwirtschafteten Reichtums beitragen, einschränken.
Durch den EU-Fiskalpakt (2012/13) wurde das Level der erlaubten Neuverschuldung und damit die öffentlichen Investitionen radikal eingeschränkt. Die Forderung von ÖVP, FPÖ und Neos die Schuldenbremsen in Verfassungsrang zu erheben entspricht dieser EU-Strategie.
Und die SPÖ? Für das Budget des kommenden Jahres hat Finanzstadtrat Peter Hanke stolz angekündigt "Wien wird 2020 nicht nur ein Nulldefizit erreichen, sondern seine Schulden sogar um 182 Millionen Euro verringern"[1]. Ihr Veto gegen die Erhebung der Schuldenbremse in den Verfassungsrang kann vor diesem Hintergrund nicht wirklich ernst genommen werden, genauso wenig wie der fiskalische Ungehorsam der Kommunen, wie er vom SP-nahen Wissenschaftsapparat seinerzeit vorgeschlagen wurde.
Die SPÖ - die sich, wie …
[weiterlesen]Richtung Schwarzgrün
16/11/2019 · Von Wilhelm Langthaler
Wie den Wahlausgang interpretieren oder: einer neuen Form der Großen Koalition entgegen
Der Kurz’sche Sieg war erwartet worden. Das Ausmaß der Niederlage der FP und des Aufstiegs der Grünen gerieten doch zur Überraschung. Nun läuft alles auf eine schwarzgrüne Koalition, in gewissem Sinn eine Neuformierung der Großen Koalition der globalistischen Eliten hinaus.
Die wichtigsten Fragen:
Wie ist der Höhenflug der Kurz-VP zu erklären, war und ist sie doch integraler Bestandteil des alten Systems? Wie konnte es gelingen alt als neu zu verkaufen? Oder gibt es etwas wirklich Neues?
Die Spesenaffäre hat die FP mehr demoliert, als das Ibiza-Video. Die eigentliche Lehre daraus ist aber, dass die Partei die Medien nicht kontrollieren kann, ganz im Gegensatz zu Kurz. Ist dennoch mit dem Wiederaufstieg der FP zu rechnen?
Wohin führt der …
[weiterlesen]Bolivien: Putsch bleibt Putsch
11/11/2019 · Gernot Bodner
Ein weiteres progressives Staatsoberhaupt ist mit dem heutigen Tag der rechten Welle in Lateinamerikas zum Opfer gefallen: Evo Morales und seine Regierung traten nach gewonnenen Wahlen unter dem Druck gewalttätiger Protest der Opposition, unterstützt von einigen Polizeieinheiten und zuletzt dem Militär zurück.
Der Freibrief zum Putsch kam von der OAS, die der MAS Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen vorwarf, durch die sich Evo Morales einen zehnprozentigen Vorsprung vor der Rechtsopposition gesichert haben sollte, um einen Stichwahl zu verhindern. Der „OAS-Bericht“ – bar jeglicher Beweise, Zahlen und Fakten – war ein offensichtliches Mittel zur internationalen Delegitimierung von Morales. Denn sein Vorsprung in der Wählergunst (Stichwahl hin oder her) war aus Umfragen zu erwarten gewesen, die sozialen und wirtschaftlichen Fortschritte im Land sprachen klar für eine anhaltende Popularität des Staatspräsidenten und seiner Linksregierung.
Noam Chomsky brachte das Offensichtliche auf den Punkt: Die US-Falken führen derzeit die Regie und für sie ist Morales eine linke Feindfigur, die …
[weiterlesen]Der neue Jargon der Eigentlichkeit und seine Stoßrichtung
Der deutsche Theoretiker des EU-Imperiums: Jürgen Habermas
11/11/2019 · Von A.F. Reiterer
Auszug aus dem Buch "Nation und Imperium. Reflexionen über die politische Organisation der Weltgesellschaft"
Albert F. Reiterer (2019), Nation und Imperium. Reflexionen über die politische Organisation der Weltgesellschaft. Linz: guernica, 240 – 243.
Bestellungen an: office@guernica-verlag.at
https://www.solidarwerkstatt.at/medien/buecher-materialien
Man zögert, sich an J. Habermas abzuarbeiten. Das erinnert zu sehr an die scholastisch-akademischen Übungen, womit sich hoffnungsfrohe junge Leute in Dissertationen und Habilitationen ihre Meriten verdienen müssen. Aber im deutschen Sprachraum spielt Jürgen Habermas die Rolle eines Leit-Intellektuellen für die Liberalkonservativen, von denen ein Teil sich Linksliberale nennt. Er wurde parteienübergreifend, von der FAZ bis zur „Zeit“, zum wichtigsten Ideologen der Globalisierung und zum …
[weiterlesen]„Ich habe nichts getan, das zu verdienen“
Brief des zu lebenslanger Haft verurteilten Palästinensers Abdelkerim Abu Habel
27/10/2019
Die Kindheit in einem israelischen Gefängnis, das Leben in einem österreichischen
Justizanstalt Graz-Karlau, 14. Oktober 2019
Ich schreibe diese Zeilen, obwohl ich aus meiner Zelle bereits eine Gruft gemacht und jede Verbindung mit dem Leben abgebrochen habe. Meine gesamte Jugend musste ich hinter israelischen Gittern verbringen, nur um auch in Österreich dem gleichen Schicksal ausgeliefert zu werden.
Ich richte mich hiermit an alle freien Menschen:
Ich bin der Häftling Abdel Karim Mohammed Abu Habel aus Gaza in Palästina. Meine Familie musste im Herbst 1948 aus Palästina fliehen. Ich wurde am Schwarzen Sonntag des 20. Mai 1990 geboren, zeitgleich zu dem Massaker, das die israelische Armee an den Palästinensern anrichtete.
Ich war ein junger Bursche, der mit seinen gleichaltrigen Freunden spielte, trotz Besatzung, Unterdrückung und ständigem …
[weiterlesen]Kräftiges Lebenszeichen für den Italexit auf Basis der sozialen und antifaschistischen Verfassung
19/10/2019 · Von Wilhelm Langthaler
Bericht von der Demonstration "Liberiamo l'Italia" am 12. Oktober 2019
Wenige Tage vor der Vorstellung des Budgets im Parlament marschierten Tausende am Samstag, den 12. Oktober 2019 durch Rom. „Liberiamo l’Italia“ – befreien wir Italien von der Euro-Diktatur. Für die demokratische Souveränität des Volkes auf der Grundlage der Verfassung von 1948, die Ergebnis des demokratischen Befreiungskampfes vom deutschen Faschismus ist.
Tatsächlich war es die erste linkssouveränistische oder verfassungspatriotische Artikulation dieser Größenordnung. Möglich wurde das vor dem Hintergrund der existentiellen Krise der Fünfsternebewegung (M5S). Diese hat kürzlich einen fliegenden Wechsel von der populistischen Koalition mit der Lega zurück zur Zentralpartei des Establishments und der EU, dem Partito Democratico (PD), vorgenommen, dem die …
[weiterlesen]Gegen die Emotionalität oder steckt euch eure Betroffenheit in den Arsch!
Zu Handke II
16/10/2019 · Von Tatjana Kojić
Bereits bekanntes Intro oder doch nicht?
Krieg führt zu Zerfall und Morbidität - nicht nur in Jugoslawien-, führt zu Aufrechnung samt Aufzählung der Toten, die es bis heute nicht zur Ziffer eines Genozids geschafft hat, trotz vieler Bemühungen. Dieser Zerfall hat einen Staat zerstört und neue alte Staaten geschaffen, die nun brav sich andienen, inklusive des ehemaligen Bewahrers, der es nicht geschafft hat, zu bewahren, was schon längst von innen bereit war, fortzugehen.
Die Sezessionen der Kriege im ehemaligen Jugoslawien (secessere von zurückziehen, entziehen), nicht zuletzt aufgrund der geopolitischen Nähe und der historischen engen Verwebungen von Herrschaftsinteressen am Balkan, die immer wieder gescheitert sind, wurden vor allem in Westeuropa unter einem ganz bestimmten Wahrnehmungsmodus betrachtet: dem des …
[weiterlesen]Der Super-Standard der westlichen Eliten
16/10/2019 · Von A.F. Reiterer
Und wieder Nobelpreise
Wirtschafts-Nobelpreis: Esther Duflo und ihr Mann Abhijit Banerjee, mainstream-Ökonomen am MIT (Boston), beschlossen, die Konzepte der „reinen Ökonomie“ einmal beiseite zu lassen. Sie gehen zu den Armen und Ärmsten und fragen nach, wie sich ihr Leben wirklich anfühlt. Und sie entdecken z. B., dass die Mikrokredite nutzlos sind. Dabei hat Muhammad Yunus 2006 dafür einen Nobelpreis bekommen, allerdings den für Frieden.
Als wir vor 10 Jahren das Privileg hatten, in Äthiopien den damals dort Verantwortlichen für Mikrokredite zu sprechen, ging unsere erste Frage nach der Höhe des Zinses. – 17 %. – Wir schluckten. Unser Gegenüber setzte zu einer wortreichen Verteidigung an: Die Zinsen der Geldverleiher seinen noch viel höher (was stimmt), usw.…
Und was sagen die …
[weiterlesen]Solidarität mit den Kurden!
Nein zur türkischen Invasion in Syrien, ja zum US-Truppenabzug
14/10/2019 · Antiimperialistische Koordination
Das Selbstbestimmungsrecht ist ein demokratisches Grundrecht und muss auch den Kurden zukommen. Die Türkei wiederum ist die regionale Hauptmacht, die den Kurden dieses Recht verweigert, sei es innerhalb der Grenzen der Türkei oder sei es außerhalb wie in Syrien. Wir stehen in Solidarität mit den Kurden und fordern das Ende der Invasion und den Rückzug aller türkischen Truppen aus Syrien.
Doch ist es unumgänglich den Kontext in Rechnung zu stellen, jenen des syrischen Bürgerkriegs, der innertürkischen Konflikte sowie natürlich der massiven regionalen und globalen Einmischung.
So darf nicht vergessen werden, dass die türkische Aggression eine sehr breite politische Unterstützung praktisch des gesamten politischen Systems außer natürlich der Kurdenvertreter genießt. Der antikurdische Chauvinismus ist eine Grundkonstante des türkischen Staates, für die alten Eliten repräsentiert durch CHP, MHP, Iyi noch mehr als bei den neuen Eliten der AKP.
Die Unterstützung des Westens für die antikurdische Politik ist ebenso eine Konstante, unter der Nato-Militärdiktatur in den verschiedenen Varianten des Kemalismus sowieso, aber auch unter Erdogan. Lediglich mit der …
[weiterlesen]Bemerkungen zur Bewegung FfF und der Kimadebatte
14/10/2019 · Von Rainer Brunath
Kommenter zu Fridays for Future-Bewegung
In ihnen, den Bewegungen, drückt sich eine Massenstimmung der Kritik aus, die an das aktuelle Wirtschaftsmodell gerichtet ist, einer exzessiv auf Wachstum orientierten Produktion an Waren, die nur mit Raubbau an der Natur zu haben ist. Da diese Kritik nur die halbe Miete ist, sich nur mit der konkreten Fehlentwicklung befasst und damit an dem Punkt halt macht, an dem man sich fragen muss: „und was kommt danach? Werden wir danach nicht wiederum mit, dieses Mal anderen „Schlechtigkeiten“ konfrontiert, die ebenfalls nur mit Initiativ-Bewegungen der Massen beseitigt werden müssen?“ Als Beispiel sei nur die unendliche Kette von Lebensmittelskandalen hervorgehoben.
Man kann in der Konsequenz dieses Ansatzes erkennen, dass die oben bezeichneten aktuellen Initiativen politisch …
[weiterlesen]Tunesien: ein Unbekannter als neuer Präsident
14/10/2019 · Von Imad Garbaya
Die Jugend erwartet sich Veränderung – doch die ist fraglich
Nach einem Wahlmarathon haben die Tunesier nun ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten. Soweit so gut. Die Ergebnisse sind sehr aussagekräftig:
Die Wahlbeteiligung bei der Parlamentswahl vor einer Woche lag bei ca. 41% und brachte Ennahda als erste Kraft (Partei) ins Parlament (ca. 18%) und als zweite die Partei „Qalb Tunis“ (Herz Tunesiens) von dem Millionär und Medienunternehmer Nabil Karoui, der bis vor kurzem wegen Vorwürfen von Geldwäsche und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft saß.
Weiters sind mittelgroße Parteien vertreten (Panarabische Linke und „Linksliberale“) und sehr bedeutend auch unabhängigen Listen.
Nabil Karoui war auch der 2. Kandidat bei der Stichwahl zum Präsidenten am Sonntag. Sein Konkurrent, ein Verfassungsrechtler und bis zur …
[weiterlesen]Ein Unangenehmer in Stockholm
Zu Handke I
11/10/2019 · Von Elisabeth Gschaider
Jetzt bekommt also Handke den Literaturnobelpreis. Nach all den Anschuldigungen rund um den Jugoslawienkrieg, den Auseinandersetzungen mit seinem Verleger, den Nieder-nieder!-Rufen der selbsterklärten intellektuellen Elite.
Peter Handke wird in Griffen, Kärnten 1942 geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich, der Vater aber ein Deutscher, der während des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten kam. Später verarbeitet er die schwierige Situation seiner Mutter im Nachkriegsösterreich in dem Roman „Wunschloses Unglück“, das etliche Schüler in den 1980er und 1990er Jahren auf der Literaturliste als anerkannte Lektüre für die Matura stehen hatten.
Handke beginnt nach dem Gymnasiumsabschluss ein Studium der Rechtswissenschaften, das er aber nicht beenden sollte, denn er hatte schon längst seine Wut gegen die Welt in Worte zu fassen begonnen. „Die Hornissen“ (1966) erscheint und stößt ebenso, wie die kurz darauf erscheinende „Publikumsbeschimpfung“, …
[weiterlesen]Netzwerk gegen neoliberale Regierungen entwickeln
28/9/2019
Ergebnisse des Symposiums 50% na und?
Am Samstag, 14.9.2019 berieten im „Wiener Werkstätten und Kulturhaus“ (WUK) dutzende Aktivistinnen und Aktivisten, wie für mehr öffentliche Leistungen und Investitionen eine Kampagne geführt werden kann.
Initiativen aus verschiedenen sozialen Bereichen, die gegen Maßnahmen der letzten Regierungen Widerstand geleistet haben, stellten ihre Konzepte, Einschätzungen und Erfahrungen vor: Im Bereich Wohnen sprachen die „Mietervereinigung“, „Housing for All“ sowie „#mietenrunter“. Was Verkehr und Umwelt anbelangt, führten „Stop Lobau-Autobahn“ sowie „Verkehrswende jetzt“ ein. Zudem berichteten Vertreter des „Aktionskomitees Urabstimmung GKK“, der steirischen Kampagne gegen die Krankenhausschließungen sowie von #lernegerne, die die Verlängerung des bedrohten …
[weiterlesen]Fünf nach zwölf
28/9/2019 · Von Rainer Brunath
Zum Thema Klimadebatte: Die wissenschftlichen Erkenntnisse und die daraus resultierenden laschen politischen Klima-Resolutionen kommen um „Fünf nach Zwölf“, so einige Aussagen der Schüler und Studenten auf den Demos vom 20.September. Selbst systemkonforme Meterologen und Klimaforscher führen die Erderwärmung, die nichts mit der Sonneneinstrahlung zu tun hat, auf Menschenwerk zurück.
Das Erreichen des Zieles, die Durchschnittserwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, ist praktisch nicht mehr möglich. Während in Deutschland heftig um das Abschalten der hiesigen 150 Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 45 Gigawatt gestritten wird, planen die 120 größten Energiekonzerne der Welt auf diesem Globus zur Zeit den Bau von 1 400 neuen Kohlekraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 670 Gigawatt – überwiegend in China, Indonesien, Vietnam, Pakistan, Bangladesch, aber auch zum Beispiel in Südafrika. Das ist schockierend, aber die fortgesetzte Ignoranz hat auch was mit Logik zu tun: nämlich der kapitalistischen Produktionsweise. Karl Marx erkannte einst, die kapitalistische Produktion werde, wenn sie nicht …
[weiterlesen]Zentralgestirn Kurz?
19/9/2019 · Von Wilhelm Langthaler
Über die zukünftige Regierung der Minderheit, die variable Halbwertzeit des neoliberalen Populismus sowie unser Vorschlag einer Opposition des Bruchs
Noch nie gab es das in der Zweiten Republik: Die ÖVP als einziger Dreh- und Angelpunkt jeglicher Regierungsbildung. Lediglich kulturelle Farbkleckse zur Mehrheitsbeschaffung. Ist das System der Großen Koalition endgültig vorbei? Anders gefragt: Ist der Niedergang der Sozialdemokratie unaufhaltsam? Und was können wir dem entgegensetzen?
Ausgehöhlte Realverfassung der Zweiten Republik
Die Zweite Republik ist in ihrer Realverfassung von der Großen Koalition bestimmt. Das heißt nicht, dass die Regierung immer von beiden Parteien gemeinsam gebildet worden wäre. Doch im Hintergrund wirkte die Sozialpartnerschaft, die institutionalisierte Klassenzusammenarbeit, die korporatistische Integration, der soziale Kompromiss von oben.
Dieses System überdauerte drei recht unterschiedliche …
[weiterlesen]Klimawandel: Globales Problem, aber keine globalisierte Lösung
11/9/2019 · Von Gernot Bodner
Die Wirkung der „Fridays for Future“-Bewegung ist erstaunlich: Der Klimawandel hat sich beinahe als Konkurrenz-Thema zum Dauerbrenner Migration im laufenden österreichischen Wahlkampf etabliert. Ein solcher Themenwechsel in der Bedeutungsempfindung der Wähler (sicher mit einem gewissen „Bias“ Richtung Mittelschicht und Jugend, aber nicht nur) ist auf jeden Fall positiv für die anti-neoliberale Opposition. Und es ist Anlass für Überlegungen, wie sich systemkritische Kräfte in dieses gesellschaftspolitische Thema einbringen können.
Die zerstörerische Wirkung der (ungeregelten) industriellen Produktion auf vielfältige Umweltprobleme - Verschmutzung, Bodenverlust, Artensterben und offenbar auch das globale Klima - nimmt bedrohliche Züge an. Der UN-Weltbiodiversitätsrats warnt vor einem Aussterben von etwa einer Million Arten in den kommenden Jahrzehnten, in Österreich werden laut Umweltbundesamt täglich ca. 12 Hektar Land verbaut (12 Fußballfelder) und naturwissenschaftliche Studien zeigen einen Zusammenhang sinkender Erträge bei wichtigen Nahrungspflanzen wie Weizen mit der Zunahme von Wetterextremen.
Die Komplexität, das Weltklima zu verstehen und für Prognosen zu modellieren, bringt fraglos Unsicherheiten. Die retrospektive Abgleichung mit der gemessenen Temperaturentwicklung legt aber nahe, dass der …
[weiterlesen]Konsumverzicht, ist das der Weg, wie dem Klimawandel wirklich begegnet werden könnte?
11/9/2019 · Von Rainer Brunath
Plastikmüll in den Meeren, Mikroplastik im Schnee auf Grönland, nahezu ungebremster CO2-Ausstoß, Aussterben von Tieren und Insekten, Trinkwasserverlust durch Überdüngung der Böden, Eintrag von Düngemitteln durch Flüsse in die Weltmeere! Die menschlichen Eingriffe in die Natur haben eine Größenordnung erreicht, die unsere Lebensgrundlagen zerstören werden. Und obwohl das inzwischen bekannt ist, fehlt der politische Wille, wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Die Lobby für die Profitinteressen der großen Konzerne sind mächtiger als die Überlebensinteressen der Menschheit. Eklatantes Beispiel: das politische Hickhack in Berlin um den Verbot von Glyphosat
Was muss also geschehen? Darauf gibt es nur eine wirklich überzeugende Antwort: Erst nach einem Systemwechsel werden wirksame Maßnahmen für die Rettung unseres Klimas möglich!
Was sind Symptome, was sind Fakten des viel diskutierten Klimawandels? Ist die Entwicklung wirklich so dramatisch, oder ist sie, wie Mr. Trump behauptet nur suggeriert? Die meisten Klimatologen und Meteorologen sind sich einig, dass der weltweite Anstieg der Durchschnittstemperaturen menschengemacht ist und mit dem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre zu tun hat.
Zu den Treibhausgasen gehören Kohlenstoffdioxid, Methan und andere Spurengase, die sowohl natürlichen Ursprungs (Vulkane) als auch Ergebnis menschlicher, künstlicher Prozesse (Industrie, Autos) sein …
[weiterlesen]Für eine seriöse linke Umwelt- und Klima-Debatte
6/9/2019 · Von A.F. Reiterer
Eine seriöse linke Umwelt-Debatte ist überfällig. Sie müsste aber eine rationale, autonome und von linken Grundsätzen getragene Diskussion sein, die nicht „die grünen Schauergeschichten über ein bevorstehendes Ende des Lebens auf dem Planeten nacherzählt“ (W. Streeck).
Kommentar von A.F. Reiterer, 5.9.2019
Das Thema ist zu wichtig, um es den grünen Gefolgsleuten der Elite zu überlassen
Vor einem halben Jahr begann die Schüler-Bewegung zur Erderwärmung. Wir haben mit Sympathie hingesehen. Endlich demonstrierten da junge Leute, dass sie mobilisierungsbereit und politikinteressiert waren!
Inzwischen haben sich die hegemonialen Schichten und Gruppen dieser Bewegung völlig bemächtigt. Sie dient wesentlich dazu, von den sonstigen politischen Themen abzulenken. Ein Fetischismus des drohenden Weltuntergangs verdrängt Alles, was an rationaler Debatte in diesem ohnehin schwierigen Bereich noch möglich gewesen war. Greta Thunberg und ihre jungen Gefolgsleute erweisen sich immer mehr als die sprichwörtlichen nützlichen Idioten von Eliten und …
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