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“Rettet Syrien”-Konferenz in Damaskus

Aufruf zu einem Waffenstillstand als erstem Schritt zu einer politischen Lösung
27/9/2012 · Wilhelm Langthaler
Am 23. September fand in Syrien ein außergewöhnliches Ereignis statt. Die heimische Opposition um den „National Co-ordination Body for Democratic Change“ (NBC) hielt eine Konferenz zur Beendigung der Gewalt und zur Einleitung einer politischen Lösung des Konflikts ab.
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Es handelte sich um das erste öffentliche Treffen von Oppositionellen seit über einem Jahr, nach der berühmten Samiramis-Konferenz im Juni 2011. Seitens der Behörden wurde das Treffen nicht nur geduldet, sie trafen auch großangelegte Sicherheitsmaßnahmen. Doch die Signale von Seiten der Regierung waren durchaus mehrdeutig. Nur drei Tage zuvor waren drei Mitglieder des NCB, davon zwei hochrangige Exponenten, gekidnappt worden. Der NCB machte dafür den Luftwaffengeheimdienst verantwortlich, während die Regierung jede Beteiligung von sich wies und „terroristische Gruppen“ beschuldigte. Das kann das ein Doppelspiel im Sinne des good und bad guy oder auch als Meinungsverschiedenheit innerhalb des Apparats gedeutet werden. Das große Interesse Russlands, Irans und China an dem … [weiterlesen]

Der Kampf um die Meinungsfreiheit in Ägypten

23/9/2012 · Abdelhalim Qandil, Ägypten
Warum erreicht die Kampagne der Muslimbrüder-Regierung in Ägypten gegen die Presse-, Medien- und Meinungsfreiheit in Ägypten derartig verrückte Ausmaße? Und warum wiederholt Mohammed Mursi in seinen ersten Amtstagen das, was Mubarak in seinen letzten Tagen machte?
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Das Phänomen ist auffällig, überzogen und repetitiv. Mursi ernannte als ersten Minister einen Muslimbruder zum Informationsminister. Jedoch war das Informationsministerium mit der ersten Regierungsbildung nach der letzten Revolution aufgehoben worden, da die Demokratie nichts Derartiges wie ein Informationsministerium oder einen Informationsminister kennt. Aber das aufgelöste Informationsministerium kehrte zurück und dies mit der gleichen Tendenz, die Medien zu beherrschen, wie seiner Zeit der Militärrat. Mursi behielt diesen Kurs so bei, auch nach der Aufhebung des Beschlusses des Militärrates. Die Wahl fiel also auf einen Journalisten der Muslimbrüder, der während seines gesamten Berufslebens Gewerkschafter war und keine profunde Verbindung zum Berufstand hat. Auch hatte … [weiterlesen]

Al Khayyer vom syrischen Geheimdienst der Luftwaffe verhaftet

22/9/2012 · Antiimperialistisches Lager
Das Regime antwortet auf die morgen stattfindende Oppositionskonferenz in Damaskus
Am Donnerstag, den 20. September, wurde Abdelaziz Al Khayyer, der führende Kader der wichtigsten nationalen Oppositionskoalition "National Co-ordination Body for Democratic Change" (NCB), zusammen mit Iyas Ayash, Mitglied des Exekutivkomitees des NCB und ein Führer der Arabischen Sozialistischen Bewegung, und Maher Tahan verhaftet. Dies geschah nach ihrer Rückkehr aus China, wo die beiden Ersteren Gespräche bezüglich einer politischen Lösung geführt hatten, während Letzterer sie nach ihrer Rückkehr vom Flughafen abgeholt hatte. Laut Haitham Manna, dem internationalen Sprecher des NCB, wurden die Verhaftungen vom Geheimdienst der Luftwaffe durchgeführt. Sie werden derzeit ohne Kontakt zur Außenwelt im Gefängnis des Al Mazzeh Militärflughafens nahe Damaskus … [weiterlesen]

Jacob Philipp Fallmerayer, die europäische Identität und die EU

15/9/2012 · Von A.F.Reiterer
Warum wollen die meisten Griechen in der EU bleiben?
Das Südost-Institut, damals noch München, lud die Teilnehmer einer kleinen Arbeitstagung zu einem Mittags-Imbiss in einem griechischen Lokal um die Ecke ein. Die Wirtin, nicht an solchen Auftrieb gewöhnt und ein bisschen neugierig, fragte uns, was wir machten. Auf die Antwort: Südosteuropäische Geschichte und Politik, auch Griechenland, meinte sie: „Aber bitte nicht so wie Fallmerayer!“ Erstaunlich, dass eine Wirtin mit dem Namen Fallmerayer was anfangen kann. Wer war dieser Mann, dass ihn manche Griechen noch heute nicht nur kennen, sondern verabscheuen? Gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts publizierte ein bis dato unbekannter Sprachwissenschaftler und Reisebegleiter eines russisch-adeligen Kavaliers durch den Vorderen Orient eine Reihe von Büchern und Texten. Sie machten … [weiterlesen]

Sozial-politische Front gegen EU

Interview mit Jannis Rachiotis von Antarsya, Griechenland
11/9/2012
Ein Interview mit Jannis Rachiotis von Antarsya (Antikapitalistische Linke Kooperation für den Umsturz) über die aktuelle Situation in Griechenland. Zu Syriza, KKE, der anarchistischen Bewegung und zur Gefahr, die von der faschistischen Partei Chrysi Avgi ausgeht.
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Jannis Rachiotis ist Anwalt und führendes Mitglied der linken Anwaltsvereinigung Alternative Intervention der Athener Anwälte (AIAL). Die AIAL vertritt unter anderem auch Menschen aus anarchistischen Zusammenhängen vor Gericht. Jannis Rachiotis repräsentiert keine spezifische Gruppierung innerhalb des Bündnisses, sondern ist ein einfaches Mitglied in diesem. Bei den Wahlen in Griechenland 2012 ist er als Kandidat von Antarsya (Antikapitalistische Linke Kooperation für den Umsturz) angetreten. Antarsya ist eine Koalition aus verschiedenen Gruppen der radikalen Linken in Griechenland. Eine der größten Gruppen und Teil des Bündnisses von Antarsya ist die NAR (Neue Linke Strömung ). Die NAR hat sich 1989 von der Kommunistischen Partei Griechenlands abgespalten. Eine weitere … [weiterlesen]

„Widerstand und Demokratie miteinander verbinden“

5/9/2012 · Von Initiativ – Verein für Demokratie und Kultur von Unten e.V.
Von dieser Leitidee durchdrungen war das diesjährige Antiimperialistische Sommerlager (Tahrir - popular uprisings at our doors, www.antiimperialista.org/camp_assisi_2012_programme), das vom 23. bis 26.6.2012 in Assisi stattfand.
In 10 Foren innerhalb von 4 Tagen sollte versucht werden die verschiedensten Kräfte aus dem Arabischen Raum mit RepräsentantInnen der europäischen Revolte zusammen zu bringen. Es waren Vertreter und Vertreterinnen aus Ägypten, Tunesien, Syrien, Libanon, Bahrein, Griechenland, Italien, England und den USA gekommen. Bei der gemeinsamen Diskussion kamen die Differenzen klar durch. Zum einen die Diskussion der griechischen Linken untereinander. Über die notwendige strategische Ausrichtung des Widerstandes gegen die Troika auf der einen Seite und auf der anderen Seite die inner-arabische Diskussion zur Haltung und Bewertung der Tahrir-Bewegung im Kontext der Entwicklungen in Syrien. Bei allen Kontroversen und politischem Pessimismus der europäischen Linken, ist es doch gelungen eine … [weiterlesen]

Politische Intellektuelle und politische Bewegung

17/8/2012 · Von A.F.Reiterer
Am 10. Dezember 1513 schreibt Niccolò Machiavelli aus dem Exil in San Casciano an seinen Freund, Francesco Vettori, florentinischer Botschafter beim Papst: Tagsüber sitze ich mit den Bauern in der Schenke. „Aber am Abend kehre ich nach Hause zurück und trete in mein Kabinett. Ich lege die Alltagskleidung ab, voll von Staub und Schmutz, und kleide mich in höfische und königliche Kleidung. So würdig angetan, trete ich in die antiken Höfe zu den Alten, … und ich scheue mich nicht, mit ihnen zu sprechen und sie nach den Gründen ihrer Taten zu befragen… Ich versetze mich ganz in sie…“
Kann man den Intellektuellen mit seinem Pathos besser zeichnen? Kann sich der Intellektuelle aufrichtiger selbst charakterisieren? Damals schrieb Machiavelli den „Fürsten“. Und dabei wird klar: Der politische Intellektuelle kann nicht die Welt analysieren und dekonstruieren und gleichzeitig Politik machen. Nach der Oktoberrevolution war Lenin nicht nur Vorsitzender des Rats der Volkskommissare, „Ministerpräsident“, wenn man will. Er schrieb maßgeblich am neuen Parteiprogramm mit und fragte theoretisch nach den „nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“. Er übertrifft an Realismus, Aufrichtigkeit und an analytischer Kraft noch immer seine Genossen. Aber er wird erkennbar zum Ideologen, zum Menschen, der nicht mehr nur konstatiert, nicht mehr in Frage stellt, nicht mehr … [weiterlesen]

Sidi Bouzid meldet sich wieder zu Wort

Der tunesische Aufstand ist noch warm und flammt in Sidi Bouzid wieder auf
10/8/2012 · Von Imed Garbaya
Seit Wochen wird in verschiedenen Regionen Tunesiens Wasser und Strom willkürlich und ohne Vorwarnung mehrere Stunden pro Tag abgedreht. Eine klare Begründung seitens der Regierung gibt es nicht. (Es heißt der Verbrauch sei gestiegen – auf einmal?)
Die leeren und unrealistischen Versprechungen der Regierung und die Verschlechterung der Lage machen die Menschen in Tunesien ungeduldig. Das gilt insbesondere für die Regionen, wo die Bewegung gegen Ben Ali begann (Rdeyef, Sidi Bouzid, ...). Diese Ungeduld entwickelt sich zu einem Protest, der sowohl von den Gewerkschaften als auch von den jungen Revolutionären getragen wird. Sie glauben nicht mehr an „Demokratie“ und „Wahl“- Prozess ohne sozialer Kern und gebunden an amerikanische Bedingungen, sondern richten sich auf einen langen Revolutionsprozess ein. Die Regierung hat bis jetzt nichts in Richtung neue Wege unternommen, um die sozialen Probleme zu lösen oder zu lindern bzw. um neue wirtschaftliche Optionen Richtung mehr Unabhängigkeit von der Ausbeutung durch … [weiterlesen]

Tahrir-Aktivistin und Filmemacherin Amal Ramsis in Assisi

Preisgekrönter Dokumentarfilm “Forbidden”
2/8/2012
Amal Ramsis ist eine bekannte revolutionäre Regisseurin aus Ägypten und gleichzeitig Aktivistin der Tahrir-Bewegung. Sie war an der neuen Oppositionsbewegung, die Ende der 90er Jahre begann und welche den langen Weg bis zum Fall Mubaraks ebnete, beteiligt. Amal Ramsis ist eine Botin des jungen revolutionären linken Mileus Ägyptens, welches die Bewegung vorwärtstrieb. Zudem ist Aktivistin für Frauenrechte.
Samstag, 25. August, 21 Uhr Kino: Forbidden (67min, Arabisch mit englischen Untertiteln) Anschließend Diskussion mit der Regisseurin Amal Ramsis Ägypten zwischen Militär, Islamisten und Tahrir “Forbidden” (2011) ist der vierte Film von Amal Ramsis, nach “In Beirut there is still the sea” (1999), “Only dreams” (2005), “One life” (2008). Der Film ist ein historisches Dokument über die Monate knapp vor dem Aufstand des 25. Januars in Ägypten. Er zeigt die Einschränkungen unter denen die Bevölkerung unter dem Regime von Mubarak zu leiden hatte ebenso wie den aufgestauten Zorn, welcher sich schließlich im Aufstand entlud. Die Protagonisten des Films sind politische Aktivisten und Aktivistinnen wie Arab Lotfi (Regisseurin), Salma Shokralla (Journalistin) … [weiterlesen]

Syrische Kurden als Teil der demokratischen Volksrevolte

31/7/2012 · Antiimperialistische Kordination (AIK)
Wir begrüßen jeden Schritt, der zur Lösung der Kurdenfrage im antikolonialen Sinne des Selbstbestimmungsrechts und der Völkerfreundschaft in der Region führt. Die Kontrolle der PYD über kurdische Gebiete ist eine Folge der Schwächung des Regimes. Die Machtübernahme der PYD geschah dank des syrischen Volksaufstandes gegen die Asad-Diktatur, an dem sich die PYD leider nur am Rande beteiligte.
Allerdings befindet sich die Rebellion mit dem Kampf um die zwei Zentren Damaskus und Aleppo in der entscheidenden Phase. Sie braucht akut Solidarität, denn nicht nur ist der Sieg nicht sicher, sondern noch mehr geht es darum, wer dann die Sieger sein werden. Historische wird die PYD daran zu messen sein, wie sehr die die demokratische Bewegung unterstützt und sich politisch aktiv einbringt. Denn das Selbstbestimmungsrecht will politisch erkämpft sein. Es ist keine Einbahnstraße. Wer dem arabischen Aufstand hilft, dem wird das arabische Volk leichter Rechte einräumen als passiven Nutznießern, die die Macht von Asad in der Not übertragen bekommen haben. Nur so kann die beste Lösung, nämlich eine weitreichende Autonomie im Rahmen des syrischen Staates, erzielt werden. Darüber … [weiterlesen]

Salameh Kaileh: Kollaps des Assad-Regimes steht bevor

OKAZ und Union der Syrer im Ausland feiern Beginn des Ramadan mit Vortrag und Benifiz-Iftar
26/7/2012 · Mohammad Aburous
Salameh Kaileh, ein palästinensisch-syrischer Schriftsteller und politischer Aktivist, hielt am 21. Juli im OKAZ einen Vortrag mit dem Titel „Ziviler Ungehorsam in Damaskus“. Die Veranstaltung war eine Zusammenarbeit zwischen dem OKAZ und der Union der Syrer im Ausland und fand am zweiten Tag des Fastenmonats Ramandan statt. Auf Vortrag und Diskussion folgte ein Benefiz-Fastenbrechen zur Unterstützung humanitärer Hilfsaktionen in Syrien.
Salamaeh Kaileh Wien 21.07.2012
Salameh Kaileh hielt seinen Vortrag im Zeichen der unmittelbar zuvor begonnenen schweren Kämpfe in Damaskus und des Attentats auf hohen Würdenträger des Staates. Die derzeitige politische Situation deutet auf eine baldige Entscheidung des Kampfes hin sowie auf die Möglichkeit eines Sieges des Aufstands ohne ausländische Hilfe. Kaileh sprach von einem internen Wechsel im Apparat selbst, der danach einen Kompromiss mit Teilen der Opposition suchen wird. Gelingt das nicht, so könnte das Land ins Chaos abrutschen. Kaileh sieht in der Bevölkerung und in der Rebellenarmee keine Bereitschaft zum konfessionellen Bürgerkrieg, warnt jedoch vor Kräften, die mit der Unterstützung Saudi-Arabiens und des Westens die Volksrevolte in einen konfessionellen Bürgerkrieg verwandeln möchten. In … [weiterlesen]

"Der Libor"

Staatsmonopolistischer Kapitalismus, Teil 2
25/7/2012 · Von A.F.Reiterer
„Der“ Libor wurde manipuliert! Die Damen und Herren Direktoren wollten sich ein Körberlgeld verschaffen. Große Aufregung darob.
Aber dabei geht unter: „Der“ Libor verdient viel mehr Aufmerksamkeit, wenn er technisch richtig und korrekt berechnet wird. Denn er ist ein wichtiges Instrument der Selbstregierung des internationalen Finanzkapitals, vorbei an der Politik und den Staaten mit ihren letzten Resten von parlamentarisch aufgeputzter Demokratie. „Der“ Libor (London Interbank Offered Rate; Londoner Zwischenbanken-Zinssatz) ist ein System von mehreren Dutzend Zinssätzen in 10 Währungen und 15 Laufzeiten (s.u.) von Krediten, die sich Banken untereinander gewähren. Er ist ein „Indikator, der nicht auf Markttransaktionen, sondern auf Meinungen beruht, was ein Einfallstor für die Manipulationen ist“ (NZZ, 20. Juli 2012). Wir kümmern uns hier nicht sosehr um die kleinen schäbigen Manipulationen, von … [weiterlesen]

Ein Demkratischer Staat Thema in Assisi

17/7/2012 · von Wilhelm Langthaler
Treffen von Protagonisten der Solidaritätsbewegung mit Palästina
Die Unterstützung des palästinensischen Befreiungskampfes war immer im Zentrum des Antiimperialistischen Lagers. Daher wird es auch heuer am Sommerlager in Assisi, Italien, vom 23.-26. August, eine Debatte über die Zukunft der Solidaritätsbewegung mit Palästina geben. Freitag, 24. August, morgens Palästina: die arabische Revolte, der Vorschlag für Einen Demokratischen Staat und die Solidaritätsbewegung Vorsitz: Thomas Zmrzly · Zaher Birawi, führender islamischer palästinensischer Aktivist, London, England · Attia Rajab, Palästina Komitee Stuttgart, Deutschland · Yoav Bar, Initiator der Haifa-Konferenz für Einen Demokratischen Staat in Palästina · Leo Gabriel, Mitglied des internationalen Rats des Weltsozialforums … [weiterlesen]

Obamania

Warum wir antiamerikanisch bleiben
15/7/2012 · Antiimperialistische Koordination
Ein schwarzer Präsident in einem Land, für das die Sklaverei und der Rassismus konstitutiv waren, ist eine Sensation. Wir können die Freude in und die Genugtuung schwarzen Gettos von Harlem über Chicago bis New Orleans nur zu gut verstehen.
Von den europäischen Leitartiklern und Kommentatoren wird die Tatsache, dass es ein Emporkömmling von außerhalb der WASP-Elite (White Anglo-Saxon Protestants) geschafft hat Wahlmonarch zu werden, als Wiederherstellung und Bestätigung des amerikanischen Traums gefeiert. Der Alpdruck der Bush-Jahre sei als gescheiterter Irrweg ausgestanden und das gute, liberale Amerika der unbegrenzten Möglichkeiten melde sich umso frischer und kräftiger zurück. Klar ist, dass es in den Unter- und Mittelschichten eine massive Unzufriedenheit mit dem antisozialen und kriegstreiberischen Kurs der Neokonservativen gab. Man strafte die Republikaner mittels Obama ab. Man darf sich darüber aber nicht täuschen, dass nach wie vor die Mehrheit der weißen Stimmen an das clowneske Duo McCain-Palin … [weiterlesen]

„Für den syrischen Volksaufstand, gegen türkische und westliche Intervention“

Interview mit Sedat Dogan von der „Antikapitalistischen Muslimischen Jugend“ in der Türkei (Teil 2)
14/7/2012 · Von Mustafa Ilhan und Wilhelm Langthaler
Über die Krise der Weltwirtschaft und der EU, die Occupy-Wall-Street-Bewegung, den Konflikt in Syrien und die Rolle der Türkei.
Frage: Was halten Sie von der Finanzkrise, insbesondere in Griechenland? Das Problem der griechischen Finanzkrise sollte man bei den sozio-ökonomischen Beziehungen der Europäischen Union mit ihren Mitgliedsstaaten suchen. Laut dem im Jahr 2009 in Kraft getretenen Lissabon-Vertrag, darf ein Mitgliedsstaat, der durch Naturkatastrophen oder sonstige außergewöhnliche Fälle sich in Schwierigkeiten befindet, mit finanzieller Unterstützung von der EU rechnen. Als im Jahr 2009 die griechische Regierung wechselte, revidierte man die Wirtschaftsdaten der alten Regierung und kündigte an, dass das Haushaltsdefizit 2008 nicht 5% des BIP ausmachte, sondern dass es bei 7,5% zum Liegen kommen würde. Diese Situation führte zu Misstrauen auf den Märkten und entsprechend dem … [weiterlesen]

„Allah, Brot und Freiheit“

Interview mit Abdulkadir Bal von der „Antikapitalistischen Muslimischen Jugend“ in der Türkei (Teil 1)
14/7/2012 · Von Mustafa Ilhan und Wilhelm Langthaler
Am 1. Mai in Istanbul hatte die Antikapitalistische Muslimische Jugend ihren ersten spektakulären Auftritt. Sie beteiligte sich an der Manifestation der Linken und unternahm damit einen Brückenschlag, der bisher noch kaum versucht wurde, geschweige denn gelungen wäre. Wir sprachen mit ihren Vertretern über die Verfälschung des Islam zugunsten der Herrschenden und ihren Versuch die soziale Botschaft des Islam hörbar zu machen.
Frage: Ihr bemüht euch die wahre Bedeutung des Islam den Massen zu vermitteln und zum Wesen des Islam zurückzukehren. Glaubt ihr, dass der Islam von den Herrschenden verfälscht wurde? Unserer Meinung nach wurde der Islam den Massen von den Herrschenden in einer Weise auferlegt, um die unteren Klassen zum Trauern und oberen Klassen zum Lächeln zu bringen. So haben sie die Stimme Allahs von den Armen getrennt. Nach unten rufen sie „sei geduldig“ und nach oben „raub sie aus wie ein geschälte Zwiebel“ [türkisches Sprichwort]. F: Beten, an der Hadsch teilnehmen, Fasten usw. sind die Grundsäulen der islamischen Religion. Seht ihr diese Pflichten mehr als ein Ritual an und stellt die sozialen Aspekte in den Vordergrund? Beten, zur Hadsch gehen, Fasten usw. sind ein … [weiterlesen]

Die Bedürfnisse, die Trends und die Bürokratie

Gesundheitspolitik, Organisation des Lebens und die Zukunft
14/7/2012 · Von A.F.Reiterer
Die Gesundheitsausgaben sollen in Hinkunft nicht stärker steigen dürfen als das BIP. Das lässt ihnen – und uns – der österreichische Gesundheitsminister und seine Umgebung am 14. Juni 2012 als seiner Weisheit letzten Schluss ausrichten. Es ist eine gefährliche Drohung.
7,9 Mrd. €, damals noch als 108,2 Mrd. öS notiert, gab die öffentliche Hand 1990 für Behandlung und Heilung aus, 6,1 % des BIP. 2010, die letzten verfügbaren Daten, waren es 23 Mrd., 8,4 % des BIP. Der Anteil am BIP stieg also um ein starkes Drittel. Die Zahlen sind nicht über jeden Zweifel erhaben; aber das ist ein anderes Problem. Vor fast einem halben Jahrhundert machte der US-Ökonom W. J. Baumol auf eine weit reichende Tendenz aufmerksam: Die Preise von Dienstleistungen steigen im Schnitt deutlich stärker als jene von „materiellen“ Waren. Denn die Produktion von Waren kann vom technischen Fortschritt viel stärker gewinnen als jene von Diensten – die Produktivität steigt also stärker. Weil aber viele Dienste fast unverzichtbar sind, steigt der Anteil der Dienste am … [weiterlesen]

Bürokratie der Weg, Kapitalismus das Ziel

„Innere Abwertung“: die Tagung des Europäischen Rates vom 28. / 29. Juni 2012
4/7/2012 · Von A.F.Reiterer
Lohnsenkung und Drücken des Lebensstandards bis weit in die Mittelschichten hinein hat mittlerweile den harmlosen Namen „Innere Abwertung“ erhalten. Ergänzt soll dies auf regionaler Ebene durch Abwanderung derer werden, die man anderswo noch braucht, die jüngeren und leistungsfähigeren Arbeitskräfte. „Innere Abwertung“ akzentuiert also die Zentrum-Peripherie-Struktur unserer schönen und nicht so neuen Welt.
„Innere Abwertung“ ist ein unerlässlicher Prozess in einem Währungsgebiet mit hohen Produktivitäts- und Wohlstands-Unterschieden. Aber die „Innere Abwertung“ hat in der Euro-Zone nach 1999 nicht funktioniert. Schließlich drängte eine Mehrheit der Griechen, Spanier, Portugiesen und Italiener gerade deswegen in den Euro, im Gegensatz zu vielen Deutschen und Österreichern, weil sie mit ihrem eigenen Zustand und der Regierung und folglich der jeweiligen Landeswährung unzufrieden waren. Sie wollten ihre Lage bessern, nicht verschlimmern – und das schien vorerst auch zu funktionieren: Die Zinsen sanken dramatisch, die Inflationsraten auch, und die Reallöhne verbesserten sich ein wenig. Von „Innerer Abwertung“ war keine Rede. Die Südländer wollten auch nicht abwandern. … [weiterlesen]

Mursi dazwischen

Nimmt der frisch gewählte Präsident den kalten Staatstreich der Armee hin oder stellt er sich auf die Seite der Volksbewegung?
27/6/2012 · Von Wilhelm Langthaler
Eine Woche lang hielt die Wahlkommission des alten Regimes die Ergebnisse der Präsidentenstichwahl unter Verschluss, während sich beide Kontrahenten zum Sieger deklarierten. Die Annahme, dass es hinter verschlossenen Türen zu intensiven Verhandlungen zwischen den Generälen und den Islamisten gekommen wäre, klingt plausibel. Doch wie lautet ihr Deal? Und werden sich die Partner so wenig daran halten, wie sie es bis jetzt getan haben?
Es liegt nahe, dass der Militärrat (SCAF) ernsthaft erwogen hatte, ihren Kandidaten Shafiq zum Präsidenten zu küren. Zumindest wollten sie das glauben machen, um Verhandlungsmasse und Druckmittel gegen die Muslimbrüder in der Hand zu haben. Doch Shafiq quasi als gewähltem Thronfolger von Mubarak die Krone aufzusetzen, hätte das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn das wäre nichts weniger als die Vollendung des Verfassungsputsches gewesen, den die Generäle im Vorfeld der Kür Mursis schrittweise durchgezogen hatten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre damit eine abermalige Tahrir-Bewegung, ein richtiggehender Volksaufstand provoziert worden, der sehr viele Islamisten auf die Seite der Revolutionäre gezogen und die Gesellschaft noch weiter aufgewühlt hätte. Ein Szenario, dass … [weiterlesen]

Die Oligarchie kann nicht mit dem Stimmzettel besiegt werden

Der Kampf um die Macht des Volkes geht über die Straße
26/6/2012 · Von Wilhelm Langthaler
Alle jene, die auf der Seite der Subalternen stehen, hatten (berechtigterweise) auf einen Wahlsieg von Syriza gehofft. Tatsächlich ist das ausgezeichnete Ergebnis für das „Bündnis der radikalen Linken“ ein starkes Signal sowohl an die Eliten als auch an die europäische Bevölkerung. Doch zeigt es gleichzeitig auch die Grenzen.
1) Wer A sagt will B keinesfalls sagen Die Wahlergebnisse kann man in gewisser Weise als Pattsituation interpretieren. Auf der einen Seite steht die Mehrheit der Bevölkerung entschieden gegen das von der Troika diktierte Hungerprogramm. Auf der anderen Seite wollen sie keinen radikalen Bruch mit der Herrschaft der Oligarchie. Sie sind sich der Konsequenzen der Ablehnung des Austeritätsprogramm nicht bewusst oder sie scheuen davor zurück. Ausdruck dessen ist der mehrheitliche Wunsch nach dem Verbleib in der Eurozone, den auch Syriza proklamiert hat. Das ganze Programm von Syriza ist von diesem Widerspruch durchdrungen. 2) Euro-EU versus nationale Volkssouveränität Kern von Syrizas Konzept ist das „soziale Europa“, wie es von einem guten Teil der europäischen Linken … [weiterlesen]
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