Nein zur Militärintervention gegen Libyen!
Die Befreiung muss das Werk des libyschen und arabischen Volkes selbst sein
19/3/2011 · Antiimperialistische Koordination (AIK), Initiativ e.V. Duisburg
Der auf Betreiben der Westmächte gefasste UN-Beschluss zum Angriff auf Libyen hat einen klar neokolonialen Charakter. Es geht darum, in eine Situation des Bürgerkriegs von außen einzugreifen, um letztlich ein prowestliches Regime zu installieren. Und noch wichtiger: die antiimperialistische Dynamik der demokratischen Revolutionen zu stoppen.
Das Gerede von der Unterstützung der Demokratiebewegung ist absolut lächerlich. Das sieht man am besten am Beispiel der arabischen Golfstaaten. Diese schlagen gerade die Demokratiebewegung in Bahrain im Namen von (kapitalistisch-imperialistischer) Ordnung und Stabilität blutig nieder. Sie sind sich aber nicht zu blöd, im Namen des libyschen Volkes die arabischen Marionetten für den westlichen Angriff abzugeben. Der Westen selbst ist nicht weniger verlogen. Jahrzehntelang unterstützte, ja züchtete er arabische Diktaturen, um die Region unter Kontrolle zu halten. Bis zum bitteren Ende hielt man an Mubarak, Ben Ali & Co fest. Der schlimmsten Diktatur der Region überhaupt, Saudi-Arabien, hält man unverdrossen die Stange.
Selbst mit Gaddafi hatte man Frieden geschlossen, wunderbare …
[weiterlesen]Saudische Konterrevolution in Bahrain
Der Westen lässt Killer-Monarchen am Golf gewähren, während er sich in Libyen als Freund der Demokratie gebärdet
16/3/2011 · Antiimperialistische Koordination
Nach einem Monat der Massenproteste in der alten linken Hochburg am Golf drohte der Repressionsapparat des selbsternannten Königs zusammenzubrechen. Mit dem Rücken zur Wand rief er das Kriegsrecht aus und „lud“ kurzerhand Saudiarabien ein, Truppen zu schicken. Dabei geht es nicht nur darum die demokratische Massenbewegung niederzuschlagen, sondern auch ein Übergreifen auf den Hort der arabischen Reaktion, das Königreich der Sauds, zu verhindern.
Am 14.3.11 marschierten rund 1.000 saudische Truppen sowie nochmals 500 Polizisten aus anderen Golf-Emiraten in die Hauptstadt Manama ein. Sie bezogen Stellung vor hoheitlichen Gebäuden und anderen Einrichtungen öffentlichen Interesses. Sie werden von der Mehrheit der Bevölkerung als Besatzer angesehen. Mit diesen im Rücken begann die gewaltsame Auflösung der Proteste mit bis dato einem halben Dutzend Toten. Das Signal ist deutlich: der Tyrann wird gehalten, wenn nötig auch mittels eines Blutbades.
Neben der offenen Gewalt spielt die Oligarchie – die regionale genauso wie die globale mit ihrem erdrückenden Medienapparat – eine zweite Karte, nämlich die konfessionelle. Während die Herrscher und die Privilegierten Sunniten sind, gehört die unterdrückte Mehrheit der …
[weiterlesen]Solidarität für die BDS - und Friedensaktivisten in Frankreich
16/3/2011
Verhandlung von vier Aktivisten der französischen BDS Kampagne am 17 März 2011 in Bobigny (bei Paris)
Am 17. März ist der Gerichtssaal von Bobigny Schauplatz eines traurigen Theaterstücks: der Prozess von 4 Aktivisten der "Boykott - Investitionsentzugs - Sanktionen" Kampagne in Frankreich. Sie sind wegen des Aufrufs zum Boykott von Waren aus den palästinensischen militärisch besetzen Westjordanlands und des Aufrufs für Sanktionen gegen den Staat Israel
angeklagt. Die Antiimperialistische Koordination erklärt ihre Solidarität für die vier Angeklagten.
Die Straffreiheit des israelischen Staates und ihrer Führer muss aufhören!
Die illegale Besatzung und Kolonisierung der palästinensischen Gebiete und die Blockade von Gaza, sowie die illegale Verhaftung der palästinensischen Friedensaktivisten, die Nichtachtung des internationalen Rechtes muss ein Ende haben!
Das …
[weiterlesen]Ägyptische Bewegung kennenlernen, Revolutionäre unterstützen
Aufruf zur Solidaritätsreise
13/3/2011
Der Volksaufstand in Ägypten hat mit enormer Wucht nicht nur den Diktator hinweggefegt, sondern die ganze Region in Aufruf versetzt. Doch das Ziel war nicht nur Mubarak loszuwerden. Trotz des Fehlens einer klar strukturierten politischen Führung wollen die Volksmassen das gesamte Regime, das System Mubarak, stürzen.
Keine einfache Aufgabe: Mubarak war vielleicht der wichtigste Diktator im Dienste des Westens. Sein System, das noch immer herrscht, hat den Neoliberalismus am Nil durchgesetzt: Dutzende Millionen in entsetzliche Armut gestürzt, während sein Hofstaat im Luxus lebte; den Konflikt zwischen Moslems und Christen im Sinne von Teile und Herrsche geschürt; das israelische Hungerembargo gegen Gaza mitbetrieben; die USA immer und überall unterstützt und für sie gefoltert.
Nun sind die Volksbewegungen für Demokratie dabei die gesamte neokoloniale Architektur des Nahen Ostens zum Einsturz zu bringen. In einem gewissen Sinn setzen sie die Antiglobalisierungsbewegung und den Widerstand gegen das American Empire auf viel breiterer Ebene fort. Nicht nur in Tunesien und Libyen, sondern durch …
[weiterlesen]Boykottiert Israel!
11/3/2011
Warum Apartheid, warum Boykott? Damals Südafrika, heute Israel!
Israel – warum Apartheid?
Israel wurde auf Kosten der palästinensischen Bevölkerung errichtet. Die große Mehrheit der Palästinenser wurde aus ihren Dörfern und Städten vertrieben, bevor Israel gegründet wurde. Heute leben 6 Millionen Flüchtlinge in Lager eingepfercht und rund um die Welt verstreut. Israel verbietet ihnen die Rückkehr in ihre Heimat. (1)
Denn Israel geht es nicht um Recht. Ein Russe, Amerikaner oder Deutscher jüdischer Abstammung kann jederzeit nach Israel auswandern und die Staatsbürgerschaft erhalten. Die Flüchtlinge aber sollen auf ewig im Exil leben, und die verbliebene arabische Minderheit in Israel soll, um geduldet zu werden, ihre Loyalität einem explizit jüdischen Staat schwören – was immer das heißen mag.
„Palästinenser raus aus …
[weiterlesen]„Stunde der Befreiung“ - ein Beitrag zum 100. Internationalen Frauentag
9/3/2011 · Österreichisch-Arabisches Kulturzentrum (OKAZ)
Zum Auftakt des hundertsten Internationalen Frauentags präsentierte das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum (OKAZ) die arabische Feministin aus dem Libanon Henny Srour und ihren Film „Stunde der Befreiung“, der eine vergessene arabische Revolution behandelt, die besonders in der Frauenfrage den anderen linken Bewegungen der Siebziger einige Schritte im Voraus aus.
Die heute 65-jährige Henny Srour ist eine der ersten Filmemacherinnen aus der Dritten Welt. Ihr Film „Stunde der Befreiung“, der 1974 zu einem der Klassiker des revolutionären Kinos wurde, behandelt die bewaffnete sozialistische Revolution in Dhofar (1965-1975 im Westen des heutigen Oman) gegen den feudalen Sultan und die westliche Dominanz im Golf.
Srour erzählte, wie sie auf ihrer Suche nach einer linken Guerilla-Bewegung mit klarer Position zur Frauenfrage auf Vertreter der „Volksfront zur Befreiung des Besetzten Arabischen Golfs“ stieß und die Idee des Filmes geboren wurde. In der einzigen Filmaufnahme aus der befreiten Zone dokumentiert Srour, wie in einem Gebiet, wo fast Steinzeitverhältnisse herrschen, auch Feminismus möglich ist. Sie präsentierte die Schule der …
[weiterlesen]Entsorgung à la SPÖ
8/3/2011
Leserkommentar in Verteidigung der Wehrpflicht
Die SPÖ zeigt in dieser Debatte wie selten zuvor ihre völlige Abhängigkeit von wohl nur vermeintlich wahlerfolgsversprechenden populistischen Forderungen, bei der sie gleich mehrere Grundsätze auf einmal entsorgt. Sie bricht damit nicht nur mit jeglicher historischen Kontinuität, bei der doch (wenn auch eigentlich nur von Teilen und schon gar nicht der Parteiführung) der erste bewaffnete Widerstand in Europa gegen den Faschismus Teil dieser Tradition war, und der steht halt im engen Zusammenhang einer nur dem abgehalfterten Adel u. dem Großkapital verpflichteten Berufsarmee. Daher kommt auch heute nicht mal mehr aus der 3.Reihe einer SJ der Hinweis, dass wir zwar noch nicht wissen, ob Gaddafi wirklich Bomben auf Demonstranten werfen läßt, aber sehr wohl der Dollfuß die …
[weiterlesen]Jugoslawien nicht vergessen
Der Nato-Krieg als Geburtsstunde des humanitären Imperialismus
8/3/2011 · Von Antiimperialistische Koordination (AIK)
Wien: Kundgebung 11.3., Diskussion 12.3.2011
Vor 12 Jahren, im März 1999, begann die Nato ihren Angriffskrieg auf Jugoslawien. Es war der Höhepunkt einer langjährigen Kampagne gegen einen Staat, der sich nicht der Neuen Weltordnung der USA unterordnen wollte. Dieser Widerstand war nur möglich durch ein Volk, durch eine Massenbewegung (so passiv sie über gewissen Passagen auch war), die vermutlich über einige Jahre die Bevölkerungsmehrheit repräsentiert haben mag.
Damals war die Hegemonie der Neuen Weltordnung (die sich noch nicht offen als American Empire deklariert hatte) noch ungebrochen. Die westliche Propaganda war so erfolgreich, senkte sich so tief in die Gehirne ein, dass das Narrativ bis heute wirkt: Großserbische Nationalisten überziehen Jugoslawien mit Völkermord gegen die die Nato aus humanitären Gründen …
[weiterlesen]NATO-Aggression und Siegerjustiz: Das Völkerrecht verteidigen!
Zum Jahrestag des Kriegs gegen Jugoslawien
3/3/2011
Protestkundgebung: Freitag, 11. März 2011 und Podiumsdiskussion am Samstag, 12. März 2011 Wien
Das ‚Tribunal‘ ist illegal, weil es unter Verstoß gegen die UN-Charta geschaffen wurde. Es ist keine Institution des Rechts, sondern ein Instrument der NATO-Kriegspartei: zur Legitimation der Zerschlagung Jugoslawiens und des NATO-Bombenkrieges 1999. Zur Legitimation und Absicherung ihres 2001 herbeigeführten ‚Regime Change‘. Zur permanenten politischen Erpressung und Verewigung der Besetzung des Balkan.
Ad-hoc-Tribunale sind als Sondergerichte ein Widerspruch zum Grundsatz der Rechtsgleichheit und dienen der Zerstörung des Völkerrechts. Dies gilt ebenso für das Sondertribunal zu Ruanda und das in jüngerer Zeit geschaffene Sondertribunal zum Libanon, die dem freien Zugang des Westens zu den Rohstoffen im Kongo bzw. dem Schutz der israelischen Apartheid-Politik dienen. …
[weiterlesen]Jordanien: Die Lektion der Revolution nicht verstanden
Überlegungen zu den Lehren aus den Revolutionen in Tunesien und Ägypten - Zur Situation in Jordanien
1/3/2011 · Von Hisham Bustani
Es scheint, als hätten die Intellektuellen und Oppositionseliten sowohl in Jordanien als auch insgesamt im arabischen Raum die Lektionen der tunesischen und ägyptischen Revolutionen nicht gelernt, was die große Kluft zwischen diesen Eliten und dem „Volk“, das sie immer gefeiert haben, zeigt.
Beispielsweise haben diese Eliten nie eine revolutionäre Theorie vertreten oder zur Verfügung gestellt, wie dies bei der französischen (1789) und russischen (1917) Revolution der Fall war.
Die Eliten sind auch daran gescheitert, irgendeinen organisatorischen Hebel zu bilden, der den Zustand des stillen Protests in eine offene, totale Explosion umwandeln würde: In Tunesien und Ägypten fand der Übergang von der Stille zur Explosion größtenteils subjektiv statt, während die Hebel vollständig subjektiv waren.
Diese Eliten sind selbst daran gescheitert, das Potential der Menschen vorherzusehen oder auch nur zu analysieren, die Bewegungsabläufe, Toleranzgrenze, den Punkt der Explosion, die Faktoren, die zum Punkt ohne Umkehr führten.
Niemand hat die Ereignisse von Tunis …
[weiterlesen]Auch in Oman schießt die Polizei scharf
Schüchtern, jedoch bestimmt, geht es auch in Oman los..
27/2/2011 · Antiimperialistische Koordination (AIK)
Zwei Tote kosteten die ersten Protestaktionen im Oman, als hunderte Protestierende sich in der omanischen Stadt Sohar nordwestlich von Muskat versammelten und politische Reformen im vom Sultan Qabus despotisch regierten Land forderten. Die omanische Polizei reagierte mit Tränengas und Geschoßen, bevor die Aktion niedergeknüppelt wurde. Es gab zwei Tote und mehrere Verletzte. Kurz darauf griffen junge Demonstranten offizielle Gebäude an und setzten Regierungsautos in Brand. Die Demonstranten zogen zu einem Platz, den sie in „Reformplatz“ umbenannten. Einheiten der Armee bewegten sich in Richtung Sohar, während sich die Polizei vom Ort des Geschehens zurückzog.
Wie in anderen Golfstaaten, versuchte der Sultan Qabus die Opposition mit kosmetischen Reformen wie Lohnerhöhungen und Steuersenkungen zu beschwichtigen. Am Samstag, 26. Februar, wechselte er auch einige Minister aus. In Muskat fanden letzte Woche die ersten Proteste statt. Bei einer Kundgebung, die von Internetforen organisiert wurde, forderten die Demonstranten Reformen. Sie forderten Maßnahmen gegen die Korruption im Staatsapparat und gegen die Teuerung und eine Verbesserung des Sozialsystems. Auch Reformen im Bildungs- und Gesundheitswesen waren auf der Forderungsliste der Demonstranten. Politisch forderten sie mehr Kompetenzen und Entscheidungsmacht für den Schoura-Rat sowie eine Reform der Kandidatur- und Wahlkriterien, damit der Rat repräsentativer und kompetenter sein kann. …
[weiterlesen]Wieder Tote in Tunesien: Das Regime schlägt nach Atempause zurück
Ende der Romantik im Arabischen Raum
27/2/2011 · Antiimperialistische Koordination
Fast zeitgleich zur Räumung des Kairoer Tahrir-Platzes Freitagabend, 25. Februar, räumten die Sicherheitskräfte und die Armee des tunesischen Regimes die Kundgebung vor dem Regierungssitz am Qasba-Platz in Tunis. Ein großes Polizeiaufgebot griff die hunderttausend friedlichen Demonstranten an und brachte sie auseinander. Es gab einen Toten und mehr als 100 Verletzte. Am folgenden Tag wurden beim erneuten Ausbrechen der Proteste weitere drei Personen von der Polizei ermordet. In einer neuen Verhaftungswelle wurden über 100 Aktivisten von den Sicherheitskräften verschleppt. Das Regime in Tunesien hat offensichtlich Atem eingeholt und schlägt zurück. Mitten in diesem Wirbel trat am 27. Februar Ghanouchi selbst als Premierminister zurück!
Kein Teilnehmer oder Sympathisant der Demokratiebewegung in Tunesien machte sich die Illusion, dass das Regime nach dem Abgang Ben Alis ansatzweise zu politischer und wirtschaftlicher Reform bereit ist. Die Armee hat die Massenbewegung daran gehindert, den staatlichen Apparat völlig zu zerlegen. Die niedergeschlagenen Sicherheitskräfte Ben Alis wandelten sich in Plünderer und Mörder um, um durch Terror ein Bedürfnis nach „Stabilität“ und „Sicherheit“ zu kreieren. Kaum saß die umbenannte Partei des Regimes mit der alten domestizierten „Opposition“ wieder in der Regierung, zogen die Verbrecher wieder die Uniformen an und schossen als Polizisten in die Menge.
Die Dauerkundgebung vor dem Regierungssitz fordert den Rücktritt der Regierung von Ghanouchi und eine …
[weiterlesen]Demonstrationen ohne Führung und eine selbstverwaltete Besetzung
Die Innovationen des ägyptischen Volksaufstands
27/2/2011 · Yasser Abdallah – Kairo
Seit dem Abgang Mubaraks konzentrieren sich die arabischen und internationalen Medien auf die Rolle der virtuellen sozialen Netzwerke und der modernen Kommunikationsmittel im ägyptischen Volksaufstand und vergessen dabei absichtlich die anderen revolutionären Innovationen der Ägypter im Kampf gegen den Diktator, ein Kampf, der auf der Basis der Spontaneität und Freiwilligkeit geführt wurde. Die wichtigsten Innovationen sind, nach Meinung des Autors, die Demonstrationen, die ohne hierarchische Führung verliefen, sowie die selbstverwaltete Dauerkundgebung am Tahrir-Platz.
Taktik des „Black Block“
Die Taktik des Black Block tauchte zum ersten Mal im Deutschland der Achtziger in der Antinuklearbewegung auf. Sie beruht auf der Ansammlung von Demonstranten in großen Blöcken, wo sie sich durch schwarze Bekleidung und Masken von den übrigen Demonstrationsteilnehmern differenzierten. Die Teilnahme am Black Block ist freiwillig und der Modus Operandi schließt die Existenz einer zentralen Führung aus.
Im Gegensatz zu den früheren Demonstrationen in Ägypten, die von Parteien und politischen Organisationen organisiert wurden, hatten die Demonstrationen des Volksaufstands einen spontanen Charakter, was Mobilisierung und Bewegung betraf. Niemand fragte nach der Person und der politischen Identität des Nachbarn. Die erste Millionenmobilisierung am 28. …
[weiterlesen]Armee überrollt Demonstranten
Das ägyptische Regime zeigt sein einzig mögliches Ich
26/2/2011 · Antiimperialistische Koordination (AIK)
Jetzt ist es so weit: Das Tauwetter zwischen Volk und Armee ist vorbei. Die ägyptische Armee pulverisierte die Demonstranten am Tahrir-Platz.
Am Freitagnachmittag, 25. Februar versammelten sich hunderttausende Ägypter am Kairoer Tahrir-Platz, um die Forderungen des Volksaufstands nach politischer und wirtschaftlicher Reform Nachdruck zu verleihen.
Zur Demonstration hatte der „Koordinationsrat des Aufstands vom 25. Jänner“ aufgerufen. Die Demonstranten forderten vor allem den Rücktritt der Regierung von Ahmad Shafiq, die noch vom Diktator Hosni Mubarak eingesetzt und vom regierenden Militärrat beibehalten wurde, die sofortige Freilassung der politischen Gefangene sowie gerichtliche Prozesse gegen jene, die für die Gewalt gegen die Demonstranten verantwortlich sind. Die Opposition wollte den Tahrir-Platz, der vor zwei Wochen von der Armee geräumt worden war, als Brennpunkt des Dauerprotestes wiedergewinnen.
Am Abend versperrte die Armee die Straßen zum Tahrir-Platz und forderte die Demonstranten auf, das Ausgangsverbot einzuhalten und den Platz zu räumen. Die Demonstranten brachten ihre Entschlossenheit zum Ausdruck, …
[weiterlesen]Libyen: Volksaufstand für Demokratie von des Westens Gnaden?
25/2/2011 · Willi Langthaler
Ja zur Volksmacht von Benghazi, nein zu Sanktionen geschweige denn Militärinterventionen
Auf die demokratische Bewegung in Nahost angesprochen meinte Arundhati Roy, eine der intellektuellen Ikonen des Widerstands gegen die Globalisierung, dass man angesichts der Unterstützung durch die westlichen Medien fast Angst bekommen müsse.
Bei der ägyptischen Bewegung taten sich die Regime des Westens noch sehr schwer, denn Mubarak war weltweit einer ihrer wichtigsten Diktatoren. Milliarden an Militärhilfe für den arabischen Beschützer Israels flossen jährlich an den Nil. Im Gegenzug ließ Washington nach dem neoliberalen Prinzip Folter nach Kairo auslagern. Bei Tunesien hatten die Herren der Welt, die sich gerne als Gralshüter der Demokratie gerieren, angesichts der Wucht der Volksbewegung schon eingeschwenkt, da hielt die ehemalige Kolonialmacht noch immer ihre schützende …
[weiterlesen]Für den Volksaufstand gegen Gaddafi!
24/2/2011 · Antiimperialistische Koordination
Der unerwartete Aufbruch in der arabischen Welt geht weiter. Gegenwärtig werden nun auch in Libyen die Türen der Zukunft aufgestoßen – der Wüstenstaat zwischen Ägypten und Tunesien wird seit 42 Jahren von einem Despoten regiert, der seinen sechs Millionen Bürgern weder soziale noch freiheitliche Grundrechte zugesteht.
Gaddafi: Kein Antiimperialist, kein Revolutionär
Spätestens seit 2003 ist der 1969 an die Macht geputschte Muammar Gaddafi offen in das Lager der westlichen Vorherrschaftsbestrebungen über die arabische Welt übergelaufen. Während die US-Bomber den Irak verwüsteten verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, im Kampf gegen „Terror“ hilfreich sein zu können und wurde von da an von Blair, Sarkozy und Berlusconi hofiert.
Seine Hauptleistungen sind: Stabilität garantieren, die afrikanischen Flüchtlinge in die Sahara zurückschicken, Öl und Gas zu liefern, Waffendeals abzuschließen und sein Land für Investitionen öffnen. (Die EU, vor allem Großbritannien, hat ihrem Jahresbericht zufolge 2009 allein Waffen im Wert von 344 Mio. Euro an Libyen verkauft).
Solidarität und …
[weiterlesen]Indien: Fact-Finding-Mission von Sumud
21/2/2011 · Von Sebastian Baryli
Flächendeckende Landvertreibungen, brutalster Neoliberalismus und Polizeiwillkür: die Situation in Indien hat nur wenig mit den Mythen der "Great Democracy" und "Shining India" zu tun. Im Rahmen einer Fact-Finding-Mission vom 4. bis zum 14. Februar 2011 setzte sich Sumud mit den Widerstandsbewegungen am Subkontinent auseinander. Die zentralen Fragestellungen richteten sich vor allem auf die Vertreibungungspolitik, die Special Economic Zones (SEZ) sowie das Vorgehen von Polizei und Spezialeinheiten. In den Volkskämpfen nimmt die Urbevölkerung - die sogenannten Adivasi - eine besondere Stellung ein.
Zwei Teams besuchten neben Delhi die Staaten Westbengalen, Jharkhand, Andhra Pradesh und Chhattisgarh. In Gesprächen mit zahlreichen Organisationen vor Ort konnte sich Sumud ein umfassendes Bild von der Situation machen:
1. Das wesentliche Problemfeld, das Ausgangspunkt der Widerstandsbewegungen ist, ist die Frage der Beschlagnahmung von Land. Die Regierung zieht das Land ein, um es privaten Firmen zur Verfügung zu stellen. Den Bauern wird zwar eine kleine Kompensation gezahlt, doch gleichzeitig wird ihnen damit langfristig die Lebensgrundlage entzogen. Dem Gesetz nach dürften solche Landenteignungen nur im Interesse öffentlicher Einrichtungen wie etwa Eisbahnen u. ä. stattfinden. Tatsächlich wird dies aber im Interesse privaten Profitstrebens vollzogen. Vor allem in Gesprächen …
[weiterlesen]In Jordanien schickt der Staat seine Schläger vor
Freitagsdemonstrationen mobilisieren Tausende, darunter auch die Opposition
20/2/2011 · Antiimperialistische Koordination
In Mauretanien, Algerien, Bahrain und auch Saudi Arabien gehen die Massen auf die Straßen, um gegen die soziale und politische Misere zu protestieren. Die Mauern der Angst gegenüber den Schreckenregimes scheinen abzubröckeln. Die Regime spüren die Veränderung und versuchen vorbeugend soziale Konzessionen an die Bevölkerung zu machen. Auch in Jordanien baut sich langsam eine Demokratiebewegung auf.
Der Volksaufstand in Tunesien hat Auswirkungen auf die gesamte Region. In den arabischen Staaten, wo neoliberale Wirtschaft Hand in Hand mit politischer Repression zu Massenverarmung und Mafia-artigen Regime-Strukturen führen, werden die Proteststimmen immer lauter. Der Fall von Ben Ali zeigt, wie zerbrechlich so ein Polizeistaat sein kann. Innerhalb von weniger als einem Monat folgte der Sturz von Mubarak. Wenn das kleine Land Tunesien das große Ägypten in Bewegung setzen konnte, so hat der Sieg des Volksaufstands im Herzen des arabischen Raums, in Ägypten, ein politisches Erdbeben im arabischen Raum ausgelöst.
In Mauretanien, Algerien, Bahrain und auch Saudi Arabien gehen die Massen auf die Straßen, um gegen die soziale und politische Misere zu protestieren. Die Mauern der …
[weiterlesen]Forderungen des Bundes Junger Revolutionäre
Ägypten: Aus dem Magma bilden sich langsam Strukturen heraus
18/2/2011 · Von Aug und Ohr
In Ägypten ist ein „Bund Junger Revolutionäre“ dabei, einen Forderungskatalog auszuarbeiten. Die ersten fundamentalen, an das Militär gerichteten Forderungen wurden in einem Dokument zusammengefaßt, das sich „Volkskommuniqué Nr. 1“ nennt.
Darin wird die Auflösung des am 29. Januar eingesetzten Kabinetts sowie des Parlaments gefordert, dessen Zusammensetzung im vergangenen Jahr durch Wahlbetrug zustandegekommen war, wie im Kommuniqué betont wird. Hier kollidiert ein Teil der Forderungen der oppositionellen Aktivisten mit der einseitig aufoktroyierten Militärregierung und der damit verbundenen Liquidierung des Parlaments: Ablehnung des Scheinparlaments contra Liquidierung des letzten Anscheins von Parlamentarismus.
In Punkt 2 fordert die aus Akademikern, Bloggern und Angehörigen der Mittelschicht zusammengesetzten Formation die Bildung eines aus 5 Mitgliedern bestehenden provisorischen Präsidentschaftsrates, davon sollen 4 Zivilpersonen sein, einer ein Militär.
Sie fordern in Punkt 3 die Bildung einer …
[weiterlesen]Bahrain: Mit Explosivgeschossen gegen Demonstranten
16/2/2011 · Antiimperialistische Koordination
Zwei Tote hinterließ der bahereinische „Tag des Zornes“, der nach dem Modell der ägyptischen Proteste von der bahareinischen Opposition ausgerufen wurde. Im kleinen Inselemirat, das sich im Jahr 2002 zu einem Königsreich deklarierte und konstitutionelle Monarchie versprach, regiert die Familie Khalifah. Die schiitische Mehrheit des Landes wird politisch und wirtschaftlich weitgehend marginalisiert. Bahrain galt bis in die Neunzigern Jahren als das Land mit der höchsten Anzahl von politischen Gefangenen bezogen auf die Bevölkerungszahl. Von seinen 250 000 Einwohnern saßen 10 000 im Gefängnis.
Bei den Demos am Montag, die von mehreren zivilgesellschaftlichen Initiativen ausgerufen wurden, forderten die Demonstranten eine neue Verfassung des Landes, in der die Diskriminierung der untervertretenen Schiiten aufgehoben wird. Sie forderten die direkte Wahl des Premierministers, die Zulassung der politischen Parteien und die Freilassung politischer Gefangene.
Durch die brutale Herangehensweise der Polizei wurden Duzende verletzt und ein Zwanzigjähriger durch Feuergeschosse getötet. Am Dienstag kam es beim Begräbnis erneut zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Es gab einen weiteren Toten, der von einem Explusivgeschoß der Polizei getroffen wurde.
Die Ereignisse in Tunesien und Ägypten ermutigten die demokratischen Kräfte in mehreren arabischen Ländern, auf die …
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