Die Oase von Jemna liegt im Süden Tunesien nahe Kebili und Douz. Sie wurde von den französischen Kolonisatoren ihren ursprünglichen Eigentümern gewaltsam entrissen und von einer französischen Firma bewirtschaftet. Nach der Unabhängigkeit Tunesiens wurde die Oase verstaatlicht und trotz der Proteste der Bewohner an die tunesischen Milchfirma Stile abgegeben. Nach der Privatisierung von Stile wurde die Oase an Regime-nahe Personen für einen Spottpreis verpachtet.
Die Proteste der Bewohner kulminierten in der Übernahme der Oase durch eine Massenkundgebung im Kontext des Aufstands gegen Ben Ali im Jahr 2011.
Die Bewohner gründeten eine Gesellschaft, die die Oase gemeinschaftlich verwaltet. Das Einkommen betrug das Zehnfache des alten Pachtvertrags des korrupten Ben Ali-Regimes und wurde von der Gesellschaft in Infrastruktur und Sozialprojekte für die Bevölkerung investiert. Zu den ursprünglichen 10800 Dattelpalmen wurden 2000 neue gesetzt. Aus dem Ertrag baute die Gesellschaft einen neuen Markt für Datteln sowie zwei neue Klassen und eine Klinik in der Ortsschule. Sie renovierte das örtliche Stadion und die Ortsmoschee, stellte einen Krankenwagen für das Behindertenzentrum zur Verfügung und unterstützte mehrere örtliche und regionale soziale Organisationen. Das Experiment von Jemna ist ein Vorzeigebeispiel von wirtschaftlich rentabler Arbeiterselbstverwaltung.
Dieses Experiment wurde nach 2011 von der tunesischen Regierungen angefeindet, welche die Oase an den ehemaligen Pächter zurückzugeben versuchte. In einem neuen Eskalationsschritt fror die tunesische Regierung die Konten der Jemna-Gesellschaft sowie aller Händler, die Datteln aus Jemna gekauft hatten, ein.
Die Gesellschaft zum Schutz der Oasen von Jemna führt heute einen Kampf für Arbeiterselbstverwaltung, gegen die Privatisierungsdoktrin sowie gegen die Rückkehr der alten Vetternwirtschaft des Ben Ali-Regimes. Ihr Vertreter Tahar Tahri ist am 9. Dezember in Wien im OKAZ zu Gast und wird über den Experiment von Jemna erzählen.
Eine Kooperationsveransaltung mit dem „Tunesischen Haus in Österreich“