Am Wiener Schwedenplatz versammelten sich Dutzende Aktivisten und solidarische Menschen zur Kundgebung zum zehnten Jahrestag der palästinensischen Intifada. An der von der Initiative Gaza Muss Leben aufgerufenen Kundgebung nahmen Vertreter mehrerer arabischer, islamischer und österreichischer Gruppen teil, die ihre Solidarität mit den Palästinensern und ihre Verurteilung der israelischen Aggressionen und Blockaden zum Ausdruck brachten. Das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum (OKAZ) lieferte einen ausgefallenen Beitrag in Form einer Kulisse, in der das Alltagsleben der Palästinenser in den besetzten Gebieten geschildert wurde. Stacheldraht, eine Straßensperre und Stopp-Schilder wurden aufgestellt. An der Sperre standen und saßen teils gelangweilte, teils verspannte „Soldaten“, die das Passieren von „Palästinensern“ regulierten. Angelehnt an den täglichen Berichten, Videoaufnahmen und Facebook-Bildern israelischer Soldaten wurden Szenen von Schikanen und Menschenrechtsverletzungen, denen die Palästinenser täglich ausgesetzt sind, nachgestellt: Es wurde an die palästinensischen Frauen erinnert, die ihre Kinder an den Schranken gebären mussten, als die Soldaten sie nicht zum Entbinden ins Spital durchließen. Das Straßentheater stellte auch die kranken bzw. alten Menschen dar, die lange vor den israelischen Sperren warten mussten. Auch das Umgehen der Besatzungssoldaten mit Jugendlichen und Studierenden wurde präsentiert. Präsentiert wurde dieses Konzept zum ersten Mal 2009 im Rahmen der Proteste gegen den „Tel Aviv Beach“ am Wiener Donaukanal, wo ein „Gaza Beach“ am anderen Ufer das Gegenbild zum sonnigen Strandaufenthalt abgegeben wollte. Dieser zweite Auftritt der OKAZ-Straßentheatertruppe ging über die Improvisation hinaus und war in der Lage, Bilder zu bieten, die vom Passanten leichter in Erinnerung gerufen werden konnten. Der Höhepunkt war das Rekonstruieren einer Szene, wo israelische Soldaten ein palästinensischer Geiger zwangen, für sie zu spielen. Dieses Bild, das seinerseits medial einen Skandal ausgelöst hatte, weil es an Bilder aus dem Dritten Reich erinnerte, wurde ebenfalls in Erinnerung gerufen. Die Gruppe gab ihren Senf dazu: Hier unterbrachen die „Soldaten“ die traurige Musik und stimmten auf Hebräisch „Havenu Shalom Alejchem“ [deutsch: Wir wünschen Frieden für alle]. Die Absurdität und der Zynismus der zionistischen Besatzungslogik bietet unendlich viel Satirematerial an. Die OKAZ-Strassentheatertruppe ist ein offenes Konzept, das alle Interessierte zur Teilnahme in jeder Form einlädt. In den Zeiten des Rückgangs der Massendemonstrationen soll Solidarität kreativer bunter und lauter werden denn je.