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Alexander van der Bellen – die Dritte Republik und ihre Machtgelüste

24/2/2017 · Von Albert F. Reiterer
Schuschnigg in Berchtesgaden und der Bundespräsident in Brüssel / Strassburg
„Kleinstaaterei … Verzwergung … die Macht unserer großen europäischen Gemeinschaft“ … usw. (Wiener Zeitung, 15. Feber 2017). Es ist nicht Schuschnigg, der hier vor Hitler in Berchtesgaden auf den Knien liegt. Das erkennt man daran, dass die Macht Europas, nicht des Deutschen Reichs, angerufen wird. Es ist Alexander van der Bellen, welcher am 14. Feber 2017 seinen Kotau vor Brüssel und dem sogenannten Europaparlament macht. Die Unterwer­fungsgeste kam natürlich bestens an. Die Janitscharen der EU tobten vor Begeisterung: „Tosender Applaus … Niemand verstand es, aber alle klatschten“ (Kurier, 15. 2. 2017). Es war Felix Kreissler, erzwungener Emigrant aus Österreich mit jüdischem Hintergrund, der in einem umfangreichen Werk (1980) darauf hinwies: Bevor die Erste … [weiterlesen]

Die AUTONOME ANTIFA (W) und der strukturelle Rassismus

13/2/2017 · Von AIK und Dar al Janub
Warum FPÖ und Antifa Israel unterstützen und Muslime hassen
„I don’t get mad when a White man calls me nigger. I just ask him why he needs me to be one.” James Baldwin Am 29.11.2016 hat ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen den „Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk“ begangen (siehe Externer Link links). Als Befürworter von Apartheid, Besatzung und Völkermord hat sich das Bündnis „Boycott Antisemitism“ als Gegendemo formiert. Mit von der Partie war die „AUTONOME ANTIFA (W)“. Von ihnen gab es auch den Versuch eines Übergriffs auf unsere Kundgebung. Eine Eskalation konnte dabei weniger durch die Polizei, als durch den besonnenen Umgang unserer selbst gestellten OrdnerInnen vermieden werden. Auf dem Transparent der StudentInnengruppe „AUTONOME ANTIFA (W) war zu lesen: „Gegen … [weiterlesen]

Syrischer Bürgerkrieg – eine Zwischenbilanz

Nach der Rückeroberung Aleppos: gibt es noch Hoffnung auf einen gerechten Frieden?
Termin: 19/9/2024
Podiumsdiskussion Di 7. März, 18,30h, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Syrischer Bürgerkrieg – eine Zwischenbilanz
Mit • Leo Gabriel, Koordinator von peaceinsyria.org, Sozialanthropologe • Riad Drar, Imam aus Deir e-Zor das heute unter IS-Kontrolle steht, ehemaliges Mitglied des linksdemokratischen National Body for Democratic Change • Waseem Haddad, griechisch-orthodoxer Religionswissenschaftler aus Tartus, engagiert im interreligiösen Dialog, Mitbegründer peaceinsyria • Wilhelm Langthaler, Autor, Aktivist gegen die Weltordnung, Mitbegründer peaceinsyria Die Schlacht um Aleppo galt als Wendepunkt des nunmehr sechsjährigen Bürgerkriegs – nur Wende wohin? Überbordende militärische Gewalt vermag Kräfteverhältnisse zu verschieben, jedoch nicht die tieferliegenden sozialen, politischen und kulturellen Konflikte zu lösen. Die internationale Initiative Peace in Syria setzt … [weiterlesen]

Demo gegen Kopftuchverbot

Die Regierungs-"Integration" heißt Ausgrenzung
Termin: 19/9/2024
MuslimBanAustria - Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung
Im Rahmen eines „Integrations"-Pakets soll nun das partielle Kopftuchverbot beschlossen werden. Diese Maßnahme zeigt, welchen autoritären populistischen Regierungsstil die österreichische Politik angenommen hat. Bewusst werden Minderheiten und Frauen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Viel mehr als nur ein "Kopftuchverbot"! Bei dieser Demonstration geht es nicht nur um das Kopftuchverbot, sondern um Menschen- und Minderheitenrechte, um Antidiskriminierung, um Gleichberechtigung und vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es handelt sich hierbei de facto um Berufsverbote ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören. Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper bestimmen. Das weisen wir entschieden zurück! Wir rufen … [weiterlesen]

Odessa: Menschenjagd auf den demokratischen Aktivisten Oleg Efimov

Behörden und der Rechte Sektor Hand in Hand beim Terrorisieren der Opposition
14/1/2017 · von Alexey Albu, ehemaliger Abgeordneter des Regionalrates von Odessa, jetzt im Exil
Odessa: Verteidigt den mutigen Oleg Efimov gegen faschistische Drohungen!
Oleg Efimov
Dringend! Der Geheimdienst der Ukraine (SBU) leitete persönliche Daten von einem politischen Gegner an Neonazis weiter. In Odessa haben Neonazis aus dem rechten Sektor begonnen gegen den pensionierten Offizier, Oleg Efimov, zu hetzen, der Blumen zur russische Botschaft gebracht hat, im Andenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes. Viele von Ihnen sahen das Video, in dem dieser mutige Mann aus Odessa ohne Angst gegen den Anführer des rechten Sektors, Sergei Sternenko, aufgetreten ist. Die Nationalisten konnten sich mit dieser trotzigen Haltung nicht abfinden und begannen ihn unter Druck zu setzen. In ukrainischen Medien wurden persönliche Daten von ihm veröffentlicht - Adresse, Telefonnummer, Links zu Seiten von sozialen Medien und verschiedene biographische Details. Zudem gibt es … [weiterlesen]

Nein zum Säbelrasseln, Truppenaufmarsch stoppen!

Protestiert mit uns gegen die Kriegsvorbereitungen!
Termin: 19/9/2024
Kundgebung in Hamburg, 13.1.2017, 3 vor 12
Die U.S. Army verlegt eine komplette Panzerbrigade mit 4000 Soldatinnen und Soldaten und mehr als 2000 Panzern, Haubitzen, Jeeps und LKW über Bremerhaven nach Osteuropa. Die Brigade soll zur Unterstützung von NATO-Manövern eingesetzt werden und alle neun Monate gegen eine andere Einheit ausgetauscht werden. Am 4. Januar ist der erste Frachter mit schwerem Gerät aus Colorado in Bremerhaven eingelaufen, weitere folgen. Bremerhaven wird seit Jahrzehnten für den Umschlag von Kriegsgerät aller Art missbraucht. Die jetzigen Transporte sind die umfangreichsten seit dem Ende des Kalten Krieges. Mit logistischer Unterstützung der Bundeswehr soll es von Bremerhaven mit Zügen und Fahrzeugkolonnen weiter Richtung Osten gehen. Auch deutsches Militär wird zu den Manövern verlegt. In Europa … [weiterlesen]

Philippinen mit Duterte

10/1/2017 · Robert Fitzthum
Am 30. Juni 2016 wurde Rodrigo Duterte als neuer Präsident der Philippinen ins Amt eingeführt. Da er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und sagt, was er denkt, war er auch gleich der neue „Gottseibeiuns“ der westlichen Presse, vor allem der amerikanischen.
Duterte verkündete in seiner ersten Rede zur Lage der Nation die Zerschlagung des illegalen Drogenhandels mit allen Mitteln: “We will not stop until the last drug lord … and the last pusher have surrendered or are put either behind bars or below the ground, if they so wish”.[fn]http://time.com/4495896/philippine-president-rodrigo-duterte/[/fn] Er nannte Obama einen „son of a whore“, sagte ihm, er könne ‚go to hell‘. Er richtete der EU aufgrund der unmenschlichen Schließung der Grenzen gegenüber den Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten aus, sie soll „better choose purgatory, hell is filled up“ und betreffend der Flüchtlinge „Send them to us, we will accept … [weiterlesen]

Umzüge für das Volksbegehren gegen TTIP-CETA-TISA

Termin: 19/9/2024
Linz: 20.1.2017; Wien: 21.1.2017
Alle interessierten Gruppen, Organisationen, Bewegungen sind aufgerufen, den Aufruf zu unterzeichnen und sich zu beteiligen. Auch wenn CETA bereits beschlossen wurde und TTIP nun von US-Präsident Trump vielleicht ausgesetzt wird, der Drang der wirtschaftlichen Eliten zur Verschärfung des neoliberalen Freihandelsregimes wird nicht nachlassen. CETA kann noch verhindert werden, in dem es das österreichische Parlament nicht ratifiziert. Um hier den Druck auf die politischen Vertreter aufrecht zu halten, muss das Volksbegehren gegen CETA/TTIP/TISA & Co. erfolgreich sein und zumindest 100.000 Unterschriften erreichen – machen wir es gemeinsam zum Erfolg! Die Abkommen CETA und TTIP schaffen eine eigene Parallelgerichtsbarkeit für Konzerne und beschneiden die demokratische … [weiterlesen]

Freihandel und Demokratie, ein Widerspruch?

Termin: 19/9/2024
Podiumsdiskussion, 17.1.2017, Wien
* Herbert Thumpser, Initiator des Anti-Ceta-Volksbegehens und NÖ-Landtagsabgeordneter für die SPÖ * Marcus Strohmeier, internationaler Sekretär des ÖGB * Harald Troch, Nationalratsabgeordneter und Vorsitzender der SPÖ Simmering * Gernot Bodner, Assistenzprofessor für Nutzpflanzenökologie an der Universität für Bodenkultur, Mitglied des Personenkomitees Euroexit Moderation: Boris Lechthaler, Solidarwerkstatt Veranstalter: Initiative Demokratie statt Freihandel … [weiterlesen]

Snowden leaks: NSA arbeitete an Strategie gegen das „Anti-imperialist Camp“

Internes Seminar 2004: „Antiimperialistisches Lager auf des Messers Schneide zwischen politischem Aktivismus und Terrorismus“
2/1/2017 · von Wilhelm Langthaler
Die politisch engagierten Journalisten um Glenn Greenwald und www.theintercept.com, die auch die Enthüllungen und die Flucht Edward Snowdens organisiert hatten, veröffentlichten vor kurzem geheime NSA-Dokumente aus dem Jahr 2004. Daraus geht hervor, dass die NSA sich auf hoher Ebene damit beschäftigte, wie das Antiimperialistische Lager zu bekämpfen sei. Dieses führte damals eine globale Kampagne in Unterstützung des irakischen Widerstands, das mit dem Partisanenkampf gegen die Nazi-Besatzungstruppen in Europa verglichen wurde.
NSA
Erinnern wir uns an den politischen Kontext des Jahres 2004: Die USA hatten geglaubt, in den Irak „Demokratie exportieren“ zu können. Doch die US-Besatzung mit einer gewaltig anschwellenden Welle des Widerstands konfrontiert, die offensichtlich tiefe Wurzeln in der Bevölkerung hatte. Dagegen brachte man politisch das altbekannte Argument des „Terrorismus“ in Stellung. Das Antiimperialistische Lager initiierte die symbolische Kampagne „10 Euro für den irakischen Widerstand“ , die von Tausenden mit ihrem Namen unterstützt wurde. Damit sollte gezeigt werden, dass der Widerstand gegen die Besatzung, auch der bewaffnete, nicht nur politisch-moralisch legitim, sondern auch durch das Völkerrecht gedeckt war. Die diversen politischen Aktivitäten des Antiimperialistischen … [weiterlesen]

Pax russiana?

Nach der Rückeroberung Aleppos: Aussichten des Waffenstillstands und Erdogans Verrat am Jihadismus
30/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Die Rückeroberung Aleppos durch die Assad-Koalition ist ein Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg. Vor allem legt sie das Scheitern der neoosmanischen Ambitionen Erdogans bloß, der sich mit einem wilden Zickzack-Kurs zu retten versucht. Während die russische Militärintervention ein offensichtlicher Erfolg ist, bleibt abzuwarten ob der Waffenstillstand hält und in einen von Moskau diktierten Frieden umgewandelt werden kann.
Der Kreml stellt jeder Regionalmacht ihren Anteil am Kuchen in Aussicht, auch den Verlierern, sichert implizit auch die Interessen Israels und selbst die USA könnten eingebunden werden. Doch das Grundproblem, die internen Ursachen des Konflikts in Syrien und der gesamten Region, werden in alter russischer staatlicher Tradition unterdrückt. Die Bevölkerung mit ihren diversen Identitäten wird keine Selbstbestimmung zugestanden, geschweige denn, dass die sozioökonomischen (Macht)strukturen thematisiert würden. Russland schließt damit an die Rolle des westlichen Kolonialismus und Imperialismus an – und wir rechnen mit dem mittelfristigen Scheitern an den zahlreichen Widersprüchen der Region, in der sich auch jene des globalen Systems schneiden. Der Fall Aleppos – eine … [weiterlesen]

Nichts zu lachen

18/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Die Wahl Van der Bellens zum Bundespräsidenten ändert nichts am Niedergang des Regimes der Großen Koalition und am Aufstieg der FPÖ
Der Jubel der Medien über den Erfolg Van der Bellens ist lächerlich, ja geradezu grotesk. Als habe vor dem drohenden Armageddon doch nochmals das Licht über die Finsternis obsiegt. Das Geschrei sagt vielmehr etwas über die Medien selbst aus, nämlich, dass sie unkritische Stütze des bestehenden Regimes sind. Und es spiegelt sich die Kurzsichtigkeit, der Selbstbetrug und die Selbstgefälligkeit mehr noch der Zivilgesellschaft als der Spitzen der politischen Macht wider. Denn letztere spüren sehr wohl, dass sich da etwas gegen sie zusammenbraut. Jedenfalls will man den Unmut und die Wut, sie sich in den unteren Teilen der Bevölkerung aufstaut, vor allem auf das dumpfe Ressentiment der Proleten zurückführen („bildungsferne Schichten“). Die politischen Spitzen Kurz und Kern … [weiterlesen]

Chancen des italienischen No

18/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Das Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums ist eine Abfuhr für den Populismus der „Eliten“ und öffnet die Tür für eine soziale und demokratische Alternative um die Fünf Sterne Bewegung.
Es war abermals ein Klassenvotum. Die Unterschichten und die Arbeiterschaft sowieso, aber auch weite Teile des Mittelstands haben Renzi abgewählt. Aber anders als beim Brexit wollte gerade die Jugend den neoliberalen Bonaparte losbekommen, genauso wie die präkarisierten Gebildeten. Im armen Mezzogiorno gab es eine Zweidrittelmehrheit, auf den Inseln Sizilien und Sardinien über 70% „No“. Umso interessanter ist es zu sehen, wer Renzi verteidigte: Vom sozialen Status her gesehen sind es die Pensionisten, die überwiegend „Si“ (also ja) sagten – so viel zum „Modernisierer“. Regional sind es die roten Hochburgen Toskana und Emilia Romagna, wo nicht nur die klientelistischen Netzwerke der Partito Democratico wirken, sondern wo auch die soziale Katastrophe durch die Reste des … [weiterlesen]

Die tunesische Oase von Jemna – Arbeiterselbstverwaltung gegen Privatisierungsdoktrin

12/12/2016 · Von OKAZ
Am 9. Dezember 2016 fand im Österreichischen Arabischen Kulturzentrum (OKAZ) eine Veranstaltung über die Arbeiterselbstverwaltung und solidarische Mikroökonomie in den Oasen Jemna im Süden Tunesiens statt. Diese Solidaritätsveranstaltung war Teil der Aktivitäten, die das OKAZ den Veränderungen im Arabischen Raum seit Beginn des tunesischen Aufstandes im Dezember 2010 widmete.
Im Folgenden ist ein Veranstaltungsbericht und ein Interview mit Herrn Taher Tahri. Taher Thari, Vorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Oasen Jemna, erklärte in seinem Vortrag, dass die Dattel-Oase Jemna aufgrund der Rechte ihrer Vorfahren Eigentum der Bauern in der Region ist. Sie wurde von der französischen Kolonialmacht gewaltsam enteignet und nach dem Ende der Kolonialherrschaft übernahm der tunesische Staat die Verwaltung. Trotz des Widerstands der Bewohner wurde die Oase an die tunesische Milchfirma STIL übergegeben und nach deren Privatisierung zu sehr geringem Entgelt an Regime-nahe Personen verpachtet. Die Proteste der Bewohner kulminierten in der Übernahme der Oase durch eine Massenkundgebung im Kontext des Aufstands gegen Präsident Ben Ali im Jahr 2011. Die … [weiterlesen]

Bundespräsident Alexander van der Bellen

5/12/2016 · Von Albert F. Reiterer
Ein fehlgeschlagener Aufstand der Massen – oder eine Fehlkalkulation von miesen Wahltaktikern
(1) Man muss es stets wiederholen: Die Wahl vom 4. Dezember 2016 hatte eine rein symbolische Bedeutung. Sie hat nicht die geringste operative Bedeutung. Aber ist diese symbolische Bedeutung für alle Klassen gleich? Ganz offenbar nicht. Für das Establishment wuchs die symbolische Bedeutung in den letzten Wochen fast ins Ungeheure. Die main­stream-Intellektuellen und ihr Gefolge haben daher mobilisiert. Die gestiegene Wahlbeteili­gung dokumentiert ihren Erfolg. Die Unterschichten hingegen dürften sich immer stärker gelangweilt haben. Die oberen Schichten riefen eine Richtungs-Entscheidung aus. Für die Unteren war es keine. Der mehrfach verlängerte Wahlkampf hat sicher dem Kandidaten der FPÖ geschadet. Für die obere Hälfte der Bevölkerung ist das Ergebnis aber ein echter … [weiterlesen]

Sozialer Kampf in Tunesien: Arbeiterselbstverwaltung der Oase von Jemna gegen Privatisierungsdoktrin

Termin: 3/12/2016
Vortrag & Diskussion mit Tahar Tahri, Vorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Oasen von Jemna, 9. Dezember Wien
Jemna
Die Oase von Jemna liegt im Süden Tunesien nahe Kebili und Douz. Sie wurde von den französischen Kolonisatoren ihren ursprünglichen Eigentümern gewaltsam entrissen und von einer französischen Firma bewirtschaftet. Nach der Unabhängigkeit Tunesiens wurde die Oase verstaatlicht und trotz der Proteste der Bewohner an die tunesischen Milchfirma Stile abgegeben. Nach der Privatisierung von Stile wurde die Oase an Regime-nahe Personen für einen Spottpreis verpachtet. Die Proteste der Bewohner kulminierten in der Übernahme der Oase durch eine Massenkundgebung im Kontext des Aufstands gegen Ben Ali im Jahr 2011. Die Bewohner gründeten eine Gesellschaft, die die Oase gemeinschaftlich verwaltet. Das Einkommen betrug das Zehnfache des alten Pachtvertrags des korrupten Ben Ali-Regimes … [weiterlesen]

Weder Van der Bellen noch Hofer

18/11/2016 · Von Michael Wengraf, Wissenschaftshistoriker und Publizist
Warum reagieren die Eliten panisch, ja geradezu hysterisch auf die Wahl Trumps oder den „Brexit“? Die Antwort ist simpel: Weil sich für die Beherrschten ein Ausweg aufzutun scheint: Die Flucht aus einer tristen Wirklichkeit, in der Existenzangst, Deklassierung, Perspektivlosigkeit und materielle Not große Teile der Gesellschaft dominieren.
Diese neoliberale Welt ist bestimmt durch global organisierte Ausbeutung und Umverteilung nach oben. An der sogenannten Peripherie wird das Leben zusehends unmöglich und in Europa oder den USA bietet sich ebenfalls ein düsteres Bild: Die Menschen verarmen mehr und mehr. Was hier durch Sozialabbau bzw. Demontage des Gesundheitssystem und öffentlicher Infrastruktur gespart wird, wandert geradewegs in Richtung Finanzkapital. Obwohl diese Gesellschaft in immer kürzerer Zeit immer mehr an Werten schafft, werden die Menschen – bis auf eine verschwindende Minderheit – immer ärmer. Die Irrationalität feiert Triumphe. Eine gleichgeschaltete Meinungsmaschinerie verkauft uns diesen Wahnsinn als alternativlos – als den ehernen Gang der Dinge, aus dem es kein Entrinnen gibt. Im Gegenteil: … [weiterlesen]

„Solange es Abadi & Co gibt, wird es auch Bagdadi & Co geben“

Ein Exponent des irakischen Widerstands zum gegenwärtigen Angriff auf Mosul
15/11/2016 · von Wilhelm Langthaler
Telefongespräch mit Awni al Kalemji, ehemalige Sprecher der „Irakischen Patriotischen Allianz“, geführt am 14.11.2016
Daesh wird sich in Mosul nicht halten können. Ich hoffe, dass sie abziehen. Denn sonst droht ein Szenario wie in Aleppo, bei dem die Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden könnte. Wenn allerdings Hashd al-Shaabi (Popular Mobilisation Units, schiitische Milizen) versuchen sollten in die Stadt einzudringen, dann wird es heftigen Widerstand geben. Denn Mosul ist nicht Falluja oder Ramadi. Dort haben sie verbrannte Erde hinterlassen und bis heute konnten bedeutende Teile der Bevölkerung nicht in ihre Heimat zurückkehren. Mosul ist aber um ein Vielfaches größer. Falls es dennoch dazu kommen sollte, könnte auch die Türkei militärisch eingreifen. Daesh wird letztlich die territoriale Kontrolle verlieren. Aber man soll nicht glauben, dass sie damit besiegt sind. Diese Ideologie … [weiterlesen]

Mosul: unerwünschte Befreier?

Die Gefahr eines Massakers und die Notwendigkeit eines politischen Ausgleichs
14/11/2016 · von Wilhelm Langthaler
Es scheint eine alle Seiten und Ideologien überspannende Front zu geben: Washington und Moskau sind sich genauso einig wie christliche Fundamentalisten und Linke: das Absolut Böse, der islamische Faschismus muss ausgeräuchert werden, koste es was es wolle. Dass dabei mit einer Million Flüchtlingen gerechnet wird, scheint weiteren Aufhebens nicht wert – obwohl kein einziges Einzelereignis des gegenwärtigen nahöstlichen Bürgerkrieges eine solch enorme Zahl an IDPs (Internally Displaced Persons) hervorgebracht hat. Die politische Frage, warum ein paar Tausend Jihadis eine Millionenstadt in Schach zu halten vermögen trotz des Angriffs einer militärisch weit überlegenen Koalition, wird nicht gestellt. Das würde nämlich zum einzig möglichen Schluss führen, dass nämlich die Angreifer nicht als Befreier willkommen sind.
Warum Isis die Macht in Mosul übernehmen konnte Vergegenwärtigen wir uns die Ursachen die 2014 zur Implosion der irakischen Armee und zur praktisch kampflosen Übernahme Mosuls durch den Islamischen Staat geführt hatten. Es darf nicht vergessen werden, dass Mosul so etwas wie die Hauptstadt der alten irakischen Armee war, jene vor der Debaathizierung durch die US-Besatzung. Durch die Machtübertragung an das neu geschaffene proiranische schiitisch-islamistischen Regime wurden die Kräfte des arabischen Nationalismus und jene des sunnitischen Islamismus institutionell marginalisiert und in den Untergrund gedrängt. Angesichts des Widerstands gegen die Besatzung versuchten die USA mit der Sahwa-Operation („Erwachen“) noch gegenzusteuern, bei der sunnitische Kräfte vor allem in … [weiterlesen]

Euro-Krise für türkisch-kurdische Leser

12/11/2016 · von Mustafa Ilhan
Özgür Politika-Interview mit Wilhelm Langthaler
Im September dieses Jahres hat das dritte „Internationales Forum gegen den Euro“ in Italien stattgefunden. Was war sein Ziel? Ziel des Forums war alle demokratischen Kräfte in Europa gegen das Euro-Regime zusammenzuschließen, das in einer sehr tiefen Krise steckt und sich mittels immer härterer Angriffe auf die sozialen Errungenschaften über Wasser zu halten versucht. Aber das ist nur der erste Punkt. Es geht auch darum, sich auf den unvermeidlichen Zusammenstoß mit der EU-Oligarchie vorzubereiten, für den Bruch bereit zu sein, denn auf den Austritt aus der gemeinsamen Währung folgt unweigerlich der Zusammenstoß mit der EU-Oligarchie, will man dem Neoliberalismus ein Ende setzen. Ein Thema des Treffens: „Warum der Euro nicht reformiert werden kann, sondern aufgelöst … [weiterlesen]

Alexander van der Bellen – die Dritte Republik und ihre Machtgelüste

24/2/2017 · Von Albert F. Reiterer
Schuschnigg in Berchtesgaden und der Bundespräsident in Brüssel / Strassburg
„Kleinstaaterei … Verzwergung … die Macht unserer großen europäischen Gemeinschaft“ … usw. (Wiener Zeitung, 15. Feber 2017). Es ist nicht Schuschnigg, der hier vor Hitler in Berchtesgaden auf den Knien liegt. Das erkennt man daran, dass die Macht Europas, nicht des Deutschen Reichs, angerufen wird. Es ist Alexander van der Bellen, welcher am 14. Feber 2017 seinen Kotau vor Brüssel und dem sogenannten Europaparlament macht. Die Unterwer­fungsgeste kam natürlich bestens an. Die Janitscharen der EU tobten vor Begeisterung: „Tosender Applaus … Niemand verstand es, aber alle klatschten“ (Kurier, 15. 2. 2017). Es war Felix Kreissler, erzwungener Emigrant aus Österreich mit jüdischem Hintergrund, der in einem umfangreichen Werk (1980) darauf hinwies: Bevor die Erste … [weiterlesen]

Die AUTONOME ANTIFA (W) und der strukturelle Rassismus

13/2/2017 · Von AIK und Dar al Janub
Warum FPÖ und Antifa Israel unterstützen und Muslime hassen
„I don’t get mad when a White man calls me nigger. I just ask him why he needs me to be one.” James Baldwin Am 29.11.2016 hat ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen den „Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk“ begangen (siehe Externer Link links). Als Befürworter von Apartheid, Besatzung und Völkermord hat sich das Bündnis „Boycott Antisemitism“ als Gegendemo formiert. Mit von der Partie war die „AUTONOME ANTIFA (W)“. Von ihnen gab es auch den Versuch eines Übergriffs auf unsere Kundgebung. Eine Eskalation konnte dabei weniger durch die Polizei, als durch den besonnenen Umgang unserer selbst gestellten OrdnerInnen vermieden werden. Auf dem Transparent der StudentInnengruppe „AUTONOME ANTIFA (W) war zu lesen: „Gegen … [weiterlesen]

Syrischer Bürgerkrieg – eine Zwischenbilanz

Nach der Rückeroberung Aleppos: gibt es noch Hoffnung auf einen gerechten Frieden?
Termin: 19/9/2024
Podiumsdiskussion Di 7. März, 18,30h, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Syrischer Bürgerkrieg – eine Zwischenbilanz
Mit • Leo Gabriel, Koordinator von peaceinsyria.org, Sozialanthropologe • Riad Drar, Imam aus Deir e-Zor das heute unter IS-Kontrolle steht, ehemaliges Mitglied des linksdemokratischen National Body for Democratic Change • Waseem Haddad, griechisch-orthodoxer Religionswissenschaftler aus Tartus, engagiert im interreligiösen Dialog, Mitbegründer peaceinsyria • Wilhelm Langthaler, Autor, Aktivist gegen die Weltordnung, Mitbegründer peaceinsyria Die Schlacht um Aleppo galt als Wendepunkt des nunmehr sechsjährigen Bürgerkriegs – nur Wende wohin? Überbordende militärische Gewalt vermag Kräfteverhältnisse zu verschieben, jedoch nicht die tieferliegenden sozialen, politischen und kulturellen Konflikte zu lösen. Die internationale Initiative Peace in Syria setzt … [weiterlesen]

Demo gegen Kopftuchverbot

Die Regierungs-"Integration" heißt Ausgrenzung
Termin: 19/9/2024
MuslimBanAustria - Mein Körper, mein Recht auf Selbstbestimmung
Im Rahmen eines „Integrations"-Pakets soll nun das partielle Kopftuchverbot beschlossen werden. Diese Maßnahme zeigt, welchen autoritären populistischen Regierungsstil die österreichische Politik angenommen hat. Bewusst werden Minderheiten und Frauen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Viel mehr als nur ein "Kopftuchverbot"! Bei dieser Demonstration geht es nicht nur um das Kopftuchverbot, sondern um Menschen- und Minderheitenrechte, um Antidiskriminierung, um Gleichberechtigung und vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es handelt sich hierbei de facto um Berufsverbote ausschließlich für Frauen, die einer religiösen Minderheit angehören. Wieder einmal wollen Männer über Frauen und ihre Körper bestimmen. Das weisen wir entschieden zurück! Wir rufen … [weiterlesen]

Odessa: Menschenjagd auf den demokratischen Aktivisten Oleg Efimov

Behörden und der Rechte Sektor Hand in Hand beim Terrorisieren der Opposition
14/1/2017 · von Alexey Albu, ehemaliger Abgeordneter des Regionalrates von Odessa, jetzt im Exil
Odessa: Verteidigt den mutigen Oleg Efimov gegen faschistische Drohungen!
Oleg Efimov
Dringend! Der Geheimdienst der Ukraine (SBU) leitete persönliche Daten von einem politischen Gegner an Neonazis weiter. In Odessa haben Neonazis aus dem rechten Sektor begonnen gegen den pensionierten Offizier, Oleg Efimov, zu hetzen, der Blumen zur russische Botschaft gebracht hat, im Andenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes. Viele von Ihnen sahen das Video, in dem dieser mutige Mann aus Odessa ohne Angst gegen den Anführer des rechten Sektors, Sergei Sternenko, aufgetreten ist. Die Nationalisten konnten sich mit dieser trotzigen Haltung nicht abfinden und begannen ihn unter Druck zu setzen. In ukrainischen Medien wurden persönliche Daten von ihm veröffentlicht - Adresse, Telefonnummer, Links zu Seiten von sozialen Medien und verschiedene biographische Details. Zudem gibt es … [weiterlesen]

Nein zum Säbelrasseln, Truppenaufmarsch stoppen!

Protestiert mit uns gegen die Kriegsvorbereitungen!
Termin: 19/9/2024
Kundgebung in Hamburg, 13.1.2017, 3 vor 12
Die U.S. Army verlegt eine komplette Panzerbrigade mit 4000 Soldatinnen und Soldaten und mehr als 2000 Panzern, Haubitzen, Jeeps und LKW über Bremerhaven nach Osteuropa. Die Brigade soll zur Unterstützung von NATO-Manövern eingesetzt werden und alle neun Monate gegen eine andere Einheit ausgetauscht werden. Am 4. Januar ist der erste Frachter mit schwerem Gerät aus Colorado in Bremerhaven eingelaufen, weitere folgen. Bremerhaven wird seit Jahrzehnten für den Umschlag von Kriegsgerät aller Art missbraucht. Die jetzigen Transporte sind die umfangreichsten seit dem Ende des Kalten Krieges. Mit logistischer Unterstützung der Bundeswehr soll es von Bremerhaven mit Zügen und Fahrzeugkolonnen weiter Richtung Osten gehen. Auch deutsches Militär wird zu den Manövern verlegt. In Europa … [weiterlesen]

Philippinen mit Duterte

10/1/2017 · Robert Fitzthum
Am 30. Juni 2016 wurde Rodrigo Duterte als neuer Präsident der Philippinen ins Amt eingeführt. Da er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und sagt, was er denkt, war er auch gleich der neue „Gottseibeiuns“ der westlichen Presse, vor allem der amerikanischen.
Duterte verkündete in seiner ersten Rede zur Lage der Nation die Zerschlagung des illegalen Drogenhandels mit allen Mitteln: “We will not stop until the last drug lord … and the last pusher have surrendered or are put either behind bars or below the ground, if they so wish”.[fn]http://time.com/4495896/philippine-president-rodrigo-duterte/[/fn] Er nannte Obama einen „son of a whore“, sagte ihm, er könne ‚go to hell‘. Er richtete der EU aufgrund der unmenschlichen Schließung der Grenzen gegenüber den Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten aus, sie soll „better choose purgatory, hell is filled up“ und betreffend der Flüchtlinge „Send them to us, we will accept … [weiterlesen]

Umzüge für das Volksbegehren gegen TTIP-CETA-TISA

Termin: 19/9/2024
Linz: 20.1.2017; Wien: 21.1.2017
Alle interessierten Gruppen, Organisationen, Bewegungen sind aufgerufen, den Aufruf zu unterzeichnen und sich zu beteiligen. Auch wenn CETA bereits beschlossen wurde und TTIP nun von US-Präsident Trump vielleicht ausgesetzt wird, der Drang der wirtschaftlichen Eliten zur Verschärfung des neoliberalen Freihandelsregimes wird nicht nachlassen. CETA kann noch verhindert werden, in dem es das österreichische Parlament nicht ratifiziert. Um hier den Druck auf die politischen Vertreter aufrecht zu halten, muss das Volksbegehren gegen CETA/TTIP/TISA & Co. erfolgreich sein und zumindest 100.000 Unterschriften erreichen – machen wir es gemeinsam zum Erfolg! Die Abkommen CETA und TTIP schaffen eine eigene Parallelgerichtsbarkeit für Konzerne und beschneiden die demokratische … [weiterlesen]

Freihandel und Demokratie, ein Widerspruch?

Termin: 19/9/2024
Podiumsdiskussion, 17.1.2017, Wien
* Herbert Thumpser, Initiator des Anti-Ceta-Volksbegehens und NÖ-Landtagsabgeordneter für die SPÖ * Marcus Strohmeier, internationaler Sekretär des ÖGB * Harald Troch, Nationalratsabgeordneter und Vorsitzender der SPÖ Simmering * Gernot Bodner, Assistenzprofessor für Nutzpflanzenökologie an der Universität für Bodenkultur, Mitglied des Personenkomitees Euroexit Moderation: Boris Lechthaler, Solidarwerkstatt Veranstalter: Initiative Demokratie statt Freihandel … [weiterlesen]

Snowden leaks: NSA arbeitete an Strategie gegen das „Anti-imperialist Camp“

Internes Seminar 2004: „Antiimperialistisches Lager auf des Messers Schneide zwischen politischem Aktivismus und Terrorismus“
2/1/2017 · von Wilhelm Langthaler
Die politisch engagierten Journalisten um Glenn Greenwald und www.theintercept.com, die auch die Enthüllungen und die Flucht Edward Snowdens organisiert hatten, veröffentlichten vor kurzem geheime NSA-Dokumente aus dem Jahr 2004. Daraus geht hervor, dass die NSA sich auf hoher Ebene damit beschäftigte, wie das Antiimperialistische Lager zu bekämpfen sei. Dieses führte damals eine globale Kampagne in Unterstützung des irakischen Widerstands, das mit dem Partisanenkampf gegen die Nazi-Besatzungstruppen in Europa verglichen wurde.
NSA
Erinnern wir uns an den politischen Kontext des Jahres 2004: Die USA hatten geglaubt, in den Irak „Demokratie exportieren“ zu können. Doch die US-Besatzung mit einer gewaltig anschwellenden Welle des Widerstands konfrontiert, die offensichtlich tiefe Wurzeln in der Bevölkerung hatte. Dagegen brachte man politisch das altbekannte Argument des „Terrorismus“ in Stellung. Das Antiimperialistische Lager initiierte die symbolische Kampagne „10 Euro für den irakischen Widerstand“ , die von Tausenden mit ihrem Namen unterstützt wurde. Damit sollte gezeigt werden, dass der Widerstand gegen die Besatzung, auch der bewaffnete, nicht nur politisch-moralisch legitim, sondern auch durch das Völkerrecht gedeckt war. Die diversen politischen Aktivitäten des Antiimperialistischen … [weiterlesen]

Pax russiana?

Nach der Rückeroberung Aleppos: Aussichten des Waffenstillstands und Erdogans Verrat am Jihadismus
30/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Die Rückeroberung Aleppos durch die Assad-Koalition ist ein Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg. Vor allem legt sie das Scheitern der neoosmanischen Ambitionen Erdogans bloß, der sich mit einem wilden Zickzack-Kurs zu retten versucht. Während die russische Militärintervention ein offensichtlicher Erfolg ist, bleibt abzuwarten ob der Waffenstillstand hält und in einen von Moskau diktierten Frieden umgewandelt werden kann.
Der Kreml stellt jeder Regionalmacht ihren Anteil am Kuchen in Aussicht, auch den Verlierern, sichert implizit auch die Interessen Israels und selbst die USA könnten eingebunden werden. Doch das Grundproblem, die internen Ursachen des Konflikts in Syrien und der gesamten Region, werden in alter russischer staatlicher Tradition unterdrückt. Die Bevölkerung mit ihren diversen Identitäten wird keine Selbstbestimmung zugestanden, geschweige denn, dass die sozioökonomischen (Macht)strukturen thematisiert würden. Russland schließt damit an die Rolle des westlichen Kolonialismus und Imperialismus an – und wir rechnen mit dem mittelfristigen Scheitern an den zahlreichen Widersprüchen der Region, in der sich auch jene des globalen Systems schneiden. Der Fall Aleppos – eine … [weiterlesen]

Nichts zu lachen

18/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Die Wahl Van der Bellens zum Bundespräsidenten ändert nichts am Niedergang des Regimes der Großen Koalition und am Aufstieg der FPÖ
Der Jubel der Medien über den Erfolg Van der Bellens ist lächerlich, ja geradezu grotesk. Als habe vor dem drohenden Armageddon doch nochmals das Licht über die Finsternis obsiegt. Das Geschrei sagt vielmehr etwas über die Medien selbst aus, nämlich, dass sie unkritische Stütze des bestehenden Regimes sind. Und es spiegelt sich die Kurzsichtigkeit, der Selbstbetrug und die Selbstgefälligkeit mehr noch der Zivilgesellschaft als der Spitzen der politischen Macht wider. Denn letztere spüren sehr wohl, dass sich da etwas gegen sie zusammenbraut. Jedenfalls will man den Unmut und die Wut, sie sich in den unteren Teilen der Bevölkerung aufstaut, vor allem auf das dumpfe Ressentiment der Proleten zurückführen („bildungsferne Schichten“). Die politischen Spitzen Kurz und Kern … [weiterlesen]

Chancen des italienischen No

18/12/2016 · Von Wilhelm Langthaler
Das Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums ist eine Abfuhr für den Populismus der „Eliten“ und öffnet die Tür für eine soziale und demokratische Alternative um die Fünf Sterne Bewegung.
Es war abermals ein Klassenvotum. Die Unterschichten und die Arbeiterschaft sowieso, aber auch weite Teile des Mittelstands haben Renzi abgewählt. Aber anders als beim Brexit wollte gerade die Jugend den neoliberalen Bonaparte losbekommen, genauso wie die präkarisierten Gebildeten. Im armen Mezzogiorno gab es eine Zweidrittelmehrheit, auf den Inseln Sizilien und Sardinien über 70% „No“. Umso interessanter ist es zu sehen, wer Renzi verteidigte: Vom sozialen Status her gesehen sind es die Pensionisten, die überwiegend „Si“ (also ja) sagten – so viel zum „Modernisierer“. Regional sind es die roten Hochburgen Toskana und Emilia Romagna, wo nicht nur die klientelistischen Netzwerke der Partito Democratico wirken, sondern wo auch die soziale Katastrophe durch die Reste des … [weiterlesen]

Die tunesische Oase von Jemna – Arbeiterselbstverwaltung gegen Privatisierungsdoktrin

12/12/2016 · Von OKAZ
Am 9. Dezember 2016 fand im Österreichischen Arabischen Kulturzentrum (OKAZ) eine Veranstaltung über die Arbeiterselbstverwaltung und solidarische Mikroökonomie in den Oasen Jemna im Süden Tunesiens statt. Diese Solidaritätsveranstaltung war Teil der Aktivitäten, die das OKAZ den Veränderungen im Arabischen Raum seit Beginn des tunesischen Aufstandes im Dezember 2010 widmete.
Im Folgenden ist ein Veranstaltungsbericht und ein Interview mit Herrn Taher Tahri. Taher Thari, Vorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Oasen Jemna, erklärte in seinem Vortrag, dass die Dattel-Oase Jemna aufgrund der Rechte ihrer Vorfahren Eigentum der Bauern in der Region ist. Sie wurde von der französischen Kolonialmacht gewaltsam enteignet und nach dem Ende der Kolonialherrschaft übernahm der tunesische Staat die Verwaltung. Trotz des Widerstands der Bewohner wurde die Oase an die tunesische Milchfirma STIL übergegeben und nach deren Privatisierung zu sehr geringem Entgelt an Regime-nahe Personen verpachtet. Die Proteste der Bewohner kulminierten in der Übernahme der Oase durch eine Massenkundgebung im Kontext des Aufstands gegen Präsident Ben Ali im Jahr 2011. Die … [weiterlesen]

Bundespräsident Alexander van der Bellen

5/12/2016 · Von Albert F. Reiterer
Ein fehlgeschlagener Aufstand der Massen – oder eine Fehlkalkulation von miesen Wahltaktikern
(1) Man muss es stets wiederholen: Die Wahl vom 4. Dezember 2016 hatte eine rein symbolische Bedeutung. Sie hat nicht die geringste operative Bedeutung. Aber ist diese symbolische Bedeutung für alle Klassen gleich? Ganz offenbar nicht. Für das Establishment wuchs die symbolische Bedeutung in den letzten Wochen fast ins Ungeheure. Die main­stream-Intellektuellen und ihr Gefolge haben daher mobilisiert. Die gestiegene Wahlbeteili­gung dokumentiert ihren Erfolg. Die Unterschichten hingegen dürften sich immer stärker gelangweilt haben. Die oberen Schichten riefen eine Richtungs-Entscheidung aus. Für die Unteren war es keine. Der mehrfach verlängerte Wahlkampf hat sicher dem Kandidaten der FPÖ geschadet. Für die obere Hälfte der Bevölkerung ist das Ergebnis aber ein echter … [weiterlesen]

Sozialer Kampf in Tunesien: Arbeiterselbstverwaltung der Oase von Jemna gegen Privatisierungsdoktrin

Termin: 3/12/2016
Vortrag & Diskussion mit Tahar Tahri, Vorsitzender der Gesellschaft zum Schutz der Oasen von Jemna, 9. Dezember Wien
Jemna
Die Oase von Jemna liegt im Süden Tunesien nahe Kebili und Douz. Sie wurde von den französischen Kolonisatoren ihren ursprünglichen Eigentümern gewaltsam entrissen und von einer französischen Firma bewirtschaftet. Nach der Unabhängigkeit Tunesiens wurde die Oase verstaatlicht und trotz der Proteste der Bewohner an die tunesischen Milchfirma Stile abgegeben. Nach der Privatisierung von Stile wurde die Oase an Regime-nahe Personen für einen Spottpreis verpachtet. Die Proteste der Bewohner kulminierten in der Übernahme der Oase durch eine Massenkundgebung im Kontext des Aufstands gegen Ben Ali im Jahr 2011. Die Bewohner gründeten eine Gesellschaft, die die Oase gemeinschaftlich verwaltet. Das Einkommen betrug das Zehnfache des alten Pachtvertrags des korrupten Ben Ali-Regimes … [weiterlesen]

Weder Van der Bellen noch Hofer

18/11/2016 · Von Michael Wengraf, Wissenschaftshistoriker und Publizist
Warum reagieren die Eliten panisch, ja geradezu hysterisch auf die Wahl Trumps oder den „Brexit“? Die Antwort ist simpel: Weil sich für die Beherrschten ein Ausweg aufzutun scheint: Die Flucht aus einer tristen Wirklichkeit, in der Existenzangst, Deklassierung, Perspektivlosigkeit und materielle Not große Teile der Gesellschaft dominieren.
Diese neoliberale Welt ist bestimmt durch global organisierte Ausbeutung und Umverteilung nach oben. An der sogenannten Peripherie wird das Leben zusehends unmöglich und in Europa oder den USA bietet sich ebenfalls ein düsteres Bild: Die Menschen verarmen mehr und mehr. Was hier durch Sozialabbau bzw. Demontage des Gesundheitssystem und öffentlicher Infrastruktur gespart wird, wandert geradewegs in Richtung Finanzkapital. Obwohl diese Gesellschaft in immer kürzerer Zeit immer mehr an Werten schafft, werden die Menschen – bis auf eine verschwindende Minderheit – immer ärmer. Die Irrationalität feiert Triumphe. Eine gleichgeschaltete Meinungsmaschinerie verkauft uns diesen Wahnsinn als alternativlos – als den ehernen Gang der Dinge, aus dem es kein Entrinnen gibt. Im Gegenteil: … [weiterlesen]

„Solange es Abadi & Co gibt, wird es auch Bagdadi & Co geben“

Ein Exponent des irakischen Widerstands zum gegenwärtigen Angriff auf Mosul
15/11/2016 · von Wilhelm Langthaler
Telefongespräch mit Awni al Kalemji, ehemalige Sprecher der „Irakischen Patriotischen Allianz“, geführt am 14.11.2016
Daesh wird sich in Mosul nicht halten können. Ich hoffe, dass sie abziehen. Denn sonst droht ein Szenario wie in Aleppo, bei dem die Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden könnte. Wenn allerdings Hashd al-Shaabi (Popular Mobilisation Units, schiitische Milizen) versuchen sollten in die Stadt einzudringen, dann wird es heftigen Widerstand geben. Denn Mosul ist nicht Falluja oder Ramadi. Dort haben sie verbrannte Erde hinterlassen und bis heute konnten bedeutende Teile der Bevölkerung nicht in ihre Heimat zurückkehren. Mosul ist aber um ein Vielfaches größer. Falls es dennoch dazu kommen sollte, könnte auch die Türkei militärisch eingreifen. Daesh wird letztlich die territoriale Kontrolle verlieren. Aber man soll nicht glauben, dass sie damit besiegt sind. Diese Ideologie … [weiterlesen]

Mosul: unerwünschte Befreier?

Die Gefahr eines Massakers und die Notwendigkeit eines politischen Ausgleichs
14/11/2016 · von Wilhelm Langthaler
Es scheint eine alle Seiten und Ideologien überspannende Front zu geben: Washington und Moskau sind sich genauso einig wie christliche Fundamentalisten und Linke: das Absolut Böse, der islamische Faschismus muss ausgeräuchert werden, koste es was es wolle. Dass dabei mit einer Million Flüchtlingen gerechnet wird, scheint weiteren Aufhebens nicht wert – obwohl kein einziges Einzelereignis des gegenwärtigen nahöstlichen Bürgerkrieges eine solch enorme Zahl an IDPs (Internally Displaced Persons) hervorgebracht hat. Die politische Frage, warum ein paar Tausend Jihadis eine Millionenstadt in Schach zu halten vermögen trotz des Angriffs einer militärisch weit überlegenen Koalition, wird nicht gestellt. Das würde nämlich zum einzig möglichen Schluss führen, dass nämlich die Angreifer nicht als Befreier willkommen sind.
Warum Isis die Macht in Mosul übernehmen konnte Vergegenwärtigen wir uns die Ursachen die 2014 zur Implosion der irakischen Armee und zur praktisch kampflosen Übernahme Mosuls durch den Islamischen Staat geführt hatten. Es darf nicht vergessen werden, dass Mosul so etwas wie die Hauptstadt der alten irakischen Armee war, jene vor der Debaathizierung durch die US-Besatzung. Durch die Machtübertragung an das neu geschaffene proiranische schiitisch-islamistischen Regime wurden die Kräfte des arabischen Nationalismus und jene des sunnitischen Islamismus institutionell marginalisiert und in den Untergrund gedrängt. Angesichts des Widerstands gegen die Besatzung versuchten die USA mit der Sahwa-Operation („Erwachen“) noch gegenzusteuern, bei der sunnitische Kräfte vor allem in … [weiterlesen]

Euro-Krise für türkisch-kurdische Leser

12/11/2016 · von Mustafa Ilhan
Özgür Politika-Interview mit Wilhelm Langthaler
Im September dieses Jahres hat das dritte „Internationales Forum gegen den Euro“ in Italien stattgefunden. Was war sein Ziel? Ziel des Forums war alle demokratischen Kräfte in Europa gegen das Euro-Regime zusammenzuschließen, das in einer sehr tiefen Krise steckt und sich mittels immer härterer Angriffe auf die sozialen Errungenschaften über Wasser zu halten versucht. Aber das ist nur der erste Punkt. Es geht auch darum, sich auf den unvermeidlichen Zusammenstoß mit der EU-Oligarchie vorzubereiten, für den Bruch bereit zu sein, denn auf den Austritt aus der gemeinsamen Währung folgt unweigerlich der Zusammenstoß mit der EU-Oligarchie, will man dem Neoliberalismus ein Ende setzen. Ein Thema des Treffens: „Warum der Euro nicht reformiert werden kann, sondern aufgelöst … [weiterlesen]
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