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Syrien, die Türkei und die arabische Revolte

Gegen die türkische Intervention – die nicht imperialistisch, sondern neo-osmanisch ist


4. Januar 2012
von Wilhelm Langthaler

Während Asad die Revolte des syrischen Volkes abschlachtet, tobt in der antiimperialistischen Bewegung eine Debatte darüber, ob die demokratische Revolution zu unterstützen ist oder nicht. Einige sind fest davon überzeugt, dass Asad das Banner des Antiimperialismus gegen sein eigenes Volk hoch hält, zumal der Syrische Nationalrat (SNC) zunehmend nach ausländischer Hilfe ruft.


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Zwar erscheint eine direkte westliche Militärintervention unwahrscheinlich, doch dürfte die Sache über die Türkei gespielt werden. Selbst der Einsatz militärischer Mittel können mittelfristig nicht ausgeschlossen werden. Nachdem Ankara jedoch eine Führungsrolle in der Region anstrebt, ist die türkische Intervention an eine wesentliche politische Bedingung gebunden: nämlich als im Rahmen des arabischen Frühlings zu erscheinen.

Diese arabische Revolte wiederum entspinnt sich im Kontext und als Ausdruck der Krise des US-zentrierten imperialistischen Systems. Es handelt sich sowohl um eine politische als auch wirtschaftliche Krise. Die Volksbewegungen sind der neue entscheidende Faktor auf der historischen Bühne. Sie haben das ancien regime in der Region schwer erschüttert, das nun von den USA auf neuer Grundlage organisiert werden muss. Das wird nur mittels der Integration der Muslimbrüder möglich sein. Doch haben sich die Bedingungen für die globalen Eliten wesentlich verschlechtert, denn den sozialen Forderungen der Massen kann in keiner Weise entsprochen werden. Die Aussichten auf eine Restabilisierung sind also gering.

Das gilt auch für Syrien, dessen Regime ebenfalls Teil der alten Ordnung war, obwohl es nicht vollständig gegenüber dem Imperialismus kapituliert hatte. Wägt man ab, so überwiegt das antiimperialistische Moment der Volksbewegungen gegenüber den antiimperialistischen Restposten des Baath-Regimes.

Daher muss die Bewegung und insbesondere ihr sozialrevolutionärer Flügel unterstützt werden. Ihr Sieg in Syrien bedeutete einen weiteren Antrieb für die demokratische Revolution in Arabien.

weiter zu Teil I

2. Januar 2012

Einleitung: Syrien, die Türkei und die arabische Revolte

Teil I: Geopolitiker versus Revolutionäre

Teil II: Wo steht die arabische demokratische Revolte?

Das arabische ancien regime
Die arabischen Volksmassen auf der Bühne
Eine neue Rolle für die Islamisten?
Amerikanische Umarmung
Der Fall Libyen

Teil III: Syrien – wer ist da antiimperialistisch?
Erste Phase: friedlich und antiinterventionistisch
Westliches Zögern
Die Türkei als zentraler Spieler und Modell
Das Asad-Regime
Zweite Phase: Abgleiten in den Bürgerkrieg
Die Opposition und der Syrische Nationalrat (SNC)
Szenarien nach Asad

Teil IV: Kurdische Frage und syrische Opposition

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