Die Nato reagierte auf Serbiens Kampf für die Wahrung der eigenen, staatlichen Souveränität mit einem Verbrechen gegen den Frieden – der Aggression von 1999, dem einzigen Krieg, den die Nato in ihrer Geschichte geführt hat. Es war dies das größte und ungesühnte Verbrechen gegen einen Staat in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl es der militärischen Aggression der Nato und ihrer Helfer widerstand, wurde Serbien 12 Jahre lang von der „farbigen Revolution“, einer hybriden Nato-Kriegsoperation, erobert. Dadurch wurde die einzige Stätte des Widerstands gegen die Osterweiterung der Nato beseitigt, und die Nato dehnte sich bald auf alle anderen Länder aus und intensivierte ihre subversiven Aktivitäten in den ehemaligen Sowjetrepubliken.
Nicht nur Bugajski, sondern auch andre westliche Politiker, sind offenbar der Meinung, dass nun der richtige Zeitpunkt für den Kosovo sei, internationalen Gremien wie der NATO, der EU, dem Europarat und allen Institutionen beizutreten, die die Sicherheit des Kosovo stärken können. Es wird nun ein Szenario heraufbeschworen, dass Pristinas Sicherheit in erster Linie von Belgrad bedroht werden kann, und zwar in der aktuellen Situation offensichtlich als „Vertreter“ russischer Interessen auf dem Westbalkan. Es ist fast so, als ob man den russischen „Alliierten“ fast einen neuen Krieg anhängen möchte. Derzeit gibt es aber nicht den leisesten Ansatz dafür.
Der Druck auf Serbien hat seit 1999 nicht abgenommen, nun wächst wieder insbesondere der diplomatische. Bundeskanzler Nehammer war letzte Woche in Bosnien und im Kosovo: „Wir dürfen diese für Europa so wichtige Region in unserer unmittelbaren Nachbarschaft nicht anderen Akteuren wie Russland überlassen und werden keine Destabilisierung der Region zulassen“. Auch Frau Annalena Baerbock war vor kurzem in Serbien, dem Kosovo und Bosnien zu Besuch und kündigte „stärkere Präsenz“ auf dem Balkan an.
Serbien kann synchronisierten Druck auf drei Ebenen erwarten – eine Ebene ist wohl die Ukraine-Krise und der damit verbundene vehemente Einfluss auf Serbien, sich auf die Seite der Vereinigten Staaten, der EU zu stellen. Die zweite Ebene ist die Republika Srpska und die möglichen Änderungen am ursprünglichen Vertrag von Dayton, denn die Republika Srpska strebt eine Loslösung von vom Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina an und die dritte Ebene ist das gewünschte Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Belgrad und Pristina. Obschon sich fast ganz Europa gegen Russland zusammengeschlossen hat, so wird sich zeigen, dass es sich um einen vorübergehenden Zusammenschluss handelt.
In Serbien wartet man auch ab: Sowohl die Parlamentswahl in Serbien als auch die Präsidentschaftswahl sollen am 3. April 2022 stattfinden.
Tatjana Kojic, Übersetzerin, Wien
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