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Was wir von Elie Rosen lernen können

Der Antisemitismus ist bedeutungslos, die Bedrohung geht von der Forderung nach gleichen Rechten für Alle aus


29. August 2020
von Wilhelm Langthaler

Ältere Semester werden sich noch an die 1980er Jahre erinnern können: für den „Menschenrechts“-Westen war damals in Südafrika das Problem nicht die Apartheid, sondern die Kommunisten.


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Dem Falter vom 16.8.2020 sagt Elie Rosen von der Jüdischen Gemeinde Graz: „Israelorientierter Antisemitismus, wie ihn die BDS-Bewegung fördert, ist der in Graz vorherrschende Antisemitismus.“

Das muss zwar dechiffriert werden, stellt sich dann aber als erstaunlich klar heraus:

Der Nahostkonfikt hat im Kern eine Ursache: die koloniale Landnahme Israels, die Unterwerfung und Vertreibung der Palästinenser, die Apartheit zwischen Kolonisten und Kolonisierten. Selbst wenn unsere Regimemedien und das politische System es täglich noch so oft behaupten: Die linke Kritik an Israel ist nicht antisemitisch, sie ist demokratisch und antikolonial, basierend auf den Werten der Aufklärung.

Antisemitismus als rassisch, ethnisch und kulturell begründeter Hass gegenüber Juden und Jüdinnen, ist ein klar rechtes Phänomen. Das Phänomen zeigt sich heute in der islamophoben Hetze erneut. Die, die heute gegen Muslime hetzen, haben das gestern gegen Juden getan, darum können wir bei der Islamophobie von funktionalem Antisemitismus sprechen.

Aber der echte Antisemitismus ist Rosens Problem offensichtlich nicht. Selbst nach dem zu verurteilenden Angriff auf ihn schießt der gegen die linke BDS-Bewegung, gegen die friedliche und zivilgesellschaftliche Kampagne für elementare Menschenrechte, die eben auch für Palästinenserinnen und Palästinenser gelten müssen und die nach dem südafrikanischen Boykottvorbild eingefordert werden.

Entfernt man also die Umdeutungsoperation, laut der Antikolonialismus Antisemitismus sei, so lautet das Ergebnis der Entschlüsselung von Rosens Sager: der Antisemitismus ist insignifikant, der demokratische Aufstand der unterdrückten Palästinenser und ihre antikolonialen Unterstützer sind das zentrale Problem für die Herrschenden.

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